Das Besuchsprogramm am ersten Tag umfasste eine Besichtigung des Holzhackschnitzelheizwerkes im Hochschulstadtteil, eine Präsentation des Projektes „New Hansa“ bei den Stadtwerken Lübeck, das an der Schadstoffverminderung in Seehäfen mit Hilfe einer landgebundenen Stromversorgung der Schiffe arbeitet, und eine Besichtigung des Windanlagenbauers DeWind in der Seelandstraße.
Informationsbesuche und Besichtungsrundgänge beim Biokraftstoffhersteller Biokraft in Ahrensbök, bei den Blockheizkraftwerken in der Rigastraße und in der Mechanisch-Biologischen Anlage (MBA) auf der Deponie Niemark standen auf dem Programm des zweiten Tages. „Blockheizkraftwerke gibt es auch in Tunesien“, berichtete Konsul Ben Brahim. Diese würden allerdings mit Gas betrieben, das man teuer einkaufen müsse. „Strom und Wärme aus Abfall, also die Nutzung von Methangas, ist eine denkbare Möglichkeit“, sagte er. Und Moncef Njaimi war besonders von der Entwicklung der Technologie bei den Gasmotoren begeistert, wo große Verbesserungen bei der Effizienz vorgeführt wurden. Gingen in der Rigastraße 1990 noch vier mächtige Gasmotoren in Betrieb, so sind die ähnlich leistungsstarken Gasmotoren der MBA bei gleicher Leistung wesentlich kompakter.
Das Programm rundeten Präsentationen und Diskussionen in der Fachhochschule Lübeck über die Themen Solarhäuser, Biogasproduktion sowie Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie ab. Die Fachhochschule Lübeck hat einen ausgewiesenen Schwerpunkt auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien und es konnten verschiedene Felder für eine zukünftige Zusammenarbeit definiert werden: „Wir sind sehr froh über die neue Kooperation, da die Fachhochschule Lübeck in der Lehre und der angewandten Forschung die Internationalität als einen wesentlichen Aspekt begreift“, äußerte sich Professor Stefan Bartels, Rektor der Fachhochschule Lübeck.
Senator Geißler zeigte sich von der Fachkunde der tunesischen Gäste begeistert. „Wir freuen uns über das Interesse Tunesiens an Lübecker Umweltschutzprojekten und an deutscher Technologie. Von einer engen Zusammenarbeit werden beide Seiten profitieren.“ Es freue ihn besonders, dass die Vertreter von Lübecker Unternehmen Gelegenheit bekommen werden, ihre Produktpalette in nächster Zeit auch in Tunesien vorzustellen und dass die Fachhochschule mit den tunesischen Behörden über die Durchführung von Austauschprogrammen von Professoren und Studenten sprechen werde.
Diesen Punkt aufgreifend, sagte Konsul Ben Brahim: „Zwischen Deutschland und Tunesien gibt es seit mehr als 30 Jahren eine enge Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft. Derzeit haben mehr als 300 deutsche Unternehmen Niederlassungen in Tunesien.“ Die tunesischen Gäste zeigten sich angetan vom Grad der Entwicklung der Verwendung erneuerbarer Energie in Lübeck und bescheinigten sowohl der Fachhochschule als auch den besuchten Unternehmen Kreativität, Innovationsfreudigkeit und zukunftsgerichtetes Handeln. Viele in Lübeck gesammelte Eindrücke könnten Antworten auf Herausforderungen im Energiebereich in Tunesien sein. Die Zusammenarbeit solle fortgesetzt werden, vereinbarten die Gesprächspartner aus Lübeck und Tunesien. +++