Der Online-Handel boomt, das Paketaufkommen steigt stetig. Lieferfahrzeuge sind aus den Straßen nicht mehr wegzudenken. Das wachsende Lieferverkehrsaufkommen stellt Städte wie Lübeck zunehmend vor Herausforderungen. Im Rahmen eines Pilotprojekts hat die Hansestadt Lübeck jetzt ein Mikrodepot errichtet – als mögliche Lösung für eine emissionsärmere Logistik.
Immer mehr Lieferverkehr bedeutet immer mehr Belastung der Altstadt und verdichteter Quartiere. Um negative Folgen für Bewohner:innen und Klima zu reduzieren, arbeitet die Hansestadt Lübeck an innovativen und kreativen Lösungen für einen nachhaltigen städtischen Lieferverkehr. Pakete und Sendungen sollen schnell, zuverlässig, aber auch klimaneutral zum Zielort gelangen.
Mit der Errichtung eines Mikrodepots hat die Hansestadt Lübeck nun ein Pilotprojekt für stadtverträglichen Lieferverkehr ins Leben gerufen. Mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr wurde der Umschlagplatz an der Falkenstraße errichtet. Von dort aus werden Sendungen auf Lastenräder statt in Lieferwagen geladen.
Die Auslieferung per Lastenrad hat einige Vorteile gegenüber jener mit dem Lieferfahrzeug. Luftschadstoffe werden vermieden, aber auch Lärm ist eine Emission, die mit dem neuen Pilotprojekt reduziert werden soll. Ein weiterer Vorteil ist das durchlässige Radverkehrsnetz. Viele Straßen, die für den Kfz-Verkehr nur als Einbahnstraße zu nutzen sind, können von Rädern in beide Richtungen befahren werden. Damit lassen sich Lieferwege verkürzen und Wege effizienter zurücklegen. Außerdem benötigen Lastenräder eine erheblich kleinere Parkfläche.
„Neue Möglichkeiten auszuprobieren und kreative Lösungen zu finden für eine emissionsfreie Logistik, ist ein wichtiger Baustein für den Klimaschutz. Wir wollen zusammen mit der Logistikbranche Prozesse anstoßen und Anreize liefern, denn Klimaschutz gelingt nur gemeinsam“, erklärt Bürgermeister Jan Lindenau.
Dem Gewerbegrundstück in der Falkenstraße wird durch das Mikrodepot wieder neues Leben eingehaucht. Das bestehende Gebäude wurde abgerissen, der Boden wurde von Altlasten befreit und es wurden insgesamt vier Raummodule aufgestellt. Des Weiteren steht den Unternehmen ein Sozialmodul mit Aufenthaltsmöglichkeit, eine Küche und Sanitäranlagen zur Verfügung. Strom für das Projekt liefern die Solaranlagen auf den Dächern.
„Mit diesem Pilotprojekt möchten wir in enger Zusammenarbeit mit Kurier-, Express- und Paketdienstleistern herausfinden, wie wir den städtischen Lieferverkehr zukunftsfähig machen können“, sagt Bausenatorin Joanna Hagen. „Daher haben wir uns bewusst für eine flexible Bauweise entschieden. Wenn sich das Depot an diesem Standort bewährt, wollen wir die Nutzung dort dauerhaft etablieren und können die Module nutzen, um weitere Standorte zu testen.“
Mit der gemeinsamen und damit flächensparenden Nutzung des Depots durch verschiedene Unternehmen ist das Projekt beispielgebend für kooperative umweltfreundliche Logistik. Betrieben wird das Projekt durch die städtische KWL GmbH. Offiziell startet das Mikrodepot am 1. September 2023. „Für unseren ersten Standort konnten wir bereits drei Raummodule vermieten“, freut sich Bausenatorin Hagen.
Das Unternehmen ZVG Lübeck Zustell GmbH, ein Dienstleister von Nordbrief, ist ein Nutzer des Mikrodepots. „Das Projekt passt perfekt zu unserem Unternehmensziel: Logistik emissionsfrei machen. Wir möchten ein Teil der Lösung sein“, sagt Geschäftsführer Reiner Grentz. Das Radlogistik Unternehmen Lü-Bike Cargo hat ebenfalls ein Raummodul gemietet. „Bei Planung des Mikrodepots sind alle Eigenschaften, die für einen effektiven Betrieb notwendig sind, berücksichtigt worden. Das gilt sowohl für den Standort, als auch für die Ausstattung“, sagt Matthias Jendrian, Geschäftsführer von Lü-Bike Cargo.
Das Projekt wird in enger Abstimmung aller Beteiligten evaluiert. Die Erfahrungen und Erkenntnisse sollen zeigen, wie hoch der Bedarf ist und ob Mikrodepots auch an weiteren Standorten eingesetzt werden können. +++