Möglich wird dies durch den Einsatz modernster Technik: Während die einzelnen Lichtsignalanlagen bereits über die Möglichkeit verfügen die Grünzeiten bedarfsgerecht zu schalten, wurde nun eine sogenannte Kleinzentrale als übergeordnete Steuerungseinrichtung installiert. Diese erfasst mit Hilfe von Induktionsschleifen permanent den Verkehr an mehreren Stellen, bewertet ihn und ermittelt anhand vorgegebener Softwareroutinen das jeweils optimale Programm. Beispielsweise werden bei plötzlich auftretenden Verkehrsspitzen Programme geschaltet, welche einen besseren Verkehrsfluss gewährleisten und Anfahr- und Bremsvorgänge reduzieren. Für ein besonders ausgeprägtes Verkehrsaufkommen in stadtauswärtiger Richtung kann zudem die „Grüne Welle“ angepasst werden. Bei geringem Verkehrsaufkommen, zu Zeiten mit sonst üblicherweise starkem Verkehr, werden dagegen Programme mit kürzeren Umlaufzeiten geschaltet, so dass sich die Wartezeiten für Fußgänger und Radfahrer reduzieren.
Bereits 2012 wurde auf Betreiben des Bereichs Stadtgrün und Verkehr mit der Installation der erforderlichen Technik begonnen. Unter anderem mussten Leerrohre und Kabel verlegt, vorhandene Steuergeräte umgerüstet und Induktionsschleifen eingebaut werden. Größtes Problem war dabei die Puppenbrücke beziehungsweise die fehlende Kabelverbindung zwischen Lindenplatz und Holstentorplatz, um alle Lichtsignalanlagen mit der zentralen Steuerung zu verbinden. Dies geschah deshalb zunächst auf Funkuhrbasis nach festgelegten Uhrenschaltplänen. Inzwischen werden stadtinterne IT-Strukturen, die im Zuge der Vernetzung städtischer Gebäude geschaffen wurden, genutzt. Parallel zu diesen Arbeiten erfolgte die Programmierung der verkehrsabhängigen Programmwahl (VAPW). Im Herbst 2016 wurde die Steuerung erstmalig im sogenannten Hintergrundbetrieb – für die Verkehrsteilnehmer nicht wahrnehmbar - aktiviert. Während dieser Testphase konnten Messwerte kalibriert und weitere Programmoptimierungen durchgeführt werden, ohne durch ungewollte Programmumschaltungen den Verkehr zu beeinflussen.
In den vergangenen fünf Jahren wurden folgende fünf Streckenverläufe mit insgesamt 44 Lichtsignalanlagen mit dieser modernen Technik versehen, um die Verkehrsströme zu optimieren: Kieler Straße – Padelügger Weg, die Nordtangente, rund um Ikea, die Strecke bei der Lohmühle (Kreisverkehr bis Karlstraße/Katharinenstraße) und aktuell die Fackenburger Allee über Lindenplatz bis zum Holstentorplatz. Während für die Fackenburger Allee insgesamt rund 130 000 Euro investiert werden mussten, konnten die übrigen Anlagen und die Beschaffung der Überwachungssoftware (rund 15000 Euro) mit relativ geringem Mehraufwand entweder im Rahmen der damaligen Projektabwicklungen (Verlängerung K13, Nordtangente, IKEA) errichtet oder aufgrund des Netzausbaus durch die städtische IT sehr günstig abgewickelt werden.
Die Überwachung der Steuerungsanlagen erfolgt seit 2013 direkt von den Arbeitsplätzen der Mitarbeiter des Sachgebietes Verkehrseinrichtungen. Möglich macht dies eine spezielle Software, mit der man annähernd die Funktionalität einer Verkehrsrechnerzentrale erreicht. Somit können die Betriebszustände sowie die korrekten Programmabläufe überprüft und im Falle einer Störung schnell reagiert werden. Außerdem kann ein Live-Mitschnitt des aktuell laufenden Signalprogramms erstellt werden, um zu sehen, ob Anforderungen richtig erkannt und verarbeitet werden. Gleichzeitig werden Verkehrszählwerte, die über die Induktionsschleifen gewonnen werden, zur Auswertung der Verkehrsströme und des Verkehrsgeschehen genutzt.
Die Funktionalität der Lichtsignalanlagen ist eine wesentliche Grundlage, um Verkehrsströme zu optimieren. Durch die Vernetzung von Signalanlagen kann eine bestmögliche Verkehrslenkung je nach Verkehrsaufkommen aufeinander abgestimmt werden. Vor diesem Hintergrund plant der Bereich Stadtgrün und Verkehr im Rahmen eines Qualitätsmanagements den weiteren Ausbau der Vernetzungen von Lichtsignalanlagen. Ziel ist es, die Erkenntnisse der automatisierten Datenerfassung zu Verkehrsströmen zu nutzen, um die künftigen Anforderungen an die Verkehrsführung zu erfüllen und sinnvolle Lösungen für die Zukunft zu entwickeln.+++