Veröffentlicht am 29.07.2007

Prinz Henrik: Impressionen eines königlichen Besuchs

VON INA REINHART und FRANK JUNG

Er gilt als König unter den deutschen Barockkomponisten: Dietrich Buxtehude, über Jahrzehnte Organist an Lübecks St. Marienkirche. Aus Anlass seines 300. Todesjahres ehrte gestern ein leibhaftiger „Royal“ Schleswig-Holsteins wohl größten Musiker: Dänemarks Prinzgemahl Henrik kam an Bord der königlichen Yacht „Dannebrog“ zu den Jubiläumsfeierlichkeiten in die Hansestadt – und unterstrich damit, dass der Komponist sowohl Deutscher als auch Däne war.

Kein königliches Winken aus dem Handgelenk – lässig an die Außenwand des Steuerhauses gelehnt und schlicht neugierig über die Stadt blickend, glitt Dänemarks Prinzgemahl Henrik gestern an Bord der königlichen Yacht „Dannebrog“ an den Lübecker Hansekai. Schließlich war der Besuch vom Königshaus und der dänischen Botschaft als „privat“ deklariert worden. Sogar Hofhund Vega wäre beinahe als Begleiter des Prinzen die Gangway heruntergeschritten – letzten Endes aber wurde der Rauhaardackel doch von einem Adjutanten per Trillerpfeife zurückgehalten.

Der musikbegeisterte Ehemann von Königin Margrethe II. ist selbst ein ambitionierter Klavierspieler und derart Buxtehude-begeistert, dass er außerhalb seines offiziellen Repräsentationsprogramms in die Hansestadt kam, um auf den Spuren des Komponisten zu wandeln. Dafür hatte der Prinz eigens den Sommerurlaub der königlichen Familie auf Schloss Gravenstein auf dem nördlichen Ufer der Flensburger Förde abgebrochen – dort war er mit der Yacht in See gestochen. Ganz privat aber reist jemand, der mit einer Königin verheiratet ist, nie: Rund 100 Schaulustige, teils mit dänischen Wink-Fähnchen bewaffnet, hatten sich an der Pier versammelt. Als offizielle Begrüßungsdelegation waren unter anderem Schleswig-Holsteins stellvertretende Ministerpräsidentin Ute Erdsiek-Rave, Lübecks Stadtpräsident Peter Sünnenwold und Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe zur Stelle.

In einem nostalgischen Omnibus begleiteten sie den königlichen Gast ins St.-Annen-Museum. Dort besichtigte Prinz Henrik eine noch bis Ende August laufende Sonderausstellung über Leben und Werk Buxtehudes. Sie machte dem Prinzen das grenzüberschreitend Verbindende der Künstlerpersönlichkeit deutlich: Bevor der Barockkomponist 1668 Organist an der St. Marienkirche in Lübeck, der größten Kirche im Ostseeraum, wurde, war er Kirchenmusiker in Helsingör und Helsingborg am Öresund. Mutmaßlich wurde er auch in Helsingborg als Sohn eines aus Stormarn stammenden Deutschen und einer Dänin geboren. In der Ausstellung staunte der Prinzgemahl insbesondere über einen Brief, in dem Buxtehudes Vater seinem armen Sohn ein „Care“-Paket ankündigt. Das Papier war erst vor wenigen Jahren bei Restaurierungsarbeiten auf dem Dachboden der Hauptkirche Helsingörs entdeckt worden – in einem Rattennest.

Bei einem Konzert im Dom tauchte Prinz Henrik dann in die Klangwelt des Barock ein: Auf der Orgel spielte Dr. Joachim Walter, Mitbegründer der Buxtehude-Gesellschaft und Organist in Preetz, Werke von Buxtehude, Tunder und Johann Sebastian Bach.

Am Abend dann schlüpfte der Prinzgemahl in die Rolle des Gastgebers. Auf der königlichen Yacht revanchierte er sich mit einem Essen bei der schleswig-holsteinischen Delegation. Sie ging am Ostpreußenkai in Travemünde von Bord, nachdem die Teilnehmer gemeinsam mit der königlichen Hoheit das Abschlussfeuerwerk der Travemünder Woche beobachtet hatten.

Noch lange an den Besuch erinnern wird nach Einschätzung der Lübecker Stadtverwaltung die Begrüßungs-Beflaggung am Hansekai. Erst in letzter Minute war entdeckt worden, dass an zwei Masten das Gebinde defekt war. Daraufhin wurde die Feuerwehr gerufen – die stieg nach oben und machte die Fahnen in luftiger Höhe derart fest, dass sie ohne Leiter nicht mehr herunterzuholen sein dürften. +++

Hinweis an die Medien: Sie finden frei zu verwendende Fotos zur Bebilderung dieses Textes auf der Internetseite der Hansestadt Lübeck unter www.luebeck.de/aktuelles/presse/fotoarchiv/index.html?action=show_images&imageclass=45