Veröffentlicht am 27.10.2022

Auftakt der Veranstaltungsreihe „Zeit des Erinnerns– für die Zukunft 2022“

Bis Dezember 2022 erinnert Lübeck an die Opfer national-sozialistischer Gewalt

In 2022 jähren sich zum 30. Mal die politisch motivierten Ausschreitungen auf die „Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber“ und das „Sonnenblumenhaus“, Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeitende, in Rostock-Lichtenhagen sowie der rassistische Brandanschlag von Mölln, der drei Frauen das Leben kostete. Seit Jahrzehnten kommt es bundesweit immer wieder zu antisemitischen und rassistischen Gewalttaten. Zentrale Themen der diesjährigen Veranstaltungsreihe „Zeit des Erinnerns“ sind daher unter anderem Demokratiestärkung und Menschenrechte.

Auch in Lübeck zeigte sich in den „Baseballschlägerjahren“ (Christian Bangel) rechtsextreme Gewalt: In Erinnerung bleiben die Brandanschläge auf die Lübecker Synagoge 1994/95 und der Angriff auf die Geflüchtetenunterkunft 1996 in der Hafenstraße, bei dem zehn schutzsuchende Menschen sterben mussten und viele weitere zum Teil schwer verletzt wurden. Die Gewalt der 1990er wirkt bis heute nach: die Mordserie des NSU, die Anschläge von Halle und Hanau sowie der Mord an Dr. Walter Lübcke sind traurige Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit, die in die Gegenwart hineinwirken und eine ernstzunehmende Gefahr für die Demokratie und ein weltoffenes Miteinander darstellen.

Unsere Gesellschaft ist mitnichten gefeit gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Es ist und bleibt daher eine Verpflichtung – nicht nur an Jahrestagen – immerwährend an die NS-Verbrechen und die Tiefpunkte in der Geschichte zu erinnern, die richtigen Lehren daraus zu ziehen sowie mit Haltung und Zivilcourage zu verhindern, dass Menschen Opfer von Hass, Hetze und Gewalt werden.

Ein wichtiger Meilenstein für die Hansestadt Lübeck stellt das kürzlich vorgestellte Grundlagenkonzept für eine zeitgemäße Neuausrichtung und dauerhafte Stärkung der Erinnerungskultur in Lübeck dar, das vom Forum Erinnerungskultur initiiert und vom Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck sowie von der Hansestadt Lübeck beauftragt wurde. Fachliche und finanzielle Unterstützung erfährt diese Initiative von der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten und dem Netzwerk Erinnerungskultur in der Nordkirche.

Im Veranstaltungsfokus der diesjährigen „Zeit des Erinnerns“ stehen erneut Themen wie Verständigung, Demokratiestärkung und Menschenrechtsbildung. Unter den Veranstaltenden sind neben den Gedenkstätten in der Stadt, die Jüdische Gemeinde, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, zahlreiche Vereine und Initiativen, das Haus der Kulturen, die Kirchen, die städtischen Museen und (Hoch-)Schulen, das Theater Lübeck, das Willy-Brandt-Haus und die Hansestadt Lübeck.

Eine Auswahl der geplanten Veranstaltungen:
Am 9. November gehört die ganze Solidarität den Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde: Die Auschwitzüberlebende Eva Szepesi spricht zu Schüler:innen der Dorothea-Schlözer-Schule und der Hanse Schule. Albrecht Weinberg, Überlebender des Konzentrationslagers Bergen-Belsen, wird am 14. November zu Gast in der Ernestinenschule sein. Auch der mutige Kampf der vier Lübecker Geistlichen, die dem NS-Terror furchtlos entgegentraten wird bedacht. Die Gedenkstätte Lutherkirche zeigt eine Ausstellung über den Umgang der Lübecker Kirchen mit ihrer Erinnerung an die als Soldaten gefallenen Gemeindemitglieder.

Zwei Veranstaltungen verdienen besondere Beachtung: Am 4. November referiert in der Lutherkirche der Historiker Dr. Helge-Fabien Hertz über die Rolle der Pastorenschaft in der NS-Zeit. In der Herz Jesu skizziert am 8. November der Historiker Prof. Dr. Olaf Blaschke die vielfältigen Facetten der Beziehungen zwischen Kirche und dem NS-Regime.

Vom 18. bis zum 20. November widmet sich die 2. Gemeinsame Gedenkstättentagung Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein dem Gedenken, Erinnern und Lernen in der Hansestadt, ermittelt Leerstellen und begibt sich an Orte ideologisch motivierten Verbrechens sowie politischen Unrechts im 20. Jahrhundert in Lübeck.

Das gedruckte Programmheft liegt an folgenden Stellen aus: Rathaus, Kulturbüro, Lichthof, Museen, Stadtbibliothek, Volkshochschule und in allen teilnehmenden Kirchen und Einrichtungen.

Die online-Version des Programmhefts steht Ihnen zur Verfügung unter: https://www.luebeck.de/de/stadtleben/kultur/zeit-des-erinnerns.html

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