Die Lübecker Museen blicken auf ein erfolgreiches Jahr 2019 zurück, in dem diverse Sonderausstellungen wie beispielsweise die häuserübergreifende Präsentation von Werken des zeitgenössischen Künstlers Jonathan Meese bundesweit von sich reden machten. Auch die erste Einzelausstellung der weltweit beachteten kolumbianischen Installationskünstlerin Doris Salcedo in Deutschland in der Kunsthalle St. Annen, verbunden mit der Verleihung des ersten Possehl-Preises für Internationale Kunst, zählte 2019 zu den Highlights der Lübecker Museen. Rund 230.000 Besuche konnte der Museumsverbund im vergangenen Jahr zählen. Damit ist im direkten Vergleich zum Vorjahr mit der äußerst erfolgreichen Nolde-Ausstellung im Museum Behnhaus Drägerhaus zwar ein Minus von 7 % zu verzeichnen, im Vergleich zu 2016 und 2017 jedoch eine Steigerung zu vermelden. „Vor allem das Buddenbrookhaus (+10 %), das Museum Holstentor (+5 %), das Museum für Natur und Umwelt (+18 %) sowie das Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk (+5 %) konnten sich 2019 über mehr Besucher:innen freuen.“, so das Resümee der Geschäftsführung der LÜBECKER MUSEEN, Prof. Dr. Hans Wißkirchen und Gabriela Schröder. „Diese guten Zahlen in unseren bewährten Themenfeldern sind erfreulich. Nun gilt es, Lübeck auch als Stadt der Moderne zu etablieren, beispielsweise mit weiteren bundesweit ausstrahlenden Ausstellungen im Bereich der Modernen Kunst.“
Eine bundesweit beachtete Zäsur brachte die umbaubedingte Schließung des Buddenbrookhauses am 30. Dezember 2019 für voraussichtlich drei Jahre mit sich, die mit der großen Umzugsparty am 28. und 29. Dezember vonstattenging. 2019 deutete sich damit schon der Transformationsprozess an, der in den kommenden Jahren das Geschehen in den Lübecker Museen prägen wird. Nach und nach müssen alle Museen umgebaut und nachhaltig modernisiert werden, um mit der Zeit gehen und den heutigen Anforderungen an die museale Welt entsprechen zu können. Den Start machen 2020 das Buddenbrookhaus sowie das Museum Holstentor.
Ausblick auf das Jahr 2020 in den Lübecker Museen
Für das Jahr 2020 sind trotz der Transformationsphase wieder zahlreiche Sonderausstellungen im Lübecker Museumsverbund geplant. Das Thema Familie Mann, für das die Hansestadt international bekannt ist, ist weiterhin präsent. Teile der Dauerausstellung des Buddenbrookhauses werden ab dem 27. März 2020 übergangsweise im Museum Behnhaus Drägerhaus zu sehen sein. Das Ambiente dieses klassizistischen Gebäudes dürfte die Wirkung der Ausstellung unterstreichen. Auch literarische Events und Veranstaltungen des Buddenbrookhauses werden weiterhin stattfinden. Außerdem sind die „Buddenbrooks am Markt“ künftig mit einem Museumsshop und Infopoint am Rathaus zu finden und somit im Herzen Lübecks noch präsenter als bisher.
Auch der zweite bekannte Literaturnobelpreisträger der Hansestadt spielt 2020 im Lübecker Museumsverbund wieder eine ihm gebührende, große Rolle. Das Günter Grass-Haus widmet sich mit seiner ersten Sonderausstellung des Jahres dem Thema „Günter Grass: Mein Fußballjahrhundert“. Wie der Name schon verrät, liegt der Fokus auf dabei auf der Fußballbegeisterung des Literaturnobelpreisträgers. Zeit seines Lebens war Grass Anhänger kleinerer Vereine wie dem FC St. Pauli oder dem Freiburger FC. Anlässlich der Ausstellung werden Exponate aus dem Deutschen Fußballmuseum in Dortmund zu sehen sein.
Ab 12. September steht im Grass-Haus ein weiteres Multitalent im Mittelpunkt: dann werden zahlreiche Fotografien des weltbekannten türkischen Schriftstellers und Literaturnobelpreisträgers Orhan Pamuk ausgestellt. Der Autor hat seine Anwesenheit bei der Vernissage bereits bestätigt. Das Thema „Nachbarn im Norden“ greifen 2020 gleich mehrere Museen auf. Den Auftakt bildet die Kunsthalle St. Annen, die sich mit einer Sonderausstellung Fotografien von Künstlern der so genannten Helsinki School widmet, die den Schwerpunkt auf Naturmotive gelegt haben. Doch auch aus dem Blickwinkel von Ökologie, Design, Bildender Kunst und Völkerkunde wird das Thema „Norden“ 2020 von verschiedenen Museen beleuchtet.
Darüber hinaus warten auf die Besucher:innen der Lübecker Museen 2020 folgende Highlights: So startete das Museum Behnhaus Drägerhaus am 16. Januar mit einer Ausstellung zu ausgewählten Werken des Architekten Carl Mühlenpfordt, der in Lübeck im beginnenden 20. Jahrhundert beispielsweise mit Bauten für den Vorwerker Friedhof oder mit dem Katholischen Gesellenhaus in der Parade seine Spuren hinterlassen hat, sowie ergänzend mit Arbeiten seiner Frau, der Malerin Anna Dräger-Mühlenpfordt. Dabei werden motivische und inhaltliche Verbindungen des Architekten und der bildenden Künstlerin deutlich.
Ebenfalls um ein Künstlerpaar geht es ab dem 9. Februar in einer Schau in der Kunsthalle St. Annen in den Sonderausstellungsräumen des St. Annen-Museums, allerdings sollen hier die Reisen der Lübecker Künstler Johannes und Hanna Jäger aus dem 20. Jahrhundert im Mittelpunkt stehen. Vom 16. Mai an dreht sich in der Kunsthalle unter dem Titel „Ostwind“ dann alles um den syrisch-deutschen Installationskünstler Manaf Halbouni, der sich in seinen Werken mit dem Krieg in Syrien oder der Situation von Migrant:innen auseinandersetzt und zugleich die Sammlung der Kunsthalle St. Annen ins Visier nimmt. Ein „Perspektivwechsel“ soll schließlich ab Ende August erfolgen, wenn Sammlungen moderner Kunst aus der Kunsthalle Rostock und der Kunsthalle Lübeck zu sehen sein werden. Es handelt sich um den Auftakt einer längerfristigen Kooperation zwischen den beiden Ausstellungshäusern.
Das Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk nimmt von Mai bis September in der Sonderausstellung „Das, was von Flender übrig bleibt“ den Mythos der FlenderWerft und ihrer heute noch aktiven Schiffe unter die Lupe. Ab Oktober sind dagegen – erstmalig in einem Museum – Alltagsgegenstände und Spielzeug aus der Hand des privaten Sammlers Olaf Weddern in der Ausstellung „Not macht erfinderisch – Zivile Notgegenstände aus Militärmaterialen“ zu sehen, die in den Notzeiten nach dem Zweiten Weltkrieg aus Geschossen und Bomben gefertigt wurden. Das Streben der Menschen nach Normalität in chaotischen Zeiten wird hier auf einfache Weise deutlich.
Und im St. Annen-Museum werden ab dem 26. Juni erneut die Danziger Paramente präsentiert, die aufgrund der hohen konservatorischen Anforderungen jeweils nur eine gewisse Zeit im Licht gezeigt werden dürfen. Bei dieser Ausstellung wird großer Wert auf das Miteinander der Künste im Mittelalter gelegt. So werden die Gewänder gemeinsam mit Architektur, Glasmalerei, Altären arrangiert, wobei der Schwerpunkt diesmal auf den Textilien und ausgewählten Handschriften des 15. Jahrhunderts gelegt wird.
Termine 2020:
16. Januar bis 15. März: „Mühlenpfordt – Neue Zeitkunst und Anna DrägerMühlenpfordt – Ausgewählte Werke“, Museum Behnhaus Drägerhaus
9. Februar bis 8. März: „Johannes und Hanna Jäger – Künstlerreisen“, Kunsthalle St. Annen
16. März bis 31. August: „Günter Grass: Mein Fußballjahrhundert“, Günter Grass-Haus
17. Mai bis 27. September: „Das, was von Flender übrig bleibt“, Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk
17. Mai bis 26. Juli: „Ostwind! Manaf Halbouni vs. Sammlung“, Kunsthalle St. Annen
Ab 27. Juni: „Das große Fest – Danziger Textilschätze II“, St. Annen-Museum
23. August bis 8. November: „Perspektivwechsel: Sammlungen moderner Kunst in
Rostock und Lübeck“, Kunsthalle St. Annen
12. September bis Januar / Februar 2021: „Orhan Pamuk“, Günter Grass-Haus
25. Oktober bis 4. April 2021: „Not macht erfinderisch – zivile Notgegenstände aus Militärmaterialien. Die Sammlung Olaf Weddern“, Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk
Termine 2020 zum Thema „Nachbarn im Norden“:
26. Januar bis 26. April: „Frischer Wind aus dem Norden. Naturmotive in der Helsinki School“, Kunsthalle St. Annen
28. Februar bis 19. November: „Land Küste Meer – Einblicke in die Schatzkammern des Nordens“, Museum für Natur und Umwelt
5. April bis 5. Juli: „Nordic Design“, St. Annen-Museum
15. August bis 4. Januar 2021: „Nordwärts / Südwärts. Begegnungen zwischen dem Polarkreis und Lübeck“, Völkerkundesammlung (im St. Annen-Museum)
27. September bis 10. Januar 2021: „Das andere goldene Zeitalter. Johan Ludvig Lund und der dänisch-deutsche Künstlerkreis“, Museum Behnhaus Drägerhaus +++
Quelle: Die Lübecker Museen