Mit Schwung schoben Bürgermeister Jan Lindenau und Bausenatorin Joanna Hagen heute, 30. Oktober 2019, die Baustellenampel beiseite und gaben damit die Lübecker Possehlbrücke offiziell für Verkehrsteilnehmer in beide Fahrtrichtungen wieder frei – rund zwei Wochen früher als geplant. Mit einem Marzipanherzchen und einem „Dankeschön für die Geduld“ versüßten Auszubildende der Hansestadt Lübeck den ersten rund 1000 Nutzern der neuen Possehlbrücke dieses freudige Ereignis.
„Heute führen wir ein Projekt zu Ende, das vielen Lübeckerinnen und Lübecker eine Menge abverlangt hat. Ich danke den Lübeckerinnen und Lübeckern für ihre Geduld und den Kolleginnen und Kollegen der Stadt für ihre engagierte Arbeit, ohne die die Nachverhandlung der Bauverträge nicht gelungen wäre. Die Nachverhandlung der Bauverträge war ein wichtiger Schritt, um danach zügig zu einem Ende zu kommen“, so Bürgermeister Jan Lindenau anlässlich der Verkehrsfreigabe. So konnte der zweite Bauabschnitt dann nach nur noch 16 Monate abgeschlossen werden, während der erste Bauabschnitt der Brücke 37 Monate dauerte.
„Die Possehlbrücke ist eines unserer wichtigsten aktuellen Infrastrukturbauvorhaben“, so Bausenatorin Joanna Hagen. „Wir haben sehr konsequent und beharrlich auf die Verkehrsfreigabe hingearbeitet. Ich freue mich, dass wir den Lübeckerinnen und Lübeckern wieder eine leistungsfähige Brücke zur Nutzung überlassen können.
Entsprechend der Mediationsvereinbarung war als Termin für die vollständige und insbesondere beidseitige Verkehrsfreigabe auf der Possehlbrücke der 15. November 2019 vereinbart worden. Bis zum 31. März 2020 sind die Restleistungen wie die finale Herstellung der Böschung, die Straßenbauarbeiten Geniner Ufer, die Anarbei-tung der neuen Uferwand an die Bestandsuferwand sowie der Rückbau der bauzeitlichen Spundwand im Elbe-Lübeck-Kanal, der Rückbau der Baustraßen und Baustelleneinrichtung auszuführen.
Chronologie Neubau Lübecker Possehlbrücke:
Die erste Possehlbrücke wurde als Eisenbahnbrücke im Zuge des Elbe-Lübeck-Kanals erbaut. Nach Fertigstellung des neuen Hauptbahnhofes im Jahr 1907 blieb der Bahndamm lange Zeit ungenutzt, erst ab 1920 diente er als Straße. Im Zuge des Ausbaus der Possehlstraße wurde 1955/ 56 eine neue Possehlbrücke als 2-feldrige Spannbetonbrücke unter Wiederverwendung der alten Holzpfahlgründung erstellt.
04/ 2008 Durchführung einer Objektbezogenen Schadensanalyse (OSA) aufgrund der Hauptprüfung 2007 (Zustandsnote 3,3 - kritischer Bauwerkszustand) mit dem Ergebnis:
-
Alkali-Kieselsäure-Reaktion (kurz: AKR)
-
Durchfeuchtungen, Rissbildung, Verschotterung des Betons
-
defekte Abdichtung unterhalb des Asphaltes
-
erhebliche Rissbildungen unterhalb der Kragarme
07/ 2011 Verkehrseinschränkung aufgrund der Schäden (geänderte Spurführung auf die Stege der Hohlkästen sowie Geschwindigkeitsreduzierung auf 20 km/h zur Schwingungsminimierung)
11/ 2011 Ermittlung der Resttragfähigkeit unter Berücksichtigung des Ist-Zustandes der Brücke sowie Auftragsvergabe zur Objekt- und Tragwerksplanung des Ersatzneubaus und Planungsbeginn
ab 03/ 2012 Die inzwischen quartalsweise Sonderprüfung zur Veränderung der Schäden am Bauwerk ergibt einen ungenügenden Bauwerkszustand (Zustandsnote 4,0), so dass eine Nutzungsbeschränkung auf 7,5 t erfolgt
ab 2012 ff. weitere Ingenieurleistungen wie: Baugrunduntersuchung, Schallschutzgutachten, Verkehrsuntersuchung, Schadstoffbelastung, hydrogeologisches Gutachten, landschaftspflegerischen Begleitplan für Baumfällungen etc., Kostenkalkulationen sowie Ausbohrversuch der alten Holzpfahlgründung und Herstellung Probebohrpfahl
12/ 2014 Veröffentlichung der EU-weiten Ausschreibung
03/ 2015 Submissionstermin mit 5 Angeboten
04/ 2015 Zuschlagserteilung an Wayss & Freytag Ingenieurbau AG, Hamburg für 8,919 Millionen Euro brutto
05/ 2015 Beginn der Arbeiten - zunächst Ertüchtigung des westlichen Teilbauwerk, vertraglich geplante Fertigstellung des gesamten Brücken-Neubaus Januar 2017 (nach rund 20,5 Monaten Bauzeit)
11-12/ 2015 Abbruch des östlichen Teilbauwerks mit rund 4 Monaten Verzögerung
01/ 2016 Beginn der Spundwandarbeiten für den 1. Bauabschnitt mit 5,5 Monaten
Verzögerung
12/ 2016 erste Vereinbarung zur Weiterführung der Arbeiten zwischen W&F und HL und Bestreben strittige Punkte zu klären, ggf. außergerichtlicher Mediationsversuch
03/ 2017 Beginn Herstellung der Bohrpfähle 1. Bauabschnitt
ab 04/ 2017 Einrichtung der Baustellenampel für den Beidrichtungsverkehr
11/ 2017 Einhub der Stahlhohlkästen für den 1. Bauabschnitt
06/ 2018 Fertigstellung 1. Bauabschnitt und Verkehrsumlegung auf östliches
Teilbauwerk mit rund 27 Monaten Verzögerung
07/ 2018 Abbruch des westlichen Teilbauwerks
08/ 2018 Mediationsvereinbarung von Bürgerschaft beschlossen
10/ 2019 Verkehrsfreigabe der Possehlbrücke im Beidrichtungsverkehr ohne
Ampelregelung
03/ 2020 Gesamtfertigstellung der Baumaßnahme
Kosten:
-
geplante Projektkosten zum Baustart: 12,9 Millionen Euro
-
zusätzlicher Mittelbedarf aus Mediationsvereinbarung: 6,6 Millionen Euro
-
zusätzlicher Mittelbedarf aus Ing.-Leistungen durch Bauzeitverlängerung: 1 Million Euro
-
Gesamtprojektkosten : 20,5 Millionen Euro
Technische Daten
-
Stahlverbundrahmen mit 4 Hohlkastenträgern und Verkehrsverbund
-
überführt Gas-, Wasser-, Strom- und Telekommunikationsleitungen (während der Bauphase versorgungswirksam)
-
Stützweite: ca. 41 Meter
-
Breite: 8,50 m zwischen den Schrammborden (2 Fahrstreifen á 4,25 m) sowie 17,50 m zwischen den Geländern
-
Bohrpfähle: insgesamt 74 Stück., Durchmesser: 88 cm, Länge 20,60 m
-
Beton: ca. 2.450 m³
-
Stahlhohlkästen: insgesamt 200 t (4 Stück. á 50 t)
-
Bewehrung: ca. 580 t
-
Baugrubenverbau: ca. 7.100 m²
-
Bauzeit 1. Bauabschnitt: 37 Monate (Mai/ 2015 bis Juni/ 2018)
-
Bauzeit 2. Bauabschnitt: 16 Monate (Juli/ 2018 bis Oktober/ 2019)
+++