Veröffentlicht am 08.09.2020

61. Sitzung des Welterbe- und Gestaltungsbeirates

Gremium beschäftigte sich mit dem Projekt Beckergrube und dem Standesamt

Nach der digitalen Videokonferenz im Juni 2020 konnte der Welterbe- und Gestaltungsbeirat der Hansestadt Lübeck am 3. und 4. September 2020 wieder in Lübeck tagen. Nach der Besichtigung aller Projekte, fand die öffentliche Sitzung diesmal im Kleinen Saal der Musik- und Kongresshalle am Donnerstagabend statt. Die auf Grund der geltenden Kontaktbeschränkungen reduzierten Teilnehmer:innen Plätze für die Öffentlichkeit und Fachwelt (25 Personen) waren schnell vergeben. Bausenatorin Hagen freut sich über das große Interesse: „Es zeigt sich, dass die Lübecker:innen die Entwicklung der Stadt mit Freude und einem kritischen Blick begleiten“. 

Nachdem im Juni das Projekt Beckergrube anhand von Fotos und Plänen vorgestellt wurde, konnten sich die Beiräte diesmal ein eigenes Bild vor Ort machen. Landschaftsarchitekt Bertel Bruun hob heraus, dass aus der vorgefundenen Situation die Chance ergriffen wurde, neue Lösungen für die Widersprüchlichkeit des Ortes zu diskutieren. Die breite öffentliche Diskussion und die Vermittlung, z.B. über die roten Info-Boxen, werden ausdrücklich begrüßt. Der Beirat regt an, die Ergebnisse des Versuchs in ähnlicher professioneller Form zu erfassen, um für die fachlichen und politischen Gremien eine geeignete Entscheidungsgrundlage zum weiteren Vorgehen zu erhalten und damit einen nachhaltigen Effekt in der Stadtentwicklung zu erzeugen. Vorausblickend wird empfohlen, die gestalterische Umsetzung des Verkehrsversuchs zu schärfen. Es wird u.a. eine konsequente Farbgestaltung und eine klar ablesbare räumliche Anordnung der Möblierung vorgeschlagen.

Neben der Beckergrube war die geplante Erweiterung der Lindeschen Villa (Standesamt) Thema der Sitzung. Das Projekt wurde zunächst vom beauftragten Büro Konermann + Siegmund Architekten GmbH BDA vorgestellt. Das 1968 für die standesamtliche Nutzung erbaute eingeschossige Nebengebäude soll durch einen zweigeschossigen Neubau ersetzt werden. Ziel ist es, die Abläufe des Standesamtes (Hochzeiten, Antrags- und Beurkundungswesen) zu verbessern und moderne Arbeitsplätze zu errichten und hierbei das Haupthaus, welches ein bedeutendes Baudenkmal darstellt, baulich zu entlasten. Frau Prof. Kahlfeldt begrüßte die geplante denkmalgerechte Sanierung der Lindeschen Villa und betont, dass die Nutzung des Gebäudes als Standesamt geradezu perfekt sei. Die vorgesehene Gebäudehöhe und die Ausmaße der geplanten Erweiterung stoßen jedoch auf Kritik. Es wird befürchtet, dass die räumliche Wirkung des Gartens und der architektonische Ausdruck des einstigen Sommerhauses verloren gehen. Der Beirat regt an, das Volumen des Neubaus spürbar zu reduzieren und über eine alternative Verteilung der Nutzungen auf dem Grundstück bzw. im Bestand nachzudenken.

Am Freitag erfolgte der mittlerweile obligatorische Besuch des Gründungsviertels. Erstmalig waren auch interessierte Bürger:innen eingeladen. Es wurden drei Musterfassaden vorgestellt und beraten. Anschließend folgte ein kleiner Rundgang mit Blick auf die Baustellenentwicklung und die bereits fertiggestellten Häuser. Der Beiratsvorsitzende Prof. Springer hob während des Rundganges heraus: „Der vorbildliche Planungsprozess und die Entscheidung das Gründungsviertel durch eine Vielzahl von Bauherren und Architekten umzusetzen stellt national eine Besonderheit dar und wird von der Fachwelt aufmerksam verfolgt. Die hohe Qualität der bereits ausgeführten Bauten bestätigt, dass die städtischen Anstrengungen Früchte tragen und eine Integration in die Stadtstruktur und Stadtgesellschaft tatsächlich gelingt.“ Aufgrund der hohen Nachfrage wird es für die interessierte Öffentlichkeit und Fachwelt im kommenden Jahr einen erweiterten Rundgang geben.

Die kommende Beiratssitzung wird voraussichtlich am 12. und 13. November 2020 stattfinden. Die Hansestadt Lübeck wird rechtzeitig über die Medien auf die öffentliche Sitzung hinweisen. +++