Für mehr als 14 Millionen Euro wird das Museum Behn-Drägerhaus bis zum Jahr 2026 einer Grundinstandsetzung unterzogen. Dazu gehören neben dem Erhalt der Bausubstanz Anpassungen an den Brandschutz, die Barrierefreiheit und die Sicherheitstechnik. Nach derzeitigem Stand kann an der Wiedereröffnung des Behnhauses nach Abschluss der Sanierungen für das Frühjahr 2025 festgehalten werden. Die Wiedereröffnung des Behnhauses nach dann dreijähriger Schließung ist der erste große Meilenstein in dem Gesamtsanierungsprojekt. Ihr folgt die Schließung des Drägerhauses, für dessen Sanierung ein weiteres Jahr eingeplant ist. Die Eröffnung des kompletten Museums Behnhaus Drägerhaus soll voraussichtlich Mitte 2026 erfolgen.
Bauhistorische wertvolle Substanz trotz moderner Technik bewahren
Seit Anfang 2022 läuft die umfangreiche Sanierung des Behnhauses. Die große Herausforderung bei diesem Projekt liegt im Zusammenspiel der bauhistorisch wertvollen Substanz, den Anforderungen an Brandschutz und Fluchtwege, auch im Hinblick auf die Barrierefreiheit, und den hohen Anforderungen an die Sicherheitstechnik zum Schutz der Ausstellungsgüter.
Die Arbeiten begannen zunächst mit einer umfangreichen Schadstoffbeseitigung im Bereich der beiden Keller, vor allem Dämmungen mit Asbest mussten in großem Umfang beseitigt werden. Es folgten Erdbauarbeiten, die in enger Abstimmung mit dem Bereich Archäologie und Denkmalpflege durchgeführt wurden. Ein extra mittels eines Krans über die Königsstraße „eingeflogenes“ Bohrgerät ermöglichte die Stabilisierung einer alten Grundstückstrennwand und die Gründung des neuen Aufzugs. Dieser ist im ehemaligen Küchenhof verortet und gewährleistet zukünftig eine barrierefreie Erschließung des Museums. Im Kellergeschoss wurde eine neue Sole eingebracht, im Gewölbekeller des Gartenflügels des Behnhauses konnte der ursprüngliche Backsteinboden mit Fischgrätmuster freigelegt werden. In den 1920er Jahren wurden dort ca. 50 Zentimeter Erdreich aufgeschüttet, so dass nun die ursprüngliche Dimension der Räume wieder wahrnehmbar ist.
Neben Freilegungen von vergangenen bauzeitlichen Zeugnissen und der Erlangung von neuen Erkenntnissen zur Baugeschichte dieses Baudenkmals ist der Bauablauf jedoch auch geprägt vom umfangreichen Sanierungsbedarf des Gebäudes. Die, im Rahmen des Baubetriebs weiteren Freilegungen offenbaren teils substanzielle Schäden, welche so im Rahmen der im Vorwege durchgeführten Sondierungen nicht vollumfänglich ersichtlich waren. Die Entscheidung zur ganzheitlichen Betrachtung der Bausubstanz hinsichtlich Sanierungs- und Modernisierungsbedarf hat sich im Zuge der Arbeiten somit als richtig erwiesen.
Zudem wird auch die Ausstellungskonzeption in diesem Zusammenhang überarbeitet: Der Keller mit seinen historischen, mittelalterlichen Gewölben wird für Besucher:innen zukünftig erlebbar und Teil der Ausstellung werden und im Bereich des ehemaligen Bunkers, der dort während des 2. Weltkrieges untergebracht war, sind zukünftig die Sanitäranlagen verortet. Ein neuer Aufzug im Bereich des ehemaligen Küchenhofes sowie bauliche Anpassungen in beiden Gebäuden ermöglich eine barrierefreie Erschließung der Ausstellungbereiche und im Außenbereich auch des Overbeckpavillions.
Die Geschichte des Hauses
Das sogenannte Behnhaus ist heute Bestandteil des Lübecker Kunstmuseums für Malerei des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne. Seit 1921 befindet sich das Objekt im Besitz der Hansestadt Lübeck. Es wurde 1783 als großbürgerliches Wohnhaus und Stadtpalais des Klassizismus vom Lübecker Weinhändler Peter Hinrich Tesdorpf errichtet und gilt als einer der schönsten Bauten Lübecks dieser Zeit.
Im Grundriss als typisches Lübecker Kaufmannshaus mit Kontor und Diele im Haupthaus und den Wohnräumen im Flügel konzipiert, war es in seiner klassizistischen Gestalt um 1800 hochmodern und an internationalen Vorbildern orientiert. Durch den dänischen Architekten und Inneneinrichter Joseph Christian Lillie (1760-1827) erfuhr es zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen klassizistischen Umbau beziehungsweise eine diesem Zeitgeist entsprechende Umgestaltung, die sich bis heute im Interieur der Innenräume wiederfindet.
Ab 1823 erwarb der Arzt Georg Heinrich Behn, Vater des späteren Lübecker Bürgermeisters Heinrich Theodor Behn, das Haus. Hieraus ergibt sich die überlieferte Bezeichnung als Behnhaus. Bis 1920 war das Objekt im Besitz der Familie Behn.
Der Lübecker Senat erwarb Anfang Februar 1921 das Gebäude, das zu dieser Zeit in schlechtem, sehr sanierungsbedürftigem Zustand gewesen ist. Der spätere Lübecker Museumsdirektor Carl Georg Heise richtete das Behnhaus als Museum ein und bewahrte es so vor einem Umbau in ein Bankgebäude. 1981 konnte das Museum um das benachbarte Gebäude erweitert werden. Der museale Ausbau wurde von Dr. Heinrich Dräger finanziert und das Gebäude als Drägerhaus mit dem Behnhaus verbunden.
Zwei Häuser - ein Museum
Das Museum Behnhaus Drägerhaus ist Lübecks Galerie des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne. Die bedeutende Sammlung von Gemälden, Plastiken, Grafiken und Fotografien umfasst Werke deutscher und europäischer Künstler und hat ihren Schwerpunkt in der Kunst der Romantik und der klassischen Moderne. Von Caspar David Friedrich bis Edvard Munch lautet der Titel der Sammlungspräsentation, in der sich regionale Ausrichtung und internationale Bedeutung verbinden. Durch das Zusammenspiel von Gemäldegalerie und historischen Räumlichkeiten gilt das Haus als eines der schönsten Museen Norddeutschlands.
Die Räume im Drägerhaus bieten in erster Linie einen zeitgemäßen Ausstellungsort für die Gemäldesammlung und für Sonderausstellungen. Der Charakter privater Wohnräume bleibt jedoch weiterhin erkennbar. Mit der im Erdgeschoss befindlichen Festraumfolge im Rokoko-Stil findet sich ein in Lübeck einzigartiges Raumensemble nach französischem Vorbild.
Im Behnhaus sind zudem in den historischen Räumen Wohnensembles des 19. Jahrhunderts zu sehen. Teile der Gemäldesammlung fügen sich hier ein: Bürgerliche Wohnkultur und bürgerliches Sammeln sind so miteinander verbunden. Die ehemaligen Privatgemächer im Flügel des Behnhauses zählen zu den bedeutendsten klassizistischen Inneneinrichtungen in Norddeutschland, realisiert zu Beginn des 19. Jahrhunderts vom dänischen Architekten Joseph Christian Lillie (1760-1827).
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