Vorlage - VO/2016/03550  

Betreff: Aufstellung des Hafenentwicklungsplans 2030 ?
Ergebnisse des Grundlagengutachtens 4 (5.691)

Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senator F. - P. Boden
Federführend:5.691 - Lübeck Port Authority Bearbeiter/-in: Siemensen, Michael
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Bauausschuss zur Kenntnisnahme
02.05.2016 
Sitzung des Bauausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Wirtschaftsausschuss und Ausschuss für den "Kurbetrieb Travemünde (KBT)" zur Kenntnisnahme
09.05.2016 
23. Sitzung des Wirtschaftsausschusses und Ausschuss für den "Kurbetrieb Travemünde (KBT)" zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung zur Kenntnisnahme
17.05.2016 
27. und konstituierende Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Sicherheit und Ordnung (Wahlperiode 2013 - 2018) zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Hauptausschuss zur Kenntnisnahme
24.05.2016 
46. Sitzung des Hauptausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnisnahme
26.05.2016 
22. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck in der Wahlperiode 2013 - 2018 zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Anlage 1_Kurzfassung Gutachten 4

Die Ergebnisse eines weiteren Gutachtens zur Aufstellung eines neuen Hafenentwicklungsplans (HEP) bis 2030 liegen vor und werden in diesem Bericht zusammengefasst

Beschlussvorschlag

Die Ergebnisse eines weiteren Gutachtens zur Aufstellung eines neuen Hafenentwicklungsplans (HEP) bis 2030 liegen vor und werden in diesem Bericht zusammengefasst. Es handelt sich hierbei um das Gutachten „Marktanalyse – Papier- und Rohholzumschlag im Lübecker Hafen„ (Gutachten 4).

1 Allgemeines

Begründung

 

1 Allgemeines

 

Die Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck hat am 28.11.2013 unter TOP 10.6 (VO/2013/00904) den Bürgermeister beauftragt, für den Prognosezeitraum bis 2030 einen neuen Hafenentwicklungsplan (HEP) aufzustellen. Die LPA hat hierzu eine Grundstruktur für die Bearbeitung des HEP 2030 aufgestellt. Demnach werden gem. den nachfolgenden Schaubildern im Block 2 die Grundlagendaten vor der eigentlichen Bearbeitung des Hafenentwicklungsplans im Block 4 erhoben. Die Ergebnisse des Gutachtens 4 liegen mittlerweile vor und werden in diesem Bericht zusammengefasst.

 

Abb. 1 – Grundstruktur HEP2030

Abb. 2 – Grundstruktur Block 2 HEP2030

 

Die Ergebnisse der Gutachten 1 und 2 wurden bereits mit Bericht vom 01.06.2015 (VO/2015/02673) der Bürgerschaft vorgestellt. Die Ergebnisse des Gutachtens 7 werden mit dem Bericht VO/2016/03552 vorgestellt und die Gutachten 3 sowie 5 und 6 liegen voraussichtlich in Kürze vor und sollen noch vor der Sommerpause in weiteren Berichten dargestellt werden.

 

 

2 Ergebnisse des Gutachtens 4 „Marktanalyse – Papier- und Rohholzumschlag im Lübecker Hafen“

 

2.1 Anlass

 

Die Gütergruppe Papier und andere Forstprodukte ist für den Lübecker Hafen mit einer der wichtigsten Umschlaggüter. Auffällig ist der deutliche Abfall der Papier- und Zelluloseumschlagmenge in den Jahren 2011 bis 2013, obwohl allgemein zu beobachten ist, dass der Papierverbrauch in Europa grundsätzlich steigt. In dieser Branche ist somit ein Wachstum zu verzeichnen. Diesem Umstand wird in der Seeverkehrsprognose des Bundes auch Rechnung getragen. Es wird für den Zeitraum von 2010 bis 2030 ein Zuwachs von 33,5 % für den Umschlag dieser Gütergruppe für den Lübecker Hafen prognostiziert. Doch gerade in der Realität zeichnet sich seit vier Jahren eine Stagnation im Papierumschlag ab. Es stellt sich die Frage, warum das so ist. Hier ist eine Plausibilitätsprüfung der Umschlagentwicklung für Lübeck zur Gütergruppe Papier inkl. der anderen Forstprodukte erforderlich, um verlässliche Aussagen zu den Entwicklungstrends im Papier- und Forstproduktegeschäft zu erhalten.

 

 

2.2 Durchführung

 

Somit bestand die Aufgabe, im Abgleich mit den Ergebnissen der Seeverkehrsprognose für die Gütergruppe 60 (Papier, papierähnliche Produkte, Holz und Zellulose) eine belastbare Einschätzung zur skandinavischen Produktion und deutscher Importmengen im Ostseeraum nach Zentraleuropa via Lübeck zu erhalten. Die skandinavische Produktion wurde auch ins Verhältnis zum Absatzmarkt in Zentraleuropa gesetzt, um diverse Plausibilitätsschleifen zu erzeugen und in die Prognose einzubauen. Zudem wurden die Trends und Zwischenergebnisse im Rahmen der Bearbeitung auch mit Expertengesprächen der Produktions- und sowie der Absatzseite verifiziert. Hierbei ist noch hervorzuheben, dass Deutschland selbst in Europa mit Abstand der größte Produzent von Papier und papierähnlichen Produkten ist.

 

Die Bearbeitung des Gutachtens war überlagert durch individuelle Entscheidungen von Großkunden, ihre jeweiligen Hafenverteilerknoten nach Rostock bzw. nach Kiel zu verlagern.


Nachfolgend sind die Ergebnisse in drei Szenarien zusammengestellt:

 

 

Statistik & Entwicklungsszenarien bis 2030

Papier/papierähnliche Produkte

(z.B. Karton)

Zellstoff

Holz*

Summe

Vergleichswert 2013

2.784

300

281

3.365

Vergleichswert 2014

2.919

300

148

3.367

Vergleichswert 2015

2.680

382

276

3.338

Basis- oder Marktszenario 2020

2.052

276

450

2.778

Basis- oder Marktszenario 2025

2.008

261

450

2.719

Basis- oder Marktszenario 2030

1.939

251

450

2.640

Oberes oder Entwicklungsszenario 2030

2.539

251

450

3.240

Niedriges oder Negativszenario 2030

1.069

251

450

1.770

 

Tab. 1 – Umschlagprognose im Forstproduktebereich für den Lübecker Hafen für 2030 [in 1.000 Tonnen]

*ohne Holzmengen im Trailer od. Container

 

 

Abb. 3 – Prognose zur Umschlagentwicklung von Papier und papierähnlichen Produkten – ohne Zellulose (3 Szenarien)

 

Beim Holzumschlag ist nur der konventionelle Holzumschlag enthalten bzw. berücksichtigt. Die Holzmengen, die im LKW oder Trailer per RoRo-Fähre transportiert werden, sind nicht enthalten. Hier ist im Abgleich mit den Ergebnissen der Seeverkehrsprognose eine Korrektur vorzunehmen, um die Vergleichbarkeit herstellen zu können.

 

Seitens des Gutachters wird für die Bearbeitung des Hafenentwicklungsplans das obere Szenario empfohlen, da Entwicklungspotenziale mit entsprechenden Akquisitions- und Investitionsbemühungen aktiviert werden können. Hierbei sind selbstverständlich die Themen wie Zuverlässigkeit des Hafens und Wirtschaftlichkeit des Umschlag im Vorfeld zu lösen und zu optimieren.

 

 

2.3 Fazit

 

Bezüglich des Papierumschlag hatte der Lübecker Hafen bis 2014 quasi eine Monopolstellung. Aufgrund der sinkenden Papiernachfrage in Westeuropa an skandinavischen Papieren, welche auch aus einer Produktionsverlagerung durch die skandinavischen Unternehmen durch Fabrikgründungen/-aufkauf durch die skandinavischen Player in Deutschland entstanden ist, haben sich die Wettbewerbsbedingungen verändert. Zudem wurden Druckereien im Einzugsgebiet des Lübecker Hafens geschlossen oder werden mittlerweile aus dem deutschen Markt beliefert. Aufgrund des in der Vergangenheit deutlich angestiegenem Kostendrucks auf Seiten der Papierindustrie und der sich im Zuge des Nachfragerückgangs verschärften Kostensituation der Papierproduzenten wurden diese gezwungen, auch ihre Transportrouten intensiv zu überprüfen, um hier insgesamt Kostenreduzierungen zu erreichen. Die sich hieraus ergebenen Marktveränderungen hat der Lübecker Hafen in den letzten zwei Jahren mit den Weggängen deutlich zu spüren bekommen.

 

Lübeck ist auf jeden Fall geografisch und leistungstechnisch im Umgang mit Papier der bessere Hafen für den westeuropäischen Absatzmarkt. Ein weiterer Vorteil gegenüber Rostock und Kiel ist, dass Lübeck direkter Nachbar des bedeutenden Güterverkehrsknotenpunkts Hamburg ist. Hierüber ist er mit Zentraleuropa verkehrsinfrastrukturell gut angebunden.

 

Im Rahmen der Papierprognose wird plausibel angenommen bzw. abgeleitet, dass die Feste Fehmarnbelt Querung keine negativen Einflüsse auf den Papiermarkt/-bereich via Lübeck haben wird. Das begründet sich darin, dass die Papierverkehre im Wesentlichen mit wassernahen Standorten in Verbindung stehen und mit dem Schiff so die Hauptmengen wirtschaftlicher transportiert werden können.

 

Das im Gutachten aufgezeigte Obere oder Entwicklungsszenario ist für die Bearbeitung des HEP relevant, weil

 

  1. hierfür die Umschlagflächen und -standorte bereit zustellen sind;

 

  1. das Know-how für den Papierumschlag in Lübeck ist;

 

  1. das Papierumschlaggeschäft weiterhin Kerngeschäft für Lübeck ist und bleibt;

 

  1. sich die Wettbewerbsfähigkeit des Lübecker Hafen verbessern wird/muss;

 

  1. weiterhin geografische Vorteile für den Standort Lübeck zu den Absatzmärkten bestehen;

 

  1. die Hafenoperateure zur Vermeidung weiterer Umschlagverlagerungen investive Kundenanforderungen stärker in ihren Planungsentscheidungen berücksichtigen werden müssen.

 

Entgegen der Auffassung des Gutachters hält ein Hafenbetreiber den Zellstoff- und Holzumschlag für potenziell wachstumsfähig. Die derzeit prognostizierten 251.000 t sowie 450.000 t für 2030 sind somit als nicht optimistisch zu bezeichnen. Die Bedeutung von Zellulose u. a. in der Bekleidungsindustrie nimmt zu. Gleiches gilt für die Holzprognose. Könnte es gelingen, eine Konzentration des Holzumschlags in der südlichen Ostseeküste Deutschlands auf Lübeck stärker zu fokussieren, wäre u. a. auch über eine direkte Weiterberarbeitung in Kainähe nachzudenken. Eine halbe Million Tonnen pro Jahr für beide Güterarten bis 2030 wären hier durchaus realistisch. Der Gutachter sieht dieses Szenario aufgrund der Planungen der Bundesregierung, den Holzeinschlag im Inland zu intensivieren, pessimistischer.

 

Im Abgleich zur Seeverkehrsprognose, wo für die Gütergruppe 60 (Papier, papierähnliche Produkte, Pappe, Zellulose und Holz) für 2030 eine Menge von 6,5 Mio. t prognostiziert wurde, ist es zur Vergleichbarkeit der beiden Ergebnisse wichtig, folgenden Sachverhalt zu beachten und zu berücksichtigen. Nach der neuen Lübeckprognose ergibt sich für die Gütergruppe eine Menge von 3,2 Mio. t, wobei durch eine statistische Umstellung in der Betrachtung der beiden Zahlen (Seeverkehrsprognose und Papierprognose) noch eine Korrektur vorgenommen werden muss. Die Umschlagzahl für 2010 beinhaltet auch das Schnittholz im Trailer oder Container. Diese Holzmenge ist im Ergebnis des Gutachtens 4 nicht enthalten. Demnach sind die rd. 1 Mio. t auf das Ergebnis des Gutachtens 4 zu addieren, um eine Vergleichbarkeit herzustellen. Somit sind die 6,5 Mio. t den 4,2 Mio. t gegenüberzustellen.

 

 

3 Empfehlungen für die weitere Vorgehensweise

 

-       Übernahme des Oberen bzw. des Entwicklungsszenarios für die Bearbeitung des Hafenentwicklungsplans und Anpassung der Hafenumschlagprognose für Lübeck.

 

-       Zur Verbesserung/Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit des Lübecker Hafens für den Papierumschlag bedarf es einer Neustrukturierung und Neuausrichtung des Papierumschlaggeschäfts im Lübecker Hafen. Es ist die zukünftige Verwendung des Hafenterminals Vorwerker Hafen zu prüfen und zu klären.

 

-       Es stellt sich die Frage im Abgleich mit dem Gutachten 2, ob die Kapazität des Konstinkais für den konventionellen Holzumschlag bei Vergleich mit der Prognose von 450.000 t/a  ausreicht. Es ist im HEP eine entsprechende Lösung zu erarbeiten und es sind die zukünftigen Holzumschlagmengen sinnvoll zu verorten.

 

-       Die Menge an Holz im LKW, Trailer oder Container ist im Hafenentwicklungsplan bezüglich des Umschlags entsprechend anders zu berücksichtigen.

 

 

 

4 Nächste Schritte beim HEP2030

 

-          Kenntnisnahme und Diskussion der Ergebnisse der übrigen Grundlagengutachten.

 

-          Übernahme aller bis dahin vorhandenen Ergebnisse ins Gutachten 3 (Hafenumschlagprognose Lübeck für 2020, 2025 und 2030).

 

-          Bearbeitung Block 3 läuft seit 1. Quartal 2015.

 

-          HEP-Bearbeitung im Block 4 läuft seit 1. Quartal 2016.

 

 

 

Kurzfassung des Gutachtens 4

Anlagen

 

Kurzfassung des Gutachtens 4

 

 

 

Anlagen:  
  Nr. Status Name    
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