Vorlage - VO/2016/04246  

Betreff: Grenzdokumentations-Stätte Schlutup stärken und anerkennen
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Kathrin Weiher
Federführend:4.041 - Fachbereichs-Dienste Bearbeiter/-in: Jakubczyk, Nina
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege zur Kenntnisnahme
14.11.2016 
19. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
13.02.2017 
20. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnisnahme
24.11.2016 
26. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zurückgestellt   
26.01.2017 
Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Finanzielle Auswirkungen_Grenzmuseum Schlutup

Beschlussvorschlag

Beschluss der Bürgerschaft vom 30.06.2016, TOP 5.11, VO/2016/03942 

Der Bürgermeister möge der Bürgerschaft bis November 2016 berichten, wie das Grenzmuseum Schlutup gestärkt werden kann.

 

Im Rahmen der Berichterstattung sollen insbesondere folgende Aspekte geprüft werden:

- Verbesserung der Möglichkeiten zur Einwerbung von Drittmitteln durch Anerkennung durch die Stadt.

- Aufnahme in alle museumsbezogenen gedruckten und elektronischen Werbe- und Informationsmittel (Analog Theater-Figuren-Museum).

- Das Grenzmuseum Schlutup ist in das gemeinsame (Kultur-) Marketing der Stadt aufzunehmen.

Das Museum ist nicht nur ein wichtiger Ort der Erinnerung, sondern auch ein besonderer Ausdruck des bürgerschaftlichen Engagements.

Weiterhin soll der Bürgermeister mit der Landesregierung und dem Landesbeauftragten für Politische Bildung über die Beteiligung der Hansestadt Lübeck an der vom Landtag beauftragten Prüfung zur Weiterentwicklung der Grenzdokumentationsstätte Schlutup sprechen. Ferner sind Gespräche mit der Bundesregierung über eine finanzielle Unterstützung und der Bundespolizei/Bundespolizeimuseum zu führen, inwieweit eine Kooperation in der inhaltlichen Arbeit am Standort Lübeck erfolgen kann.

Darüber hinaus soll sich der Bürgermeister an der über die Metropolregion Hamburg initiierten Zusammenarbeit der norddeutschen Bundesländer über einen Verbund der Gedenkstätten beteiligen.

Über die entsprechenden Gespräche, Entwicklungen und Fortschritte sowie finanziellen Auswirkungen (auch unter Berücksichtigung des Konsolidierungsvertrages mit dem Land Schleswig-Holstein) berichtet der Bürgermeister vor den Haushaltsberatungen 2016.

 


Begründung

Die Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup wurde 2004 in dem ehemaligen Zoll- und Grenzgebäude nahe der Landesgrenze eröffnet. Betrieben wird das Museum von dem 1999 gegründeten Förderverein Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup e.V. Die Mitglieder des Fördervereins organisieren den Betrieb der Einrichtung, bieten Führungen an und organisieren Veranstaltungen, wie Vorträge, Lesungen, Sonderausstellungen und Feste an den Gedenktagen der deutsch-deutschen Einheit sowie nach Bedarf. Die eine Hälfte des ehemaligen Zollgebäudes, das die Hansestadt Lübeck 1999 vom Bund erworben hat, wird dem Förderverein mietfrei zur Verfügung gestellt. Für die andere Gebäudehälfte besteht ein Mietverhältnis mit der AWO, die dort den Kinder- und Jugendtreff Zollhaus betreibt.

 

Wie in vielen ehrenamtlich geführten Museen ist der Aufbau der Sammlung  persönlich und eng verknüpft mit den Betreibern, die Auskunft über die Herkunft und Hintergründe der Exponate geben können. Die Grenzdokumentationsstätte verfügt über eine umfassende Sammlung zum Grenzübergang Schlutup, bei der auch die Umgebung (Eichholz, Herrnburg, Priwall) miteinbezogen ist. Fotografien machen neben Büchern, Landkarten, Dokumenten sowie Uniformen von Zoll- und Grenzbeamten den Großteil der Sammlung aus. Auch gibt es Gegenstände, welche den Alltag in der DDR dokumentieren (z.B. aus dem Bereich Schule oder Nahrungsmittel). Die Sammlung ist im Laufe der Jahre gewachsen und vornehmlich über Schenkungen in die Gedenkstätte gelangt. Die Gedenkstätte Schlutup spricht ihre älteren Besucher sehr emotional und stark erlebnis- und erfahrungsbasierend an.

 

Für eine Einstufung oder Anerkennung der Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup als Museum ist nicht die Stadtverwaltung zuständig, da dies Standards voraussetzt, die nicht von der Stadt festgelegt werden. Ein solches Zertifizierungsverfahren für kleinere und mittlere Museen wird aktuell von dem Museumsverband Schleswig-Holstein im Auftrag der Landesregierung auf den Weg gebracht. Es wird daher empfohlen, dass sich der Verein mit dem Museumsverband Schleswig-Holstein in Verbindung setzt – dies vor dem Hintergrund, dass das Einwerben von Drittmitteln durch die Erfüllung musealer Standards erleichtert wird. Zu diesen Standards gehört insbesondere ein Sammlungs- und Ausstellungskonzept, dem wissenschaftliche und didaktische Überlegungen zu Grunde liegen. Unabhängig von diesen notwendigen Schritten ist der Verein schon jetzt gegenüber Stiftungen und anderen fördernden Vereinen und Verbänden antragsberechtigt.

 

Eine Aufnahme in die Werbematerialien der Museen ist laut Herrn Prof. Dr. Wißkirchen derzeit kritisch zu sehen, da sie finanzielle und personelle Ressourcen beanspruchen und zur Folge haben würde, dass weitere museale Einrichtungen Lübecks in nicht-öffentlicher Trägerschaft (z.B. Haus Danzig, Seebadmuseum, Leuchtturm Travemünde, Marzipan-Museum) ebenfalls entsprechende Ansprüche erheben könnten. Dem Museumsverbund „die LÜBECKER MUSEEN“ sind durch die knappen finanziellen und personellen Ressourcen jedoch schon bei der Werbung für die eigenen Häuser Grenzen gesetzt; die Übernahme von entsprechenden Dienstleistungen für externe Einrichtungen ist in der aktuellen Situation nicht möglich. Engere Kooperationen kann der Museumsverbund daher grundsätzlich nur eingehen, wenn eine Kostenbeteiligung stattfindet und es eine wissenschaftliche Museumsleitung als Ansprechpartner gibt (z.B. TheaterFigurenMuseum, Europäisches Hansemuseum, Willy Brandt Haus).

 

Die Grenzdokumenations-Stätte wird in Lübeck auf der Internetseite der Stadt unter http://luebeck.de/tourismus/kultur/museen/grenzmuseum-schlutup/index.html sowie auf der der LTM unter http://www.luebeck-tourismus.de/kultur/museen/ grenzdokumentations-staette.html beworben. Auch liegt der Flyer zur Grenzdokumentationsstätte an der Touristinformation aus. Eine Anzeige in dem jährlich von der LTM herausgegebenen Kulturkatalog, in dem Lübecker Kultureinrichtungen und -institutionen gegen eine Gebühr Inhalte platzieren können, wäre grundsätzlich möglich.

 

Im Zusammenhang mit der Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup befinden sich derzeit zwei Projekte in Planung, die beide von der Metropolregion Hamburg (MRHH) mit bis zu 80% finanziell gefördert werden könnten:

 

1.) das Leitprojekt „Grenzgeschichte(n)“:

Ziel ist eine Bestandsaufnahme und Weiterentwicklung der Gedenkstätten und Museen entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Lübeck und Lüchow-Dannenberg; der Projekttitel lautet „Grenzgeschichte(n)“. An dem Leitprojekt wollen neun Landkreise bzw. kreisfreie Städte teilnehmen: Nordwestmecklenburg, Ludwigslust-Parchim, Herzogtum Lauenburg, Hansestadt Hamburg, Hansestadt Lübeck, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg und der Landkreis Uelzen. In der Arbeitsgruppe sind die Landeszentralen für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg sowie der Landesbeauftragte für politische Bildung Schleswig-Holstein vertreten.

 

2.) ein Unterprojekt zur Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup:

Jeder Partner des Leitprojektes kann ein Unterprojekt konzipieren, das sich inhaltlich auf das Oberprojekt bezieht. Die Hansestadt Lübeck möchte gemeinsam mit der Grenzdokumentations-Stätte ein Projekt konzipieren und einen Projektantrag bei der Metropolregion stellen. Die Landesregierung hat signalisiert, hierfür einen Betrag in Höhe von EUR 10.000,00 zur Verfügung zu stellen. Die Hansestadt Lübeck würde ebenfalls einen Betrag in Höhe von EUR 10.000,00 bereit stellen und erwartet eine Förderung durch die MRHH von etwa EUR 40.000,00. Die Landesregierung und der Landesbeauftragte für Politische Bildung SH befürworten die Durchführung dieses Kooperationsprojektes mit dem Ziel einer Bestandaufnahme, Inventarisierung und Weiterentwicklung der musealen Einrichtung in Schlutup. Das Projekt soll gemeinsam von Historikern, Museumspädagogen sowie den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Vorstandes der Grenzdokumentations-Stätte durchgeführt werden.

 

Die Idee des überregionalen Leitprojektes „Grenzgeschichte(n)“ ist – nach einer Bestandaufnahme der vorhandenen Einrichtungen und Gedenkorte – diese besser miteinander zu vernetzen, ihnen zu einem ausgeprägtem Profil zu verhelfen (d.h. nicht jedes Museum muss eine ähnliche Sammlung haben und z.B. Grenzanlagen ausstellen), sie zu professionalisieren (z.B. hinsichtlich der museumspädagogischen Arbeit) und eine bessere gemeinsame Außendarstellung zu erwirken. Ziel ist eine Nutzung und Weiterentwicklung der bestehenden Orte und Einrichtungen der Erinnerung an die innerdeutsche Grenze in der Region, um das Bewusstsein für die gemeinsame Geschichte nach innen und nach außen zu stärken. Der Projektantrag wird derzeit unter der Federführung des Kreises Lüchow-Dannenberg vorbereitet und soll bis Ende 2016 fertig gestellt werden; der Projektzeitraum soll zwei bis drei Jahre umfassen. Der Fachbereich 4 befürwortet das Projekt und wird sich im weiteren Verfahren als Projektpartner einbringen, um sicher zu stellen, dass die Existenz der Grenzdokumentations-Stätte Schlutup als ein wichtiger Bestandteil Lübecker Stadtgeschichte längerfristig abgesichert wird.

 

Hinsichtlich der Möglichkeit einer finanziellen Unterstützung und Kooperation wurde der Pressesprecher der Bundespolizeiakademie und des Bundespolizeimuseums Lübeck kontaktiert. Ziel des dortigen Bundespolizeimuseums sei es, die Geschichte des ehemaligen Bundesgrenzschutzes und der Bundespolizei unter Berücksichtigung der geschichtlichen Entwicklung Deutschlands, insbesondere vor dem Hintergrund der Teilung Deutschlands und der innerdeutschen Grenze, mit allen Facetten und Aufgaben zu bewahren, darüber hinaus schwerpunktmäßig die Entwicklung vom Bundesgrenzschutz zur heutigen Bundespolizei darzustellen und diese der interessierte Öffentlichkeit und den eigenen Mitarbeitern nahezubringen. Die Überwachung und Sicherung der ehemaligen innerdeutschen Grenze war fast 40 Jahre lang eine wesentliche Aufgabe der Bundespolizei. Das Bundespolizeimuseum unterstützt und berät die Grenzdokumentations-Stätte im Bedarfsfall bereits seit deren Gründung, insbesondere dann, wenn es um Fragen des Bundesgrenzschutzes und der ehemaligen Grenzsperranlagen geht. Darüber hinaus wurden der Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup auch einige Exponate aus dem Fundus zur Verfügung gestellt. Bezüglich einer finanziellen Unterstützung der Grenzdokumentations-Stätte sieht man seitens der Bundespolizei keine Möglichkeit.

 


Anlagen

1)      Finanzielle Auswirkungen

 

Anlagen:  
  Nr. Status Name    
Anlage 1 1 öffentlich Finanzielle Auswirkungen_Grenzmuseum Schlutup (54 KB)