Im Rahmen einer Pressekonferenz zur 119. Travemünder Woche, die vom 18. bis 27. Juli 2008 stattfinden wird, hat Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe jetzt erste Ergebnisse der seit August 2007 tagenden Arbeitsgruppe „Zukunft Travemünder Woche“ präsentiert. „Wir wollen alles tun, um der Travemünder Woche eine gute Entwicklung zu sichern“, sagte Saxe bei der Präsentation im Lübecker Yacht-Club am 15. Mai 2008.
Hintergrund: Im Rahmen der Travemünder Woche 2007 sind von der Travemünder Woche gGmbH, dem Lübecker Yacht-Club und auch teilnehmenden Sportlern Kritiken zur Infrastruktur und damit zur künftigen Entwicklung der Travemünder Woche benannt worden. Dies wurde auch öffentlich über die Medien dargestellt. Kritik gab es an der unzureichenden Infrastruktur für die Sportler, aber auch an der zunehmenden Kommerzialisierung des Landprogramms.
Die Hansestadt hat unmittelbar nach Ende der Travemünder Woche 2007 eine Arbeitsgruppe „Zukunft Travemünder Woche“ ins Leben gerufen. Ständige Mitglieder sind Rolf Erwert (Lübecker Yacht-Club), Dr. Dieter Stolze und Karin Böge (Travemünder Woche gGmbH), Bürgermeister Bernd Saxe, Sportsenatorin Annette Borns und Friedrich Thorn (Bereichsleiter Schule und Sport).Themenbezogen waren an der AG zudem beteiligt Vertreter des Segelsports, das Koordinierungsbüro Wirtschaft Lübeck, die Kurbetriebe Travemünde und der Bereich Stadtplanung.
Parallel hierzu hat die Bürgerschaft in ihrer Sitzung am 11. Oktober 2007 das Anliegen mit folgendem Beschluss bekräftigt:
Der Bürgermeister wird beauftragt, über die Optimierung der Infrastruktur für die Segler bei Segelsportveranstaltungen und zukünftige Maßnahmen zu berichten. Dabei ist auch auf die Situation der „WSA-Wiese“, der „Tornado-Wiese“ und dem möglichen Wegfall von Liegeplätzen auf dem Priwall einzugehen. Außerdem soll in dem Bericht auf die mögliche Errichtung eines Regattazentrums auf dem Gelände Möwenstein/Grünstrand eingegangen werden. Daneben sollen Maßnahmen aufgezeigt werden, um die Travemünder Woche weiterhin als eine der größten Segelsportveranstaltungen der Welt (Teilnehmerzahl und Klassen der Segelsportler) zu erhalten. Bei den erforderlichen Maßnahmen sind der Realisierungszeitraum und die erforderlichen Kosten anzugeben.
Die Arbeitsgruppe hat seit dem 31. August 2007 insgesamt sechs Mal getagt und sich dabei mit folgenden Themen beschäftigt:
- Die städtebauliche Entwicklung des Bereiches der Travemünder Woche im Verhältnis zur Gesamtentwicklung Travemünde
- Die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen für die Travemünder Woche
- Die Finanzbeziehung Hansestadt Lübeck/Travemünder Woche gGmbH
Zu 1: Derzeit wird ein städtebauliches Konzept für Travemünde entwickelt. Dieses Konzept wird auch Auswirkungen auf die Durchführung der Travemünder Woche haben. So ist der bisherige Parkplatz Leuchtenfeld als Grünfläche vorgesehen. Die Veränderung des Parkplatzes Leuchtenfeld zu einer Grünanlage wird die sportliche Nutzung wie Camping und Bootslagerung während der Travemünder Woche beeinträchtigen. Es ist daher dringend geboten, Kompensationsflächen an anderer Stelle (Tornadowiese / Priwall) rechtzeitig zu bedenken. Die AG erwartet vor dem Hintergrund des Segelsports für Travemünde, dass das künftige städtebauliche Konzept die Belange des Segelsports sehr deutlich einbezieht. Auf dem Bürogebäudegelände des Wasser- und Schifffahrtsamtes soll versucht werden, eine alternative Planung mit dem Bund zu entwickeln. Das dortige Gebäude könnte von der Hansestadt Lübeck übernommen werden, um dort eine „Jugendsegelstation Ostsee“ aufzubauen. Hierdurch wird eine segelsportliche Entwicklung weit über die Travemünder Woche hinaus ermöglicht. Dies würde einen großen Schritt für die Entwicklung des Segelsports in Lübeck bedeuten.
Zu 2: Notwendige Infrastrukturmaßnahmen für die Travemünder Woche
2.1 Tornadowiese und Nordermole. Von den Nutzern wird eine Befestigung der sogenannten „Tornado-Wiese“ – eines Rasenfläche westlich des Vereinshauses des Lübecker Yacht-Club - gewünscht. Nach vorliegenden Kostenschätzungen kostet die Entwässerung und Oberflächengestaltung mit einer Schotterrasenschicht rund 100 000 Euro. Die erwünschte Toilettenanlage an der Nordermole würde 300 000 Euro kosten. Weitere 80 000 Euro veranschlagt die Hansestadt für die Installation von Wasser- und Abwasserrohren an der Nordermole, die auch eine mobile Toilettenanlage zuließe.
Finanzieren soll das Ganze die Hansestadt Lübeck über ihren Kurbetrieb Travemünde: Die könnte die Entwässerungsanlage auf der Tornadoweise bauen und auch die Installationen an der Nordermole anlegen und erhielte dafür die Möglichkeit einer Refinanzierung durch gewerbliche Nutzung. Zuvor sollte jedoch die Entscheidung über den Abriss und Verwendung des ehemaligen Spaßbades „Aquatop“ abgewartet werden.
2.2 Parkplätze Leuchtenfeld. Hier laufen derzeit Planungen für eine städtebauliche Aufwertung, die einen Wegfall von 750 Parkplätzen mit sich bringt wird. Als Ersatz sollen 400 Plätze in einem privat betrieben Parkhaus angeboten werden. Weiterer Effekt: Es fallen auch Flächen für campierende Segelsportler der TW fort. Derzeit gibt es aber noch keinen Zeitplan für die Umsetzung dieser Maßnahme.
2.3 Priwallplanung. Durch die Überplanung der Landflächen am Passathafen auf dem Priwall zu einer Ferienhausnutzung wird der jetzige Winterlagerplatz des Passathafens verändert werden. Alternativ wird derzeit geprüft, die Winterlagerung auf die Kläranlage Ochsenkopf/Herrenwyk zu verlegen oder parallel in den Wald am Passathafen.
2.4 Fördermöglichkeiten durch überörtliche Finanzierung. Durch die Wirtschaftsförderung Lübeck GmbH wurden Europäische, Bundes- sowie Landesfördermöglichkeiten geprüft. Bei der Städtebauförderung ist es Voraussetzung, dass ein gesamtstädtebauliches Entwicklungskonzept vorliegt. Dies wird derzeit vorbereitet. Seitens des Zukunftsprogramms ist die dem Tourismus zu Gute kommende Infrastruktur als förderfähig vorgesehen, aber nicht, wenn sie primär dem Sport dient.
Zu 3. Die Finanzbeziehung Hansestadt Lübeck/Travemünder Woche gGmbH. Die Hansestadt Lübeck gewährte der Travemünder Woche gGmbH 2007 als monetarisierte städtische Leistung eine Summe von 120 000 Euro. Hierunter fallen die Bereitstellungen des Löschboots der Feuerwehr und der Barkasse „Büffel“, die technische Unterstützung der Mitarbeiter Schule und Sport als auch Freistellung von Mitarbeitern weiterer Bereiche aus der Hansestadt Lübeck für Bahnsicherung und Schiedsrichteraufgaben.
Darüber hinaus erhält die Travemünder Woche gGmbH jeweils im Haushalt bereitgestell-te Unterstützung als Sportförderung in Höhe von rund 32 000 Euro. Für städtische Leistungen wie die Überlassung der Stellplätze auf dem Leuchtenfeld, Abfallentsorgung, zusätzlicher Berufsverkehr, Übernachtungen auf der „Passat“ wurden der Travemünder Woche gGmbH 26 800 Euro in Rechnung gestellt. Für das Landprogramm zahlte der Veranstalter rund 50 000 Euro an die Hansestadt Lübeck, ein Betrag, der sich im Jahr 2008 um 25 000 Euro reduziert.
Die Arbeitsgruppe ist sich einig, dass diese Finanzbeziehungen nicht gegeneinander aufrechenbar sind, da es sich bei den Entgelten und Gebühren um kostenpflichtige Dinge handelt, die keine Ausnahmen zulassen und die dem Gleichheitsgrundsatz unterliegen. Die Travemünder Woche gGmbH hat angeboten, nochmals kritisch die Notwendigkeit der unentgeltlichen Bereitstellung städtischen Personals zu überprüfen.
Unabhängig hiervon baten sowohl der Lübecker Yacht-Club als auch die Travemünder Woche gGmbH die Hansestadt Lübeck, erneut über die Höhe des Zuschusses von 32.000 EUR nachzudenken. Durch die Landeshauptstadt Kiel wird im Vergleich die Kieler Woche mit einen weit höheren Summe finanziell unterstützt.
Fazit: Die Arbeitsgruppe „Zukunft Travemünder Woche“ hat eine Verbesserung der Zusammenarbeit und Entwicklung von Infrastrukturmaßnahmen bereits zur Travemünder Woche 2008 auf den Weg gebracht und hat vereinbart, diese Arbeitsgruppenebene künftig aufrechtzuerhalten. Für die Hansestadt Lübeck ist und bleibt die Travemünder Woche eins der herausragendsten Sportereignisse jeden Jahres. Im Rahmen der künftigen Haushaltsmöglichkeiten wird sich die Hansestadt auch weiterhin zur Travemünder Woche bekennen und sachliche und finanzielle Unterstützung gewährleisten sowie weitere wünschenswerte und sinnvolle Verbesserungen der Infrastruktur vorantreiben. +++