Sanierung der Renaissance-Fassade des Rathauses läuft an

Veröffentlicht am 10.02.2000

Sanierung der Renaissance-Fassade des Rathauses läuft an


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Voraussichtlich in einem Jahr wird mit der Sanierung der Renaissance-Fassade des Lübecker Rathauses begonnen. Vorangegangen sind langjährige Voruntersuchungen und Forschungsprojekte, von denen eins derzeit noch läuft. Über die Ergebnisse und das weitere Vorgehen wurden die Medien am heutigen Donnerstag während einer Pressekonferenz in der Hörkammer des Rathauses informiert.

Die Renaissance-Fassade wurde 1570/71 durch den Steinhauermeister Hans Fleminck und dessen Mitarbeiter Hercules Midow aus Gotland-Sandstein und “Benttiner Stein” in der Form der niederländischen Renaissance errichtet. Diese marktseitig gelegene “Laube” (oberhalb des Eingangs zum Ratskeller) wurde bereits in der Vergangenheit mehrfach ausgebessert. Erste Sanierungsmaßnahmen sind bereits aus dem Jahr 1830 bekannt. Da schon damals der Gotland-Sandstein stark geschädigt war, wurde er überwiegend durch andere Sandsteine, insbesondere Elbsandstein, ersetzt. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Fassade mehrfach ausgebessert, doch bereits 1988 wurden erneut große Schäden festgestellt, die durch Reinigung und Festigung der Steine behoben werden sollten. Dazu jedoch kam es nicht. Denn der mit der Untersuchung der Fassade beauftragte Restaurator Jochen Seebach aus Emkendorf bei Kiel wies in seinem Bericht darauf hin, daß die geplante Maßnahme zu Folgeschäden führen würde.

Aus diesem Grund beantragte die Hansestadt Lübeck, die Fassade des Rathauses als exemplarisches Untersuchungsobjekt in das Forschungsprogramm “Steinzerfall / Steinkonservierung” des Bundesministeriums für Forschung und Technologie (heute BMBF) aufzunehmen. In den Jahren bis 1992 fanden umfangreiche Untersuchungen im Rahmen dieses Programms statt. Erfaßt wurden die Art der verbauten Natursteine, des Mörtels und der bisherigen Materialergänzungen. Untersucht wurden auch die Schadstoffbelastungen sowie das Schadensausmaß an Naturstein und Fugen. Erläutert wurden zudem die erforderlichen Maßnahmen zur Sanierung. Das Ergebnis dieses Forschungsprojekts ist in einem vorläufigen Schlußbericht festgehalten worden, in dem Empfehlungen zur Erhaltung und Konservierung der Renaissance-Fassade genannt werden.

Seit 1999 laufen weitere Untersuchungen, um geeignete Verfahren zur Restaurierung zu finden, mit denen die Schäden behoben werden können. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (BDU), Osnabrück, finanziert das Forschungs- und Entwicklungsprojekt mit 507 000 Mark. Die Schwerpunkte liegen auf den Themen Festigung, Steinergänzung und neue Farbsysteme. Die Hansestadt Lübeck selbst beteiligt sich mit rund 1,3 Millionen Mark.

Bei dem Projekt sind Forschung und Praxis eng miteinander verzahnt. Unter Federführung des Zollern-Instituts am Deutschen Bergbau Museum, Bochum, sind neben den Bereichen Denkmalpflege und Hochbau der Hansestadt Lübeck die Nikolaus Kopernikus Universität Thorn/Torun, Polen, und der Restaurator Seebach an dem Projekt beteiligt.

Bevor mit der eigentlichen Sanierung begonnen werden kann, soll die Statik der Laube untersucht werden, heißt es in dem Abschlußbericht des Forschungsprojekts. Lose Verschmutzungen, Taubenkot und Birkenbewuchs müßten entfernt und die stark geschädigten Gotland Sandsteinoberflächen durch ein geeignetes Material gefestigt werden. Anschließend, so die Empfehlung, soll die Fassade durch eine trockene Reinigung gesäubert werden. Weiterer Schritt wäre dann die Entfernung des Fugendeckmörtels und eventuell die gesamte Erneuerung des Fugennetzes. Entfernt werden müßten auch alle Steinergänzungsstoffe, mürber Gotland-Sandstein und freigelegte Armierungen.

Als Austauschmaterial wird Elbsandstein oder ein anderer quarzitisch zementierter Sandstein empfohlen. Von Gotland-Sandstein wird in dem vorläufigen Abschlußbericht abgeraten. Nach einer Neuverfugung mit einem speziellen Mörtel sollte die Fassade erneut gereinigt und dann entweder mit einem besonderen Anstrich beschichtet oder auf andere Art konserviert werden. Welche Materialien verwendet werden, hängt von weiteren Tests ab, die im Zuge des laufenden Forschungsprojekts durchgeführt werden sollten. +++