Veröffentlicht am 22.05.2008

Als auch in Lübeck Bücher „festlich“ vernichtet wurden


Aktion vor dem Buddenbrookhaus erinnert an die Bücherverbrennung vom 26. Mai 1933

Im März 1933 kam es im Zuge einer „Aktion wider den undeutschen Geist“ auch in der Hansestadt Lübeck zu einer organisierten Verfolgung jüdischer, marxistischer und pazifistischer Schriftsteller. Im Mai 1933 wurden auf dem Berliner Opernplatz und in vielen anderen deutschen Städten Bücher und Bibliotheken verbrannt. In Lübeck ereignete sich die Schandtat am 26. Mai 1933: An der feierlichen Bücherverbrennung auf dem Buniamshof beteiligten sich Tausende.

Hier wurden nach vorbereiteten Listen Bücher von Autoren wie Bertolt Brecht, Erich Mühsam, Kurt Tucholsky und Stefan Zweig in die Flammen geworfen. Zu den indizierten Autoren gehörten auch Thomas und Heinrich Mann.

Mit einer großen Aktion am 26. Mai 2008 vor dem Lübecker Buddenbrookhaus soll jetzt erstmals an diese beschämende Bücherverbrennung erinnert werden.

Um 11 Uhr vormittags wird der Aktionskünstler Wolfram P. Kastner auf dem Pflaster vor dem Haus einen rund drei Meter großen schwarzen Fleck aufbringen. In den symbolischen Brandfleck wird er den Satz von Heinrich Heine sprühen: „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“.

Danach werden Schüler und Erwachsene, prominente und unprominente Lübecker Bürger mehrere Stunden lang aus „verbrannten“ Büchern vorlesen. Den Anfang macht um 11.30 Uhr Bürgermeister Bernd Saxe. Kultursenatorin Annette Borns wird gegen 13 Uhr lesen. Wer mitmachen und ebenfalls fünf bis zehn Minuten lesen möchte, kann ab 11 Uhr zum Buddenbrookhaus kommen.

Organisiert wird die Aktion von der Erich-Mühsam-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Förderverein des Buddenbrookhauses, der Heinrich-Mann-Gesellschaft und der Thomas-Mann-Gesellschaft.

Am Abend um 20 Uhr gibt es im Buddenbrookhaus einen Lichtbildervortrag von Wolfram P. Kastner unter dem Titel: „Bücherverbrennung, Brandspuren und schwierige Erinnerung“. +++