Veröffentlicht am 23.08.2019

Vertrieben – verloren – verteilt: Drehscheibe Pöppendorf 1945–1951

Hanse-Schule zeigt Sonderausstellung des Industriemuseums Herrenwyk

Die Sonderausstellung „Vertrieben - verloren - verteilt. Drehscheibe Pöppendorf 1945– 1951“, die von 28. Oktober 2018 bis 28. April 2019 im Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk großen Anklang fand, wird in einer reinen Text- und Bildtafel-Version in den Ausstellungsräumen der Hanse-Schule in der Lübecker Dankwartsgrube wieder aufgegriffen. Damit wird deutlich, von welch großem Interesse die Flüchtlingsthematik damals und heute ist.

Die Ausstellung befasst sich mit einem der größten Flüchtlingsdurchgangslager Norddeutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, das von Herbst 1945 bis zum Frühjahr 1951 im Waldhusener Forst zwischen dem alten Bahnhof Kücknitz und Pöppendorf Anlaufstelle für über eine halbe Million Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten war. Das Lager wird durch bis dahin unveröffentlichtes Bildmaterial sehr eindrucksvoll veranschaulicht.

Es wird die Problematik von Flucht und Vertreibung der Deutschen als unmittelbare Folgen des Krieges und die damit verbundene Bevölkerungsverschiebung aufgegriffen. Verschiedene Phasen, zunächst als Wehrmachtsentlassungsstelle, dann als Durchgangslager und zuletzt als Wohnlager werden dargestellt und einzelne Vertreibungsaktionen detailliert beschrieben. Alles in allem wird ein Überblick über den organisatorischen Aufbau und alle Seite zwei von drei... Aspekte der Lagerbetreuung gegeben, die ein umfassendes Bild vom Schicksal der Flüchtlinge widerspiegeln. Durch die Übernahme der Sonderausstellung in die Hanse-Schule soll die Thematik auch gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingswelle gezielt SchülerInnen vermittelt werden. Es besteht die Möglichkeit für Schulklassen, mehrstündige Workshops zu buchen, die durch den Kurator der Ausstellung Christian Rathmer sowie die Ausstellungsassistenten und Lehramtsstudenten Lea Märtens und Torben Freytag durchgeführt werden. Alle drei beeindruckten auch bereits im Industriemuseum in Herrenwyk mit ihren fachkundigen Führungen.

Die Fortsetzung der Ausstellung in der Hanse-Schule wurde direkt am ersten Tag nach den Sommerferien eröffnet und wird dort mindestens ein halbes Jahr zu sehen sein. Die Schule ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr geöffnet; sonnabends von 8 bis 15 Uhr. sonntags ist geschlossen. Der Eintritt zur Ausstellung ist kostenfrei.


Begleitend zur Ausstellung sind für Schulklassen verschiedene Workshops buchbar:

Vor Pöppendorf – Die Flucht (Klassenstufen 8 aufwärts)

Grundlage des Workshops ist eine Aufsatzsammlung, die um 1950 ein Lehrer der Rangenberg-Schule die Schülerinnen einer Mädchenklasse schreiben ließ. Geschildert werden die Fluchtgeschichten der Kinder von ihrem Heimatort bis zur Ankunft in Lübeck. Mit den SchülerInnen sollen diverse Fragestellungen zu dieser Aufsatzsammlung erarbeitet werden.

Nach Pöppendorf – Ein neuer Ort (Klassenstufen 8 aufwärts)

Anhand schriftlicher Dokumente wie Akten oder Zeitungsartikel sollen Konflikte im Umkreis der Flüchtlingsthematik in den Kategorien Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Arbeit, Wohnen und Kriminalität eingeordnet und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden.

Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten (Oberstufe)

In diesem Workshop werden den SchülerInnen die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens im Fach Geschichte vermittelt. Die Technik der Quellenkritik und das Erstellen einer Seite drei von drei Forschungsfrage stehen ebenso im Mittelpunkt wie das Thema der Vertreibungen aus Ostpreußen und Pommern nach dem II. Weltkrieg.

Die Workshops sind für eine Dauer von zwei Stunden konzipiert. Die Kosten betragen
40 Euro pro Stunde. Anmeldungen unter lea_maertens@gmx.de oder torben.freytag@gmx.de sowie beim Kurator der Ausstellung Christian Rathmer unter rathmers@beyersdorf.com +++

Quelle: Die Lübecker Museen