Umso erfreulicher ist das diesjährige Vorkommen vier junger Schwarzstörche im Lübecker Stadtwald. Bei den Eltern handelt es sich um eins von geschätzt sieben bis zehn Brutpaaren in Schleswig Holstein. Der Schwarzstorch braucht ruhige Waldgebiete mit alten Bäumen für den Horst sowie naturnahe Fließgewässer und kleine Tümpel zur Nahrungssuche.
Auch der Seeadler mit seinen beiden Brutpaaren im Stadtwald benötigt beruhigte Wälder mit alten Bäumen für den Horstbau, bevorzugt aber für die Nahrungssuche dann eher die Nähe größerer Gewässer und extensiv bewirtschaftetes Grünland.
Der Mittelspecht, der ebenfalls im Lübecker Stadtwald lebt, fühlt sich in alten Wälder mit lebenden und toten Bäumen die eine raue Rinde haben wohl. Sein Brutbestand beläuft sich mittlerweile auf deutlich über 200 Paare im Forstamt. Damit hat er seinen Bestand seit Einführung des Waldkonzeptes Anfang der 90er Jahre fast verzehnfacht. Dies ist auch von überregionaler Bedeutung, da der Mittelspecht als eine sogenannte Verantwortungsart gilt, für die wir in Deutschland eine besondere Verpflichtung haben. So ist der weltweite Brutbestand bei circa 70.000 Paaren von denen mindestens 30.000 in Deutschland und circa 1.600 in Schleswig Holstein vorkommen.
Der Zwergschnäpper siedelt hingegen am westlichen Rand seines riesigen Verbreitungsgebietes, das von Deutschland bis Kamtschatka in Russland reicht. Die 20 bis 25 Brutpaare in Schleswig-Holstein spielen da im weltweiten Vergleich zu 3,2 Millionen Brutpaaren keine herausragende Rolle. Er gilt in Norddeutschland als Buchenurwaldrelikt – Vogelart mit stark rückläufiger Brutbestandsentwicklung, deshalb sind die diesjährigen 12 singenden Männchen von großer regionaler Bedeutung. Insgesamt nimmt er im Lübecker Stadtwald leicht zu.
Erst nach Einführung des Lübecker Waldkonzeptes Anfang der 90er Jahre haben sich Schwarzstorch und Seeadler wieder im Stadtwald angesiedelt. Vorher waren der Mittelspecht und der Zwergschnäpper schon in geringen Beständen im Stadtwald vorhanden. Alle vier Arten besiedeln den Stadtwald mit unterschiedlichen Lebensraumansprüchen und stellen somit verschiedene Anforderungen an die Waldlebensraumqualität, die durch das Waldkonzept für den Stadtwald abgedeckt werden.+++