Das deutsch-dänische Fehmarnbelt-Komitee hat sich auf seiner letzten Sitzung (am 20. September 2022) eingehend mit neuen Chancen im Bildungsbereich beschäftigt, die sich für die grenzüberschreitende Fehmarnbelt-Region ergeben können.
„In seiner Zusammensetzung aus Vertreterinnen und Vertretern der Politik, der Wirtschaft und der Gewerkschaften, des Tourismus, der Bildung sowie der Kultur und des Naturschutzes zeigt sich die Stärke dieses Koordinierungsgremiums“, stellte der Komitee-Vorsitzende, Ostholsteins Landrat Reinhard Sager, fest: „Gerade dieses breite gesellschaftliche Spektrum erlaubt es dem Komitee, Impulse für gemeinsame Visionen zu setzen und aufzunehmen und daraus Strategien zu entwickeln.“
Auch der Bürgermeister der Hansestadt Lübeck, Jan Lindenau, ebenfalls Mitglied im Komitee, betont die praktische Umsetzbarkeit: „Aus den Strategien heraus wollen wir konkretes Handeln verabreden. Gerade im Bildungsbereich und im Tourismus bieten sich viele Kooperationsmöglichkeiten.“
Der Sitzungsort des Komitees war passend gewählt: Man traf sich in Rødby in modernen Bürocontainern umgeben von Hafenanlagen, Freiflächen, neuen Unternehmensniederlassungen und der Großbaustelle für den Fehmarnbelt-Tunnel. Die Aufbruchstimmung auf dänischer Seite war spürbar.
Thema der Sitzung war ein geplanter neuer Wissens- und Lern-Campus, genannt „Fehmarn Innovation Link“, der von Michael Svane, dem Stellvertretenden Vorsitzenden der Entwicklungsagentur Femern Belt Development, vorgestellt wurde. Da in Dänemark angestrebt wird, die riesige Tunnel-Fabrik auch nach Fertigstellung des Fehmarnbelt-Tunnels für weitere Großbaumaßnahmen wie Tunnel, Brücken sowie Groß-Windkraftanlagen und „Energie-Inseln“ zu nutzen, soll der Campus von dieser benachbarten Expertise und Innovationskraft profitieren. Für Holger Schou Rasmussen, den Vize-Vorsitzenden des Fehmarnbelt-Komitees und zugleich Bürgermeister der Kommune Lolland, bietet sich somit eine Win-Win-Situation für Lolland selbst sowie weit über die Insel hinaus.
„Fehmarn Innovation Link“ soll breit und modern aufgestellt werden
Geplant sind internationale Kursangebote im Stil einer „Summer School“ u.a. im Bereich des Nachhaltigen Bauens. Dabei soll es beispielsweise um innovative Materialkunde, um die Nutzung alternativer, recycelter Baustoffe sowie um die Erzeugung und Nutzung Erneuerbarer Energien gehen, aber auch um Themen wie Robotik. Die praktische Anschauung soll durch eine Kooperation mit Fermern A/S und den Baukonsortien vor Ort erfolgen, die zudem im Rahmen ihres Auftrages eine ganze Reihe von Ausbildungsplätzen zur Verfügung stellen werden.
Daher soll die Ausrichtung des „Fehmarn Innovation Link“ sehr breit sein und sowohl für Hochschul- als auch für schulische und berufliche Bildung geeignet sein. Angesprochen wird insbesondere auch das Bauhandwerk. Die Schulleitungen der beiden Beruflichen Schulen des Kreises Ostholstein, die als Komitee-Mitglieder ebenfalls an der Sitzung teilnahmen, zeigten sich über diese Ausrichtung besonders erfreut. Es sei stets das Ziel, den Schülern und Schülerinnen aktuelle Innovationen praxisnah zu vermitteln und die Verknüpfung zwischen Hochschulforschung und praktischer Umsetzung zu stärken.
Die geplante Bildungsstätte wird moderne Unterrichtsräume und Werkstätten sowie attraktive Unterkünfte samt Mensa und Freizeiteinrichtungen umfassen. Es versteht sich für die Projektplaner von selbst, dass dieser Campus architektonisch inspirierend sowie selbst ein Modell für nachhaltigen Bauen sein soll.
Im Rahmen der Komitee-Sitzung zeigten Per Goltermann, Professor an der Dänischen Technischen Universität in Lyngby bei Kopenhagen, und Nils Eckardt, Projektleiter im Technikzentrum Lübeck, in weiteren Vorträgen anschauliche Kooperationsbeispiele auf. Sowohl die Forschung und Lehre an der Hochschule im Bereich des Bauingenieurswesens als auch die Unterstützung innovativer Start-ups hat schon vom grenzüberschreitenden Wissensaustausch profitiert. Beide begrüßten daher ausdrücklich den geplanten „Fehmarn Innovation Link“ und beteiligen sich als Projektpartner.
Das Fehmarnbelt-Komitee hat die weitere gemeinsame Strategie-Entwicklung verabredet und will insbesondere die Chancen im Bildungsbereich konkret verfolgen und nutzen.
Hintergrund:
Das Fehmarnbelt-Komitee ist ein grenzübergreifendes, deutsch-dänisches Arbeits- und Koordinierungsgremium. Es erstreckt sich auf das Gebiet der Kreise Ostholstein und Plön und der Hansestadt Lübeck auf deutscher Seite sowie vieler Kommunen der Region Sjælland auf dänischer Seite. Es umfasst insgesamt 36 Mitglieder von beiden Seiten des Fehmarnbelts, darunter Politikerinnen und Politiker und Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen sowie Organisationen und Verbände aus wichtigen gesellschaftlichen Bereichen wie Tourismus, Kultur, Naturschutz, Bildung/Ausbildung, Wirtschaft und Gewerkschaften. Der Vorsitz wechselt jährlich zwischen dem Landrat des Kreises Ostholstein und dem Bürgermeister der Kommune Lolland.
Ziel des Fehmarnbelt-Komitees ist es, die Entwicklung der Fehmarnbelt-Region zu einer gut integrierten und wettbewerbsfähigen Region aktiv zu unterstützen und mitzugestalten. +++