Veröffentlicht am 02.02.2023

Ankauf des Manuskripts „Grimms Wörter“ von Günter Grass

Günter und Ute Grass Stiftung konnte letzten großen Prosatext des Literaturnobelpreisträgers erwerben

Dem Günter Grass-Haus in Lübeck ist kürzlich der Ankauf eines weiteren bedeutenden Manuskripts von Günter Grass gelungen: „Grimms Wörter“, der letzte große Prosatext aus der Feder des Literaturnobelpreisträgers, konnte mit Hilfe der Staatsministerin für Kultur und Medien von der Günter und Ute Grass Stiftung erworben werden. In dem im Jahre 2010 verfassten Text erzählt Grass die Entstehungsgeschichte des 1838 von Jacob und Wilhelm Grimm begonnenen „Deutschen Wörterbuchs“, das bis heute zu den wichtigsten Werken der deutschen Geistesgeschichte gehört. Das Schaffen der Brüder Grimm zieht sich durch das Gesamtwerk von Günter Grass, teils offen wie in „Der Butt“, „Die Rättin“ oder „Totes Holz“, teils als literarische Spur wie in „Die Blechtrommel“.

Untrennbar gehört „Grimms Wörter“ in den Kontext der vorangegangenen Buchveröffentlichungen von Günter Grass, „Beim Häuten der Zwiebel“ (2006) und „Die Box“ (2008), die bereits mit großzügiger Unterstützung der Staatsministerin für Kultur und Medien angekauft werden konnten. Zusammen bilden diese Titel die sogenannte autobiographische Trilogie.

Der Untertitel „Eine Liebeserklärung“ verrät die besondere emotionale Verbundenheit des Autors zu diesem Buch. Wem genau die Liebeserklärung gilt, wird nicht ausdrücklich gesagt, aber an erster Stelle ist höchstwahrscheinlich Ute Grass gemeint, der das Werk auch gewidmet ist. Zum anderen scheint es eine Liebeserklärung an die deutsche Sprache und die Kunst des Buchhandwerks zu sein, wie Grass in einigen Interviews äußerte. Im Untertitel hat der Autor ganz bewusst eine Gattungsbezeichnung vermieden, um die Besonderheit von „Grimms Wörter“ zu betonen. Denn das Buch verschränkt mehrere Zeitebenen in der für Grass typischen „Vergegenkunft“ – dem Ineinanderfließen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Hervorzuheben ist außerdem die Buchgestaltung des Manuskripts von Günter Grass, insbesondere das von ihm arrangierte Zusammenspiel von Buchstaben und Bildern. Dies passt hervorragend zum Museumskonzept des Forums für Literatur und Bildende Kunst. Jedem Kapitel hat Grass einen Buchstaben vorangestellt. Diese Buchstabenfolgen orientieren sich in ihrer Chronologie an der Arbeit der Brüder Grimm an ihrem Deutschen Wörterbuch. Zugleich bilden die Buchstaben den Anlass für Günter Grass, sich zu dazu passenden Alliterationen und Assoziationsketten inspirieren zu lassen, wie beispielsweise im ersten Kapitel „A Im Asyl“.

Museumsleiter Dr. Jörg-Philipp Thomsa: „Ich freue mich, dass wir mit diesem bedeutenden Ankauf die Forschungs- und Ausstellungsarbeit langfristig intensivieren können. Dies gilt nicht zuletzt für die Kooperation mit dem Steidl Verlag und dem Germanistischen Institut in Göttingen, wo ‚Grimms Wörter‘ hauptsächlich spielt. Mein Dank gilt der Kulturstaatsministerin und der Günter und Ute Grass Stiftung, die diesen Kauf ermöglicht haben.“

Das Manuskript befindet sich ab sofort im Archiv des Günter Grass-Hauses. Auszüge daraus sollen in kommende Ausstellungen integriert werden.

Weitere Infos unter https://grass-haus.de

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