Veröffentlicht am 18.07.2024

Neue Perspektiven für die Grenzdokumentationsstätte Lübeck-Schlutup

Land und Hansestadt Lübeck unterstützen den Erinnerungsort bei seiner Weiterentwicklung

Übergabe und Vertragsunterzeichnung, v.l.n.r. Guido Wendt, Staatssekretär im Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, Ingrid Schatz, Vereinsvorsitzende Grenzdokumentationsstätte Lübeck-Schlutup e.V. und Jan Lindenau, Bürgermeister Hansestadt Lübeck

Lübeck lag als einzige westdeutsche Großstadt direkt an der Grenze zur ehemaligen DDR. Im Stadtteil Schlutup befand sich der nördlichste Grenzübergang Deutschlands, der nach der Wiedervereinigung durch ehrenamtliches Engagement als authentischer Ort der deutsch-deutschen Geschichte gesichert wurde. Der Verein hat im linken Gebäudeteil eine Ausstellung und Begegnungsstätte aufgebaut, um die Geschichte und das Leben an der ehemaligen innerdeutschen Grenze und im Kalten Krieg zu dokumentieren und zu vermitteln.

Im Laufe der Zeit entstand eine umfangreiche Sammlung, die sich in großen Teilen aus privaten Schenkungen zusammensetzt und neben den materiellen Zeugnissen auch biografische Erinnerungen der Lübecker:innen abbildet. Der 1999 gegründete Verein nimmt daher eine zentrale erinnerungskulturelle Funktion in der Hansestadt Lübeck ein und etablierte die „Grenzdokumentationsstätte Lübeck-Schlutup“ (GDS) schließlich 2004 als Ort der historisch-politischen Bildungsarbeit. „Durch das Engagement der Vereinsmitglieder wurde am Schauplatz Lübeck ein überregional bedeutsamer Erinnerungsort geschaffen und zwei Jahrzehnte aufrechterhalten. Diese Leistung wird vom Land Schleswig-Holstein und von der Hansestadt Lübeck im ersten Schritt durch die betriebskostenfreie Überlassung des gesamten Gebäudes gesichert, im zweiten durch Sicherung der Expertise von Zeitzeugen und der Sammlung und im Dritten durch ein Übergangskonzept, dass die Ehrenamtlichen entlastet und diesen Ort weiter für Besuchende zugänglich macht. Parallel erfolgt die Neukonzeptionierung und Auslotung von Finanzierungsmöglichkeiten für die Neuaufstellung und den künftigen Betrieb. Mein Dank gilt allen, die sich für diesen Erinnerungsort einsetzten und einsetzen.“, so Kultursenatorin Monika Frank.

Als authentischer historischer Ort und Schauplatz des Kalten Krieges ist die GDS zugleich von überregionaler Bedeutung und Interesse.

Grenzdokumentationsstätte fester Bestandteil der Erinnerungskultur in Lübeck

Der Erinnerungs- und Lernort wird bislang durch den Verein getragen, der sich seit langem für den institutionalisierten Erhalt und den Ausbau der Grenzdokumentationsstätte einsetzt. Das Land Schleswig-Holstein und die Hansestadt Lübeck haben bereits frühzeitig beschlossen, gemeinsam die zeitgeschichtliche Sammlung zu sichern und eine Modernisierung der GDS einzuleiten.

Um dem Verein bei seiner Arbeit zu unterstützen, hat die Hansestadt Lübeck als Eigentümerin des Gebäudes im Juni 2024 einen neuen Mietvertrag geschlossen, der dem Verein die Nutzung des gesamten Gebäudes ermöglicht und dessen Vermittlungsarbeit vereinfacht.

Die Weiterentwicklung der Einrichtung ist Teil des Koalitionsvertrages der Landesregierung und Bestandteil des Konzeptes zur Erinnerungskultur der Hansestadt Lübeck. Stadt und Land begleiten daher gemeinsam den anstehenden Transformationsprozess, der im Ergebnis zu einem innovativen Lern- und Erinnerungsort führen soll. Ein wichtiger Meilenstein ist hierbei die Übernahme der Sammlung der GDS durch die Hansestadt Lübeck, die mit der Vertragsunterzeichnung am 17. Juli 2024 im Beisein von Schleswig-Holsteinischen Staatssekretärs Guido Wendt, Bürgermeister Jan Lindenau und Kultursenatorin Monika Frank erfolgt. „Die Unterzeichnung des Vertrages und damit die Übereignung der Sammlung an die Hansestadt Lübeck heute sind ein Meilenstein für die Entwicklung der Grenzdokumentationsstätte und ihren weiteren Transformationsprozess. Es freut mich, dass wir auf einem sehr guten gemeinsamen Weg sind“, erklärt Kulturstaatssekretär Guido Wendt.

Planungen ab 2025

Das Potenzial der GDS wurde bereits durch mehrfach evaluiert: Eine Studie zu den Gedenk- und Erinnerungsstätten der deutschen Teilung in der Metropolregion Hamburg unterstrich 2020 ihre Bedeutung. Im Jahr 2023 folgte eine Machbarkeitsstudie der Berliner Firma Gewerkdesign für die zukünftige Aufstellung der Grenzdokumentationsstätte Lübeck-Schlutup, die im Auftrag des Ministeriums für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur erarbeitet wurde. Diese Studie gibt Empfehlungen für eine Neuaufstellung, Professionalisierung und zukünftige Trägerschaft des Erinnerungsortes an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Auf dieser Basis soll die GDS künftig ausgebaut und inhaltlich gestärkt werden.

Land und Stadt finanzieren künftig die Grenzdokumentationsstätte

Für Planungs- und Konzeptionsphase stellt das Land Schleswig-Holstein auf Beschluss des Landtages 150.000 Euro zur Verfügung. Die Hansestadt beteiligt sich mit 50.000 Euro sowie personeller Unterstützung seitens der Verwaltung und dem Erlass von Miete und Betriebskosten für das Gebäude. Dies entspricht einem jährlichen Betrag von knapp 60.000 Euro. Eine Unterstützung durch Drittmittel ist ebenfalls vorgesehen, ein entsprechender Projektantrag liegt derzeit zur Begutachtung vor.

Für eine spätere Modernisierung des Museums und den Aufbau eines neuen Ausstellungs- und Vermittlungsangebotes sollen während dieser ersten Projektphase weitere Mittel eingeworben werden. Hierzu sind Finanzierungsanträge bei der Metropolregion Hamburg, der Bundesstiftung Wiederaufarbeitung der SED-Diktatur und dem Land Schleswig-Holstein vorgesehen.

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