Auszug - Bibliothek der Hansestadt Lübeck ? Zukunft und Situation   

5. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege
TOP: Ö 15
Gremium: Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege Beschlussart: zur Kenntnis genommen / ohne Votum
Datum: Mo, 12.05.2014 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 16:00 - 18:10 Anlass: Sitzung
Raum: Roter Saal
Ort: Rathaus
VO/2014/01454 Bibliothek der Hansestadt Lübeck ? Zukunft und Situation
   
 
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senator/in Annette Borns
Federführend:4.416 - Stadtbibliothek Bearbeiter/-in: Hatscher, Bernd
 
Wortprotokoll
Beschluss

Herr Hatscher stellt im Ausschuss den Bericht zur Situation und Zukunft der Bibliothek vor

 

Herr Hatscher stellt im Ausschuss den Bericht zur Situation und Zukunft der Bibliothek vor. Er weist einführend darauf hin, dass trotz Erstinformationen über Google, in der Wikipedia nach wie vor fundierte Informationen nicht kostenfrei zugänglich sein werden. Da Verlage mit ihren Dienstleistungen ein wirtschaftliches Interesse verfolgen, werden niemals alle Informa-tionen frei über das Internet verfügbar sein. Dies gälte sowohl schon für die Kinder- Bilderbücher bis hin zu wissenschaftlichen Inhalten. Vor diesem Hintergrund erläutert Herr Hatscher, dass sich seit 2003 die Nutzung der Bibliothek in Lübeck fast verdreifacht hat. Waren 2003 noch 268.000 Nutzungen gezählt worden, so waren es 2013 gezählte 758.000, dabei ist die konventionelle Nutzung gegenüber der von Datenträgern über diesen Zeitraum sogar noch vermehrt angestiegen. Bibliotheken sind offenbar bei den Bürgerinnen und Bürgern von zunehmender Wichtigkeit als Lernort immer stärker nachgefragt. Dies entspricht auch dem bundesweit zu beobachtenden Trend.

 

AM Frau Kusch fragt nach der Digitalisierung, den Personalbestand in Stadtteilbibliotheken und den Bibliotheksmagazin Priwall. Herr Hatscher antwortet, dass bei der Digitalisierung zu unterscheiden ist, zwischen modernen elektronischen Medien, wie E-Books und Datenbanken auf der einen Seite und der Erhaltung historischer und wertvoller teils mittelalterlicher Bücher auf der anderen Seite. Die Digitalisierung der letztgenannten hat gerade begonnen, Dank der Förderung von Hard- und Softeware durch die Possehl-Stiftung. Derzeit sind rund 15 Titel digitalisiert, die Bibliothek verfügt über 150.000 Titel aus dem Zeitraum vor 1850. Sobald die technischen Voraussetzungen vorliegen, werden die Digitalisate auch via Internet nutzbar sein. Damit wird sowohl die Benutzbarkeit, wie auch die langfristige Erhaltung befördert, auch nach einer Digitalisierung werden jedoch alle Werke aufgrund ihres hohen finanziellen, wissenschaftlichen wie historischen Wertes für Lübeck zu erhalten sein. Insofern ist die Schaffung eines zentralen Archivs, dem Wissens-Speichers, in Kooperation mit Archiv und Museen erforderlich. Moderne Medien sind auch aufgrund des Urheberrechts auf lange Sicht nicht zu digitalisieren. Das Bibliotheksmagazin mit 640.000 Titeln aus dem Zeitraum ab dem 15. Jahrhundert ist in einem sehr schlechten, den Buchbestand gefährdenden Zustand. Es besteht Handlungsbedarf. Im Interesse eines wirtschaftlichen und kostensparenden Mitteleinsatzes sei ein Standort für mehrere Bereiche zur Vermeidung von Personalaufwand bei mehreren Standorten und einer klimatisch vertretbaren Umgebung sinnvoll. Herr Hatscher erinnert an die Vorstellung des Projektes 2009 in den Ausschüssen und der Bürgerschaft und benennt die Investitionskosten des Wissens-Speichers nach ersten Berechnungen der KWL  auf  8,7 Mio. Euro netto, 10,37 Mio. Euro brutto zzgl. Umzugskosten.

 

Die Stadtteilbibliotheken werden noch mit je 1,0 Personalstellen zu je 2 Teilzeitbeschäftigten auf einem minimalen Niveau gehalten. Sie sind für die Versorgung in den Stadtteilen, nicht zuletzt für weniger mobile Menschen, Kinder und Jugendliche bildungspolitisch nach wie vor von großer Bedeutung.

AM Herr Wegner unterstreicht die Wichtigkeit der Bibliothek und die Modernität der Einrichtung, die auch durch die Einführung des WLAN dokumentiert würde. Er bezeichnet die vergangenen Einsparungen als gravierend und hebt hervor, dass eine Kulturstadt wie Lübeck sich nicht ausschließlich über Kosteneinsparungen definieren kann. AM Herr Rieckmann fragt nach den Motiven der Bibliothekskundinnen- und kunden für die verstärkte Nutzung. Herr Hatscher erläutert, dass man auf Vermutungen angewiesen wäre, offenbar träfe einerseits das Angebot der „Digitalen Bibliothek Lübeck“ die Bedarfe der Menschen und zugleich werden die bisherigen Nutzungswege unverändert gefordert und ermöglicht. Andererseits scheint sich der Informationsbedarf auf zweite und dritte parallele Quellen auszudehnen, also den Menschen eine Informationsquelle nicht zu genügen.  AM Frau Zunft spricht zu der Steigerung der Zahlen im Jugendbereich. Sie befürchtet bei weiteren Kürzungen eine dramatische Verschlechterung des Angebots. Aus ihrer Sicht sei es auch wünschenswert, die Öffnungszeiten der Bibliothek auszudehnen. Herr Hatscher erklärt, dass das jedoch nur möglich sei, bei einer entsprechenden Personalerhöhung. AM Herr Schindler spricht zur virtuellen Nutzung, insbesondere bei der technischen Literatur.

 

AM Herr Petereit äußert sich ebenfalls lobend über die Serviceorientierung und die Leistung der Bibliothek. Er hebt hervor, dass weitere Einsparungen zu vermeiden sind und es für ihn wünschenswert wäre, zusätzliche Mittel in die Bibliothek zu investieren.

 

Der Ausschuss für Kultur und Denkmal-pflege nimmt den Bericht zur Kenntnis.

Beschluss: