Fr. Jakubczyk erläutert die Vorlage.
Der Bericht reagiere auf den Bürgerschaftsauftrag vom 26.11.2020, der zuvor im Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege beraten worden sei. Der Auftrag laute, sich bei der Konzepterstellung nicht nur auf die Lübecker Altstadt zu beschränken, sondern auch umliegende Stadtteile miteinzubeziehen. Das vorliegende Konzept beschreibe daher ein dezentrales Festivalformat, was in der Praxis eine logistische Herausforderung darstelle. Eine Erweiterung auf Flächen außerhalb des Altstadtareals sei zwangsläufig notwendig, da in der Innenstadt mit ihrer historischen Bausubstanz eine Nutzung von Flächen für Wandgestaltungen nicht unbegrenzt möglich sei. Ein dezentrales Festivalformat ermögliche, bis in die Stadtteile hineinzuwirken, die dort lebenden Menschen zu erreichen und auf diese Weise einen Beitrag zur Stadtteilkultur zu leisten.
Zur Konzepterstellung habe das Kulturbüro Kontakt aufgenommen zu:
Vertreter:innen von Lübecker Jugendzentren: Einige Jugendzentren haben ihr Interesse signalisiert, mit jungen Menschen eigene Veranstaltungen passend zum Thema Street-Art zu organisieren oder Workshop-Anbieter:innen aus anderen Orten zu buchen, die ihr Wissen an Kinder und Jugendliche sowie Mitarbeitende weitergeben sollen.
Flächeneigentümer:innen: Das Kulturbüro habe nach gut zugänglichen und gut sichtbaren Flächen gefragt. Ihr Interesse, (Gestaltungs-)Flächen zur Verfügung zu stellen, haben u. a. folgende Eigentumsparteien zurückgemeldet:
- Firma H. & J. Brüggen KG könne Flächen im Glashüttenweg 34 und in der Hafenstraße (dort die Silos) zur Verfügung stellen.
- Thilo Gollan von der Kulturwerft Gollan sei sehr aufgeschlossen gewesen und könne mehrere infrage kommende Flächen zur Verfügung stellen.
- Von den Grundstücksgesellschaften haben die TRAVE sowie das Wohnungsunternehmen VONOVIA SE ihre grundsätzliche Bereitschaft erklärt.
Veranstalter von Street-Art-Festivals: Bei diesen habe sich das Kulturbüro über den Zeitaufwand und die Kosten für folgende sechs zentralen Arbeitsfelder im Rahmen der Festivalorganisation informiert:
- Finanzierung, Budgetverwaltung, Geschäftsführung
- Flächengewinnung, Absprachen Eigentümer, Genehmigungen
- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Marketing (hier sind voraussichtlich neue Wege als die für Kulturveranstaltungen sonst üblichen zu gehen, da Street-Art-Aktive und Interessierte über andere Wege anzusprechen seien; ein lokaler Vertreter der Street-Art-Szene würde im Vorfeld zu einem Festival etwa an den legalen Flächen an der Marienbrücke Informationen sprühen.)
- Künstler:innenansprache und Material, bspw. Dosen, Farben, Grundierungen (anders als bei einer Ausschreibung für eine Ausstellung in einem Kunstmuseum würden für eine Fläche gezielt eine Auswahl an Künstler:innen angesprochen werden; dies setzt Kenntnis der Qualität, Technik, Stilistik und Verfügbarkeit der Künstler:innen voraus; Mitbestimmung der Wandeigentümer in gewissem Umfang würden wir mit den in kontaktierten Festivalausrichtern in Düsseldorf (40° Urban Art Festival), Hamburg (STAMP – The Street Arts Melting Pot) und Greifswald (Urban Art MV Festival) zusammenarbeiten.
- Rahmenprogramm und Workshops (dieses sollte in enger Abstimmung mit der lokalen Szene entwickelt werden; aber auch eine klassische Kultureinrichtung wie die Kunsthalle St. Annen hat Interesse signalisiert, das Thema Street-Art aufzugreifen und z.B. eigene Veranstaltungen etwa in Bezug zur eigenen Sammlung dazu zu konzipieren)
- bauliche und technische Vorbereitung und Betreuung (Gerüste, Hubwagen etc.)
Für all diese Aufgabe wäre ein Team mit vier freien Mitarbeitenden zusammenzustellen, die über unterschiedlich lange Zeiträume an dem Thema arbeiten würden. Inklusive der Sachkosten sowie der Honorarkosten für die Künstler:innen werden 300.000 Euro kalkuliert. Finanziert werden könnte ein solches Festival nur über entsprechende Zusagen von Drittmittelgebenden. Da bei Projektanträgen ein Eigenanteil mitzubringen sei, würden städtische Mittel in Höhe von 30.000 Euro benötigt.
Auch wenn ein solches Festival mit freien Mitarbeitenden umgesetzt werden würde, sei herauszustellen, dass die Umsetzung eines Street-Art-Festivals für das kleine Team des Kulturbüros zahlreiche zusätzliche Aufgaben wie die zentrale Steuerung, Drittmittelakquise und Mittelbewirtschaftung u.v.m. bedeuten würde.
Das Ziel und das Potential eines Street-Art-Festivals sehe das Kulturbüro in der kulturellen Teilhabe und Begegnung im öffentlichen Raum sowie einen Raum für diese Kunstform in Lübeck zu schaffen.
AM Petereit weist darauf hin, dass ein Festival in dieser Größenordnung einige Vorbereitungszeit bedarf. Er fragt, ob daher eine Realisierung in 2023 realistisch sei und Vorplanungskosten für 2022 entstehen würden. Fr. Jakubczyk antwortet, dass die Umsetzung eines solchen Festivals für Sommer 2023 realistisch sei, es benötige jedoch 1,5 Jahre Vorlaufzeit für bspw. Drittmittelakquise, Marketing, Flächengewinnung sowie vertrauensbildende Maßnahmen zur Szene. Der Großteil der Projektarbeit würde in 2022 geleistet werden.
AV Stolzenberg fragt in Richtung AM Eickhoff, ob Fraktionsmitglied Katja Mentz von Freie Wähler & GAL bereit sei, einen Antrag zu stellen. AM Eickhoff teilt mit, dass ein Antrag vorbereitet werde. Es gebe keine Einwände zum Konzept.
AM Dr. Junghans bemerkt, dieses Festival sei ein „nice to have“. Es müsse jedoch hinterfragt werden, zu welchen Lasten solch ein Großprojekt gehe und ob dieses aufgrund des hohen Gesamtbedarfs umsetzbar sei. Es müsse priorisiert werden, was realisiert werden könne.
Fr. Sen Frank erinnert daran, dass es sich formal um einen Bericht zur Kenntnisnahme handle. Sie hebt die besondere Qualität dieses Prüfergebnisses hervor, v. a. weil es Verbindungen zur Jugend und Bildung enthalte. Wenn solch ein Festival international ausgelegt werden soll, müsse darüber eingehend beraten werden. Der Fachbereich habe in der internen Haushaltsaufstellung eine kleine Summe hierfür angemeldet, damit eine Co-Finanzierung gesichert sei. Aufgrund der hohen Projektsumme und den damit verbundenen Aufwand, Fördermittel hierfür einzuwerben, könne mglw. ein Fundraiser mit der Drittmittelakquise beauftragt werden.
AM Petereit schließt sich Fr. Sen. Frank an, den Bericht zur Kenntnis zu nehmen. Eine Entscheidung könne nicht im Kulturausschuss herbeigeführt werden.
AM Grabitz bedankt sich für die überzeugende Vorlage. Sie weist auf Ali Alam hin, der seit Jahren daran arbeite, ein 3D-Festival nach Travemünde zu bringen.
AV bedankt sich für die gute konzeptionelle Ausarbeitung der Vorlage.
Der Ausschuss nimmt zur Kenntnis.