Vorlage - VO/2024/13538-01  

Betreff: Antwort zur Anfrage des AM Juleka Schulte-Ostermann (GAL) im Hauptausschuss am 10.09.2024 zu Kunst- /Hybridrasenplätzen
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Monika FrankBezüglich:
VO/2024/13538
Federführend:4.401 - Schule und Sport Bearbeiter/-in: Schröder, Frank
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Hauptausschuss zur Kenntnisnahme
26.11.2024 
23. Sitzung des Hauptausschusses      

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag

Welche Vor- und Nachteile bieten Hybridrasenplätze gegenüber reinen Kunstrasenplätzen für die Lübecker Sportplätze?

 

 

 

 

 

Beschlusstext zur Bekanntgabe im öffentlichen Teil:

(nur bei nichtöffentlichen Vorlagen)

 

 

 

 

 


 


Begründung

Im Folgenden die mit dem Bereich Stadtgrün und Verkehr abgestimmte Antwort.

 

Erklärung Hybridrasen:

Hybridrasen ist ein durch Kunststofffasern verstärkter Naturrasenbelag, der mittlerweile nicht nur in Bundesliga-Stadien, sondern vereinzelt auch im kommunalen Bereich zum Einsatz kommt. Beim Bau eines Fußballplatzes mit Hybridrasen gibt es unterschiedliche Verfahren, bei denen die Rasentragschicht durch Kunststofffasern verstärkt wird. Der Sportrasen ist im Vergleich zu einem reinen Naturrasen belastbarer und regeneriert schneller. Dies ermöglicht eine höhere Nutzungsdauer der Sportstätte. Ob und inwiefern der Hybridrasen eine echte Alternative zu einem Naturrasenspielfeld oder zu einem Kunstrasenplatz darstellt, muss jeder Betreiber für sich abwägen. Ein Hybridrasenplatz braucht zudem eine besondere Pflege, da die Systeme aus Naturrasen und Kunststofffasern bestehen.

 

Verschiedene Systeme von Hybridrasen:

Der Preis für einen Hybridrasen variiert je nach Bauart, Qualität und Hersteller. Die folgende Übersicht zeigt drei unterschiedliche Systeme, die bei Neubau oder Umwandlung eines Fußballplatzes zu einem Hybridrasenplatz zum Einsatz kommen:

 

Hybridtragschicht

Bei der Hybridtragschicht handelt es sich um eine Rasentragschicht, in die starre und/oder elastische Kunststofffasern eingemischt werden. Für dieses Verfahren muss die Rasentragschicht mit einer Tiefe von ca. 10 cm ausgebaut und in der Folge wieder eingebaut werden.

 

Gewebte Kunststoffmatte

Bei diesem Verfahren kommt eine gewebte Kunststoffmatte zum Einsatz, die mit Material der Rasentragschicht verfüllt wird. In einem zweiten Schritt wird der Rasen eingesät und der Sportplatz kann nach einigen Wochen wieder genutzt werden.

 

Implantierte Kunststofffasern

In manchen Bundesligastadien und Stadien der englischen Premier League kommen Sportrasensysteme zum Einsatz, bei dem der Naturrasen durch implantierte Kunstfasern verstärkt wird. Bei dieser Variante werden Millionen von 18 20 cm langen Kunststofffasern implantiert, die den Sportrasen robuster und widerstandsfähiger machen.

 

Kosten eines Hybridrasens:

 

Die Kosten für die Umwandlung z.B. eines Tennenspielfeldes in ein Spielfeld mit einem Belag aus Hybridrasen belaufen sich auf ca. 600.000 - 800.000 €, sind demnach in etwa gleichzusetzen mit dem Bau eines Kunstrasenspielfeldes bei gleichzeitig geringeren Nutzungsstunden.

Die Unterhaltungskosten eines Hybridrasens sind mit denen eines Naturrasens zu vergleichen und damit um ein vielfaches größer, als die Unterhaltungskosten eines Kunstrasens bei niedriger Nutzungsdauer. Denn auch ein Hybridrasen benötigt Dünger, Bewässerung und regelmäßige Mäharbeiten.

Die nachfolgende Tabelle um einen Hybridrasen zu ergänzen, wäre mit sehr viel Recherche und Aufwand verbunden, da die unterschiedlichen Hybrid-Ausführungsvarianten berücksichtigt werden müssten und der entsprechende Datenbestand bisher sehr überschaubar ist.HS 

Nicht zu unterschätzen sind zudem die Entsorgungskosten, die ein Hybridrasensystem nach sich zieht. Durch die Vermischung von Kunstfasern und organischem Material sind die Entsorgungskosten sehr hoch, ein Trennen der Stoffe ist aus heutiger Sicht noch nicht möglich.

 

 

Fazit:

Ein Hybridrasen, egal in welcher Variante, ist alleine schon aufgrund der niedrigeren Nutzungsstunden keine Alternative zu den von Schulen und Vereinen hoch frequentierten Kunstrasenplätzen und wurde deshalb in der Fortschreibung des Kunstrasenberichtes auch nicht als Alternative aufgeführt. Zudem müsste man bei den in den letzten 15 Jahren gebauten Plätzen den gesamten im Regelfall noch gut funktionierenden Unterbau (Tragschicht, Drainagen) komplett zurückbauen, entsorgen und einen neuen Unterbau für Hybridrasen aufbringen anstatt einfach nur einen neuen Kunstrasen-Teppich zu verlegen. Sowohl ökologisch, als auch ökonomisch, wäre dies nicht sinnvoll. Auch müssten dann bei den meisten Plätzen anstatt eines Kunstrasens zwei Hybridrasenplätze als Ersatz gebaut werden, um die gleiche Anzahl an Mannschaften und Teams aufzunehmen. Dafür alleine fehlt es an fast allen Standorten schon an entsprechenden Grundstücksflächen für die Erschließung.

Die Lübecker Vereine haben jetzt schon Probleme für alle Mannschaften ausreichend Trainingszeiten anzubieten. Deshalb kann es im Rahmen von zukünftigen Sanierungsmaßnahmen ggf. sinnvoll sein zu prüfen, ob in Einzelfällen bestehende reine Rasenspielfelder durch einen Hybridrasen ersetzt werden können, um die dortigen Nutzungsintensitäten zu erhöhen und damit der steigenden Nachfrage der Vereine gerecht zu werden. Ein möglicher Standort hierzu wäre z.B. das Stadion Buniamshof, wo aufgrund der Leichtathletik-Wurfdisziplinen kein Kunstrasen verbaut werden kann und der Naturrasen sehr stark beansprucht wird.

 

Quellen: Sportstättenrechner


 


Anlagen

Keine
 

Stammbaum:
VO/2024/13538   Anfrage des AM Juleka Schulte-Ostermann (GAL) zu Kunst- /Hybridrasenplätzen   Geschäftstelle LINKE & GAL   Anfrage
VO/2024/13538-01   Antwort zur Anfrage des AM Juleka Schulte-Ostermann (GAL) im Hauptausschuss am 10.09.2024 zu Kunst- /Hybridrasenplätzen   4.401 - Schule und Sport   Antwort auf Anfrage öffentlich