Veröffentlicht am 09.07.2007

Naturschutzbehörde warnt vor dem Riesen-Bärenklau

Anlässlich der Blütezeit des Riesen-Bärenklaus möchten Umweltsenator Thorsten Geißler und die Lübecker Naturschutzbehörde die Bevölkerung im Rahmen eines Pressetermins auf die Problematik dieser vielerorts an Wegrändern wachsende Pflanze hinweisen.

Der in Deutschland ursprünglich nicht heimische Riesen-Bärenklau, auch Herkulesstaude genannt, gelangte über Gartenabfälle und gezieltes Aussähen in die freie Natur. Dort ist seine Verbreitung inzwischen nicht mehr aufzuhalten, da er optimale Wachstumsbedingungen vorfindet und, anders als in seiner ursprünglichen Heimat, keine natürlichen Gegenspieler hat, die seine Ausbreitung einschränken könnten.

Dies kann für seltene und gefährdete Pflanzen in Naturschutzgebieten durchaus zum Problem werden. Problematisch ist auch, dass die riesigen, bis zu 3,5 Meter hoch wachsenden Stauden einen giftigen Saft enthalten, der in Verbindung mit Sonnenlicht zu schweren und langwierigen allergischen Hautausschlägen führen kann.

Eine Beseitigung der Riesen-Bärenklaustauden ist sehr arbeitsaufwändig und sollte wegen der Gefahren nur von fachkundigen Personen durchgeführt werden. Auch wenn von den Pflanzen Gefahren ausgehen können, ist deshalb eine Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus an öffentlichen Wegen und auf öffentlichen Grundstücken wegen des hohen personellen Aufwands nur sehr eingeschränkt möglich.

Frank Lammert, Leiter des städtischen Bereichs Naturschutz, rät zur Besonnenheit im Umgang mit dem ursprünglich hier nicht heimischen „Neubürger“. Er setzt auf Vernunft und Information: „Wir sollten die Gesundheitsgefahren, die vom Riesen-Bärenklau ausgehen nicht verharmlosen, aber die Pflanze auch nicht dämonisieren. „ Giftige, gefährliche oder unangenehme Pflanzen habe es schon immer in unserer Natur gegeben und werde es auch immer geben. So die Tollkirsche, der Fliegenpilz oder auch die Brennnessel. Es sei unmöglich und könne auch nicht in unserem Interesse sein, all diese Pflanzen aus unserer Natur zu entfernen. Auf Kinder übten oft gerade giftige und gefährliche Tier- und Pflanzenarten eine große Faszination aus. „Hier sind insbesondere alle Eltern gefordert, ihre Kinder an die Natur heranzuführen und über Eigenschaften von Tieren und Pflanzen und mögliche Gefahren zu informieren“, sagt Lammert.

Hintergrund: Der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), auch „Herkulesstaude“ genannt, ist eine bis zu 3,5 Meter hoch wachsende Staude aus der Familie der Doldenblüter. Diese Pflanzenart stammt aus dem Kaukasus und ist in Deutschland ursprünglich nicht heimisch. An einigen Orten haben die durchsetzungskräftigen Stauden bereits teilweise die natürliche Vegetation verdrängt. Dies kann für seltene und gefährdete Pflanzen in Naturschutzgebieten durchaus zum Problem werden.

Der Riesen-Bärenklau enthält das stark wirksame Gift „Furocumarin“. Beim Berühren, Abschlagen oder Abschneiden der Pflanze kann der giftige Saft auf die Haut gelangen. Dieser kann in Verbindung mit Sonnenlicht zu schweren und langwierigen allergischen Hautausschlägen führen, die vielfach erst nach Wochen ausheilen.

Insbesondere Kinder sind gefährdet, wenn sie sich in den dichten Pflanzenbeständen verstecken oder aus den hohlen Stängeln Spielzeug basteln. Auch abgestorbene Pflanzenteile enthalten das Gift. Eltern sollten ihre Kinder deshalb auf die Gefahren hinweisen. Wenn die Pflanze versehentlich berührt wurde, sollte die Haut sofort vor dem Sonnenlicht geschützt werden und schnellstmöglich gewaschen werden. Wenn Hautreaktionen auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Eine wirksame Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus ist möglich, indem die jungen Pflanzen zu Beginn der Wachstumsphase im Mai ausgegraben werden oder der Wurzelhals in 15 Zentimeter Bodentiefe abgestochen wird. Da im Boden Samen verbleiben können, muss diese Maßnahme unter Umständen über mehrere Jahre wiederholt werden. Bei größeren Beständen kann versucht werden, die Pflanzen durch frühzeitiges mehrjähriges Fräsen des Bodens zu zerstören. Ein Mähen der Riesen-Bärenklaubestände ist keine Lösung, da die Pflanzen nach jeder Mahd wieder austreiben und möglicherweise noch dichter wachsen.

Bei der Bekämpfung muss darauf geachtet werden, dass nicht versehentlich harmlose und schützenswerte Pflanzenarten zerstört werden, die mit dem Riesen-Bärenklau verwechselt werden können, wie beispielsweise das im Schellbruchgebiet vorkommende Erzengelswurz oder der heimische Bärenklau. +++