Veröffentlicht am 04.12.2008

Verborgene Schätze – ausgepackt und ausgestellt


Sonderausstellung aus dem St.-Annen-Bestand und der Glassammlung Christian Jentsch

Exquisite Glaskunst und nie gezeigte Supraporten: In der Vorweihnachtszeit eröffnet im Lübecker St. Annen-Museum die Sonderausstellung „Verborgene Schätze – ausgepackt und ausgestellt“, die Kostbarkeiten aus dem eigenen Bestand und Schmuckstücke des Lübecker Sammlers Christian Jentsch zeigt. Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde die Ausstellung am Donnerstag, 4. Dezember 2008, der Öffentlichkeit präsentiert.

„Ich freue mich, dass wir mit dieser Ausstellung den ersten Schritt zur Wiederbelebung der Ausstellungstätigkeit im Obergeschoss des St. Annen Museums so überzeugend beginnen können“, sagte Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Geschäftsführender Direktor der Lübecker Museen. Museumsleiterin Dr. Hildegard Vogeler erklärte, dass das St. Annen-Museum eine große Kollektion Supraporten besitzt, die hier erstmals zusammen ausgestellt werden. Eine Supraporte (lat. supra = über, porta = Tor) ist ein über einer Tür oder einem Portal angebrachtes Gemälde oder Relief. Es kann frei hängen oder gestalterisch in den Türrahmen einbezogen sein.

Bei den in der Ausstellung gezeigten Supraporten handelt es sich um gedruckte Bildtapeten, die Motive aus der Antike, idyllische Landschaften oder Jagd- und Blumenstillleben zeigen. Diese farbigen Bilder wurden – dem Zeitgeschmack der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entsprechend – vornehmlich von elsässischen und französischen Tapetenmanufakturen hergestellt und dienten als pittoreske Schmuckfelder über Türen oder Fenstern von Innenräumen klassizistischer Häuser. Die hier gezeigte Sammlung war vermutlich einmal eine Musterkollektion der alteingesessenen Lübecker Tapetenhandlung Friedrich Matz, die für den anspruchsvollen Geschmack des gehobenen Bürgertums zuweilen auch Tapeten bei der berühmten Firma Zuber in Rixheim (Elsass) bestellte.

Gemeinsam mit den Supraporten werden Trinkgläser aus der Sammlung Christian Jentsch präsentiert. Museumsleiterin Dr. Vogeler dankte dem Sammler dafür, dass er besonders schöne Stücke seiner Sammlung für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat. Das Ausstellungsdesign stammt von Michael Goden.

Form und Größe historischer Gläser lassen sich nur richtig verstehen, wenn man die Trinkkultur der jeweiligen Zeit berücksichtigt. War es um 1700 noch üblich, die wenigen Trinkpokale an einer Tafel von Hand zu Hand – und Mund zu Mund – gehen zu lassen, so entwickelte sich im Zeitalter des aufstrebenden Bürgertums der Gläsersatz. Jedem Gast wurden nun für die verschiedenen Getränke Gläser vorgesetzt, die durch ihre gemeinsame Grundform und ihr Dekor die Zusammengehörigkeit zu einem Gesamt-Ensemble veranschaulichen.

Zu den frühen kostbaren Schmuckstücken der Sammlung Jentsch gehören die dünnwandigen Kelchgläser im „venezianischen Stil“, die ausschließlich am Ofen geformt werden. Viele dieser leichten und fragilen Kunstwerke werden durch eingelagerte feine Milchglasfäden oder flügelähnliche Applikationen verziert. Seit etwa 1700 wurden die venezianischen Gläser aber unmodern und von robusteren, mit Schliff und Schnitt (Gravur) veredelten Exemplaren im „böhmischen Stil“ abgelöst. Englische Gläser unterscheiden sich hierbei von den kontinentalen Gläsern durch ihren hohen Bleigehalt, der zu einer schweren, aber sehr brillanten Glasmasse führt.

Die Ausstellung wird am Sonntag, 7. Dezember 2008, 11.30 Uhr, im Remter des St. Annen-Museums eröffnet. Nach Begrüßung durch Dr. Vogeler wird Prof. Dr. Christian Jentsch in die Ausstellung einführen.

An folgenden Sonntagen führt der Sammler Prof. Dr. Jentsch persönlich durch die Ausstellung:

  • 14. Dezember 2008
  • 21. Dezember 2008
  • 11. Januar 2009
  • 22. Februar 2009
  • 15. März 2009

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