Vorlage - VO/2019/07281  

Betreff: Antrag des AM Thomas-Markus Leber (FDP): Der "Landschafts- und Sportpark Strukbachtal" als Alternative oder auch als Ergänzung zur angedachten Grünfläche am Spargelhof.
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsstelle der FDP Fraktion Bearbeiter/-in: Völker, Astrid
Beratungsfolge:
Bauausschuss zur Entscheidung
18.03.2019 
13. Sitzung des Bauausschusses zurückgestellt   
01.04.2019 
14. Sitzung des Bauausschusses zurückgestellt   
06.05.2019 
15. Sitzung des Bauausschusses zurückgezogen   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag

Die Verwaltung wird gebeten zu prüfen, ob und wie ein „Landschafts- und Sportpark Strukbachtal“ in Ergänzung oder auch alternativ zur angedachten Grünfläche am Spargelhof entwickelt werden kann. Mit der Maßnahme soll der unmittelbare Stadionbereich gestalterisch aufgewertet, das Strukbachtal naturnah in einen Landschaftspark umgewandelt und ein durchgehender Radweg im Tal angelegt werden. Erste Kostenschätzungen sind ausreichend, ggf. auch Hinweise auf Finanzierungsoptionen.

 

 

 


Begründung

Hintergrund

Seit Monaten wird eine verhältnismäßig kleine und als Naherholungsgebiet suboptimal gelegene Fläche am Spargelhof in St. Lorenz-Nord diskutiert. Die Verwaltung zieht im Sachstandsbericht zum Spargelhof VO/2019/06951 folgendes Fazit: „Die vorgenannten Ausführungen zur Grundstückslage und -situation, insbesondere die hohen Emissionen, erlauben aus Sicht der Verwaltung keine öffentliche Grünflächennutzung auf dem ehemaligen Kleingartengelände“. 

Völlig unbeachtet dieser „kleinen Lösung“ könnte eine „größere Lösung“ einen weitaus größeren Mehrwert für die Bewohner bieten: Die Neu- und Umgestaltung des Bereiches rund um das Stadion „Lohmühle“ in einen Landschafts- und Sportpark Lohmühle / Strukbachtal. Der anstehende 100. Geburtstag des VfB Lübeck von 1919 e.V., könnte Anlass sein das Projekt in Angriff zu nehmen und das Strukbachtal zu einem Naherholungsgebiet auszubauen und damit aufzuwerten. 

 

Es geht darum, die Lebensqualität für die Bevölkerung zu verbessern, Parkanlagen, Spiel- und Sport-plätze sowie Kleingartenanlagen zu einem umfassenden Grünzug räumlich zu verbinden und funktional für eine allgemeine Erholungsnutzung zu entwickeln. Durch die qualitative Entwicklung des Grünzuges soll auch die Situation naturnaher Lebensräume verbessert werden. Beeinträchtigte Biotope können renaturiert, neue Lebensräume geschaffen und störende Einflüsse, z.B. Lärmquellen minimiert werden. Abseits der vielbefahrenen Straßen könnte der Strukbachtal-Radweg entstehen.

 

 

Der Stadtteil St. Lorenz-Nord

 

Der Stadtteil St. Lorenz-Nord wird im Wesentlichen durch dicht bebaute Wohn- und Gewerbeflächen sowie durch das Gebiet verlaufende Hauptverkehrswege, v.A. die Autobahn A1, sowie die Eisenbahn-linien Lübeck-Kiel, bzw. Lübeck-Travemünde bestimmt. Der Stadtteil gehört zu den am dichtesten bewohnten Bereichen Lübecks. Durch die intensive Flächennutzung sowohl in den Wohngebieten als auch in den Gewerbeflächen werden z.T. erhebliche negative Auswirkungen auf Boden, Wasser, Luft und Klima verzeichnet. Starke Lärm- und Abgasbelastungen durch den LKW-Verkehr zählen zu den Herausforderungen. Durch die hohe Siedlungsdichte entsteht im Stadtteil ein hohes Bedürfnis an freiraumbezogenen Erholungsmöglichkeiten. In St. Lorenz-Nord fehlen aber entsprechende Naherholungsbereiche. Der Stadtteil ist in Sachen öffentliche Parkanlagen extrem unterversorgt.

 

 

Das Strukbachtal

 

Das Strukbachtal bildet einen bedeutenden, aber nahezu unbeachteten Grünzug in St. Lorenz-Nord. Es verläuft nördlich der Straße „Bei der Lohmühle“, die das Strukbachtal nach Süden zur dichten Bebauung des Bereiches „Holstentor-Nord“ abschließt. Grenze im Westen ist die Autobahn A1 mit der Anschlussstelle „Lübeck-Zentrum“. Nördlich schließen sich eine Kleingartenanlage sowie die Siedlung „Falkenfeld“ an. Das Strukbachtal schmiegt sich keilförmig um die Gewerbeflächen „Bei der Lohmühle“. Das Tal ist im Westen weitläufig, verjüngt sich nach Osten. Eine Unterführung gibt es an der „Schwartauer Allee“. Das Tal endet an der „Karlstraße“ auf Höhe der Katharinenstraße. 

 

Das Strukbachtal weist verschiedene Nutzungen auf. Der aktuellen Flächennutzungsplan (Stand 20.12.2017, Kartengrundlage 2004) definiert im Westen zunächst Waldflächen. Daran schließen sich Grünflächen an, die als Sportplatzanlage vom VfB Lübeck v. 1919 e.V. genutzt werden. Parkplätze komplettieren den Bereich bis zur Straße „Bei der Hansehalle“.

 

Der Bereich zwischen der Straße „Bei der Hansehalle“ und der „Schwartauer Allee“ wird nach Norden durch die Friedrich-List-Schule, die Emil-Possehl-Schule sowie die Sportanlage Strukbachhalle be-grenzt. Im Flächennutzungsplan ist nördlich davon eine Fläche für Aufschüttungen als Sonderbau-fläche nach Zweckbestimmung eingezeichnet. Parkplatzflächen befinden sich dort. Weiter südlich schließt sich der eigentliche Grünzug mit Grünflächen und Kleingärten an. In jüngerer Zeit wurde ein Regenwasser-Rückhaltebecken angelegt. Noch weiter südlich befinden sich die Gewerbeflächen „Bei der Lohmühle“. An der Schwartauer Allee dominieren Wohnbauflächen und Gewerbliche Flächen.

 

Der dritte Bereich zwischen der Schwartauer Allee und der Einsiedelstraße wird nach Norden von den Wohnbauflächen der Siedlung „Wilhelmshöhe“ dominiert. Nach Süden hin sind es gewerbliche Nutzungen. Dazwischen befindet sich ein schmaler grüner Streifen, der schon jetzt als Parkanlage gestaltet ist. In diesem wurde versteckt ein kleiner Kinderspielplatz angelegt.

 

 

Historische Bezüge

 

Seit Jahrhunderten wird das Strukbachtal vom Strukbach geprägt, einem ca. 2,2 km langen Fließge-wässer, das auf Höhe der Roddenkoppel in die Trave mündet. Heute ist der Strukbach über weite Strecken naturfern ausgebaut bzw. verrohrt. Vor ca. 200 Jahren war das Gebiet landwirtschaftlich geprägt. Die feuchten Niederungsbereiche entlang des Strukbachs wurden als Wiesen genutzt. Der Bach selbst konnte für den Betrieb von Wassermühlen aufgestaut werden. Es gab einige Sommer-häuser und die für St. Lorenz typischen Gartenbaubetriebe. Mit der Industrialisierung änderte sich das Landschaftsbild. Im 19. Jahrhundert siedelten sich erste Industriebetriebe an, vor allem an der Einsiedelstraße. 1873 wurde die Eisenbahnlinie Lübeck - Eutin eröffnet. Eine Reihe gewerblicher Neu-gründungen erfolgte. So entstanden eine Sägemühle sowie ein Schlachthof an der Schwartauer Allee.

 

Mit der Industrialisierung veränderte das Strukbachtal seinen Charakter. Im Bereich der heutigen „Hansehalle“ entstand das Sondergebiet „Messe und Ausstellungen“ mit Messe- und Ausstellungs-hallen, Auktionshallen für Zuchtvieh sowie entsprechende Stallungen. Dieses Sondergebiet wurde über einen Gleisanschluss der Hafenbahn erschlossen. Ausgangspunkt des sog. „St. Lorenz-Gleises“

war der Wallhafen. Die Streckenführung folgte dem Strukbach, zunächst niveaugleich über die Karlstraße, unter der Schwartauer Allee hindurch, dann im weiten Bogen zum Sondergebiet „Messe und Ausstellungen“. Die letzten Meter des Gleisanschlusses sind im Bereich des Stadions erhalten geblieben. Auf dem Weg zurück zum Wallhafen war es möglich über eine Weiche unmittelbar vor der Unterführung an der Schwartauer Allee den Abzweig zu einem größeren Industriebetrieb an der Straße „Bei der Lohmühle“ zu erreichen. Auf diesem Gelände befindet sich heute ein großer Baumarkt. Die Senken in den Straßen „Bei der Lohmühle“ sowie an der „Karlstraße“ erinnern an die ehemals niveaugleiche Kreuzung der Gleise über die jeweiligen Straßen. Der Zuschnitt des Grundstücks und der Gebäude der Friedrich-List-Schule resultiert aus der Zeit als dort die Hafenbahn in einem weiten Bogen zum Sondergebiet „Messe und Ausstellungen“ geführt wurde.

 

 

Die aktuelle Situation

 

Der Grünzug besteht bereits. Er ist allerdings in weiten Teilen unzugänglich, verwildert und macht einen verwahrlosten Eindruck. Viele Brachflächen, Wildwuchs, Spontanvegetation und wilde Müll-kippen prägen das Bild. Die Quantität und Qualität der vorhandenen naturnahen Lebensbereiche hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte stetig verringert bzw. verschlechtert. Die Lebensbedingungen für wildlebende Tier- und Pflanzenarten sind daher erheblich erschwert.

 

 

Ein denkbares Konzept

 

Denkbar wäre in dem oben beschriebenen Bereich die räumlich zusammenhängenden Freiflächen, also Grün-, Wald-, Wasser-, Verkehrs- und andere unversiegelten Flächen zu einem Grünzug zusammenzuführen um im Stadtteil St. Lorenz-Nord die Naherholung, das Naturerleben, die Biotopbildung und die Verbesserung der lokalen klimatischen Situation zu verbessern.  

 

 

Ein Sport- und Bewegungspark im Bereich des Stadions

 

Im Bereich rund um das VfB-Stadion könnte eine innovativer Sport- und Freizeitanlage entstehen, die der Öffentlichkeit bis in die späten Abendstunden frei zugänglich ist. Spaß, Fitness und Gesundheit sollten im Vordergrund stehen. Denkbar wären Kunstrasen-Kleinspielfelder, Fitnessgeräte wie Liegestützsterne, Übungsbänke und Klimmzug-Stangen sowie Skat- und Crossparcours. Die Idee ist, dass hier nicht nur Schulen und Vereine trainieren. Die Anlage, eine Kombination aus Sport- und Bewegungspark könnte zum „Ort des Miteinanders“ werden. Einzelpersonen, aber auch Familien werden über den Sport zusammengebracht. Die innovative Anlage sollte über sich ergänzende Nutzungskonzepte und eine moderne zeitgemäße Ausrichtung verfügen.

 

 

Ein durchgängiger Wander- und Radweg als verbindendes Element im Strukbachtal

 

Zentrales, verbindendes Element könnte ein durchgängiger Rad- und Wanderweg werden, der auf der befestigten Trasse des ehemaligen „St. Lorenz-Gleises“ geführt wird. Der Radweg könnte an der Katharinenstraße beginnen, dem Strukbachtal folgen und am Stadion enden. Das vorhandene Rad- und Wanderwegnetz würde mit der Stichstrecke eine sinnvolle Ergänzung erfahren und könnte wegen der Kreuzungsfreiheit und des geringen Gefälles auch ins Radschnellwegenetz eingebunden werden. Weitere Wegebeziehungen in die angrenzenden Wohn- und Gewerbegebiete sind zu prüfen.

 

 

Schaffung eines durchgängigen Grünzuges über alle drei Teilbereiche hinweg

 

Ein durchgängiger Grünzug für eine wohnungsnahe Erholung der Bevölkerung könnte gestaltet werden. Dazu müsste der Bereich in einem ersten Schritt von Müll befreit werden und über den Rad- und Wanderweg zugänglich gemacht werden. Sollte das Stukbachtal naturnah entwickelt werden, sind keine großflächigen gestalterischen Eingriffe in die Landschaft erforderlich. Schon jetzt präsentiert sich das Strukbachtal sehr vielfältig. Grün-, Wasser- und Waldflächen wechseln sich ab.

Sinnvoll erscheint es die diversen Freiflächen, wie ein ehemaliges Gärtnereigrundstück, ein Deponie-gelände, Sportplätze sowie Kleingärten durch entsprechende Gestaltungsmaßnahmen einzubinden. So viele Flächen wie möglich sollten geöffnet, gestaltet und funktional in den Erholungsraum einbezogen werden. So lassen sich Naturerlebnisräume entwickeln.

 

Der Bachlauf des Strukbaches stellt eine Besonderheit dar. Auch er soll erhalten, gepflegt und dort wo es geht renaturiert werden. Dabei ist eine naturnahe Entwicklung der Gewässerabschnitte und Uferbereiche anzustreben. Der Strukbach würde so erlebbar gemacht. In den Grün- und Wasser-flächen würden Lebensräume für Tiere und Pflanzen entstehen. Insbesondere Fische und andere gewässerbewohnende Arten könnten eine neue Heimat finden.

 

 

Denkbare Erholungsmöglichkeiten

 

Spazierengehen, Wandern, Walken (einschl. Nordic-Walking), Joggen, Freizeitorientiertes Spielen (im Freien), Fahrradfahren, Inlineskaten, Kondition aufbauen, aber auch zum Auslaufen nach einem Spiel.

Auf einer Freifläche könnte eine Hundefreilaufmöglichkeit im Stadtgebiet geschaffen werden. Darüber hinaus sind Lehr- und Erlebnispfade denkbar. Das Naturerleben und die Naturbeobachtung sollten in einigen Bereichen im Vordergrund stehen. Auch Grill- und Picknickflächen sind denkbar.

 

 

Potentiale für Mensch, Tier und Natur

 

Das Strukbachtal lag lange brach. Der Landschaftsraum könnte nun attraktiv gestaltet werden.

Die qualitative Verbesserung der Grünflächen sollte dabei Ziel sein. Identitätsstiftende Treffpunkte und durchgängige Nutzungsmöglichkeiten für Erholungssuchende könnten entstehen. Vereine, Verbände, Institutionen sowie Einzelpersonen könnten beteiligt werden. Das in St. Lorenz-Nord vorhandene Defizit an Grünflächen ließe sich kompensieren. Im Hinblick auf die Finanzierbarkeit könnten sich aus der Konzeptidee weitere Fördermöglichkeiten ergeben, so aus dem kurzfristig aufgelegten Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen aus den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ aus dem bereits umfangreiche Mittel für das Projekt Sportzentrum Falkenwiese gewonnen werden konnten. Die Radweggestaltung eröffnet weitere Sonderfördermöglichkeiten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Anlagen