Lübeck setzt auf die Baumarten, die auch natürlich auf den entsprechenden Standorten vorkommen und nutzt die natürlichen Auslese- und Konkurrenzprozesse. Die Bäume bleiben so lange wie möglich im Wald, um Lebensraum für Pflanzen und Tiere zu bieten und Kohlenstoff zu speichern. Zehn Prozent der Waldfläche werden nicht bewirtschaftet, sondern sind „Lernort der natürlichen Waldentwicklung“ (Referenzflächen) und dienen als Rückzugsraum der Natur. Insgesamt wird in den Lübecker Stadtwald wesentlich weniger eingegriffen, als in der klassischen Forstwirtschaft. So kommt Ruhe in den Wald, obwohl er als Naherholungsraum genutzt wird. Bäume, die natürlich absterben, dürfen als Lebensraum für Insekten und andere Waldbewohner im Wald bleiben.
Der Lübecker Stadtwald setzt mit seinem Konzept schon seit über 20 Jahren um, was die Bundesregierung mit der Verabschiedung der Nationalen Biodiversitätsstrategie (NBS) erst 2007 beschlossen hat, um die internationalen Abkommen zum Erhalt der Artenvielfalt zu erfüllen. Die Nationale Biodiversitätsstrategie gibt vor, bis 2020 zehn Prozent der öffentlichen Wälder einer natürlichen Waldentwicklung zu überlassen und die Wälder insgesamt naturnäher werden zu lassen. Die konsequente Umsetzung der NBS belegen auch Monitoringergebnisse von Vogelvorkommen im Stadtwald Lübeck: so hat z.B. der seltene Mittelspecht seinen Brutbestand seit Einführung des Konzeptes fast vervierfacht. Die Lübecker Wälder sind nach den Kriterien der unabhängigen Zertifizierungssysteme FSC und Naturland zertifiziert. Sie wurden bereits mit mehreren Umweltpreisen, unter anderem der europäischen Papierindustrie, ausgezeichnet und sind auch ein Leuchtturmprojekt des TEEB Prozesses (The Economics of Ecosystems and Biodiversity) in Deutschland.
Die Lübecker Bürgerschaft hatte das stadteigene Forstamt bereits 1995 einstimmig beauftragt, dieses Konzept umzusetzen. Von Anfang an wurden Umweltverbände in die Entwicklung des Lübecker Konzeptes einbezogen - damit ist Lübeck vielen Staatsforstbetrieben voraus. Auch Greenpeace hat die Umsetzung dieses Konzepts von Anfang an begleitet und unterstützt. „Wir wünschen uns, dass Bundesumweltministerin Barbara Hendricks sich dafür einsetzt, dass die ökologische Bewirtschaftung des Waldes in Lübeck endlich auch in allen Staatswäldern und den Bundesforsten Schule macht und umgesetzt wird“, so Sandra Hieke, Waldexpertin von Greenpeace. Doch leider ist der Trend in der deutschen Forstwirtschaft gegenläufig: Anstatt auf die Natur zu vertrauen setzen auch heute noch viele staatliche Forstbetriebe auf maximalen Holzeinschlag. Die programmatisch gewünschte Nachhaltigkeit in der deutschen Forstwirtschaft stößt in der Umsetzung an Grenzen.
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