Veröffentlicht am 06.06.2018

Weniger Autos – mehr Fuß- und Radverkehr in der Innenstadt

Perspektivenwerkstatt: 13 Thesen für Lübeck 2030 bis 9. Juli 2018 online kommentieren

„Der Durchgangsverkehr ist unnötig!“ Mit diesem Satz brachte Verkehrsplaner Wolfgang Haller (SHP Ingenieure aus Hannover) eine von fast allen Teilnehmen-den geteilte Meinung in der Abschlussrunde auf den Punkt. Konsens war auch: Der Verkehr muss neu gedacht werden. Nicht mehr der Autoverkehr, sondern der Fuß- und Radverkehr sowie der ÖPNV sollen im Zentrum bestimmen. Eine auto-freie Innenstadt wurde nicht befürwortet, aber eine deutliche Reduktion.

Mit diesen Aussagen lassen sich die Ergebnisse der Perspektivenwerkstatt 2.0, zu der die Hansestadt Lübeck am 1. und 2. Juni 2018 Bürgerinnen und Bürger eingeladen hatte, zusammenfassen. Über 250 Menschen folgten der Einladung und beteiligten sich aktiv an der Diskussion, wie Lübeck sich weiterentwickeln soll und welche Themen für die Zukunft wichtig sind. Bürgermeister Jan Lindenau: „Wir planen nicht für die Papiertonne! Es ist an der Zeit, auch konkrete Planungen anzugehen. Daher freue ich mich, dass es zu vielen Punkten auf der Perspektivenwerkstatt Konsens gab. Das gibt uns Rückenwind, die Dinge später auch umzusetzen.“

„Wir möchten gern eine Testphase zum Ausprobieren anschieben“ greift Bausenatorin Joanna Glogau die Forderungen auf. „Dabei wollen wir nicht nur einen Bereich sperren, sondern ihn auch provisorisch anders gestalten. Welcher Bereich genau sich hierfür eignet, werden wir in den nächsten Wochen prüfen. Dann können wir erfahren, was sich ändert und mit allen Beteiligten ins Gespräch kommen.“ Die Ergebnisse fließen dann auch in die nächste Stufe auf der Planungswerkstatt ein.

Noch bis zum 9. Juli 2018 besteht die Möglichkeit, die 13 diskutierten Thesen online unter www.uebermorgen.luebeck.de zu kommentieren. Sie sind das Ergebnis der ersten Beteiligungsphase des Zukunftsdialogs und wurden vom Planungs- und Beteiligungsteam in Vorbereitung der Perspektivenwerkstatt formuliert. Während der Veranstaltung drückten die Teilnehmenden bereits ihre Zustimmung mit Punkten aus und hinterließen viele Kommentare.

Neben dem Verkehr wurden eine Reihe weiterer Themen während der zweitägigen Perspektivenwerkstatt diskutiert. Mehr Aufmerksamkeit soll dem Wasser geschenkt werden – so zum Beispiel dem Pumpenhäuschen an der Krähenstraße. Überhaupt spielte der öffentliche Raum eine bedeutende Rolle: Straßen, Wege und Plätze in Wert zu setzen, ist eine der großen Herausforderungen für die nächsten Jahre.

Was passiert in den Erdgeschossen 2030? wurde ebenfalls in einem großen Workshop diskutiert. Neben Hinweisen für eine gute Mischung wurde konkret ein Leerstandmanagement gefordert, um strategisch Flächenanbieter und Interessenten zusammen zu bringen. Die Bedeutung des Einzelhandels in der Innenstadt wurde auch hinsichtlich des Tourismus unterstrichen. Lübeck soll vermehrt auf Qualitätstourismus setzen - Städtekulturreisende stehen dabei besonders im Fokus.

Junge LübeckerInnen von mixed pickles, Jugendclub Hudekamp, das Jugendzentrum Röhre und die Oberschule zum Dom präsentierten auf einem „Markt der jungen Blicke“ die bunten Ergebnisse ihrer Arbeit. Neben der hohen Identifikation mit der Innenstadt fiel vor allem die Umweltorientierung ins Auge. Ob es sich um Antrieb für Mobilität (z.B. Magnetschwebebahn oder Hybridwasserfahrzeug), Konsum oder Energieerzeugung (z.B. Nutzung von Windkraft) handelte – das Denken an unsere begrenzten Ressourcen scheint für die junge Generation selbstverständlich zu sein. Besonderen Applaus bekamen die Jugendlichen vom Jugendzentrum Röhre aus der Innenstadt. Sie traten mit Breakdance auf und stellten ihren eigens komponierten „Lübeck-Song“ mit ihren Perspektiven für Lübeck 2030 vor.

Die Ergebnisse der Perspektivenwerkstatt2.0 fließen in die Entwicklung von Szenarien für die zukünftige Entwicklung der Lübecker Innenstadt ein, die auf der Planungswerkstatt am 9. und 10. November 2018 vorgestellt und diskutiert werden. +++