Gleichstellungsbeauftragte Elke Sasse lädt alle Lübecker:innen ein, das Wahlrecht am kommenden Sonntag zu nutzen. Gleichzeitig erinnert sie daran, dass genau am kommenden Wahlsonntag vor 75 Jahren, am 8. Mai 1947, die erste Lübeckerin, Dr. Luise Klinsmann, in den schleswig-holsteinischen Landtag einzog.
Geboren 1896 besuchte Luise Klinsmann die Ernestinenschule und das Johanneum und studierte anschließend Geschichte, Literaturwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften. 1922 wurde sie in Kiel mit einer Arbeit über die Industrialisierung der Stadt Lübeck zur Dr. rer. pol. promoviert. Ihre im gleichen Jahr geschlossene Ehe wurde 1928 wieder geschieden. 1929 heiratete sie dann den Studienrat Wilhelm Klinsmann, aus dieser Ehe hatte sie eine Tochter. Zwischen 1927 und 1929 absolvierte sie ein Volontariat in der Lübecker Stadtbibliothek und arbeitete bis 1933 als Dozentin an der Lübecker Volkshochschule. Zwischen 1933 und 1945 widmete sie sich ihrer Tochter und war als Hausfrau tätig.
1945 wurde sie dann Mitglied der SPD, kandidierte für die Lübecker Bürgerschaft und war ab 1946 Mitglied der Bürgerschaft. Sie war auch die erste Frau im Senat der Hansestadt Lübeck.
Mitglied im schleswig-holsteinischen Landtag war sie von 1947 – 1950. Dort arbeitete sie im Ausschuss für Entnazifizierung, im Ausschuss für Volksbildung und Erziehung, im Innenausschuss und im Ausschuss für Verfassung und Geschäftsordnung mit. Das Amt als zweite stellvertretende Bürgermeisterin von Lübeck hatte sie von 1950 bis 1955 inne. Als Kultursenatorin der Hansestadt Lübeck wirkte sie ehrenamtlich bis zu ihrem Tod im Jahr 1964. 1955 setzte sie sich z.B. mit Erfolg dafür ein, dem Nobelpreisträger Thomas Mann die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt zu verleihen; ebenso förderte sie die „Nordischen Tage“, aus denen die Nordischen Filmtage hervorgingen.
Das 1965 fertiggestellte Gebäude der Lübecker Volkshochschule in der Hüxstraße trägt ihren Namen: „Luise-Klinsmann-Haus“.
„Aktuell liegt der Anteil der Frauen im schleswig-holsteinischen Landtag bei 31,5% und damit im bundesweiten Vergleich im Mittelfeld“, so Elke Sasse, Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Lübeck. „Allerdings hoffe ich, dass im kommenden Landtag mehr Frauen vertreten sein werden. Und dies sollte dann insbesondere auch ein Signal sein für die Kommunalwahl in 2023; hier haben die Parteien jetzt die Chance, durch Listen- und Direktmandate, den aktuell niedrigen Frauenanteil in der Lübecker Bürgerschaft von 26,5% (13 der 49 Mandate sind mit Frauen besetzt) deutlich zu erhöhen. Annähernd 50% muss das Ziel sein“, so Sasse‘s Forderung. +++
Quelle: Frauenbüro