Konkret geht es um demografische Daten, Daten zur Erwerbssituation, Kinderbetreuung und sozialen Situation, Gewalt gegen Frauen bis hin zur politischen Repräsentanz von Frauen.
„Im Laufe der vergangenen zwölf Jahre wurde der Frauenstatistikbericht immer umfassender und aussagekräftiger“, sagt Elke Sasse, Frauenbeauftragte der Hansestadt Lübeck. Er sei eine gute Grundlage für die Bewertung der Situation von Frauen in unterschiedlichen Lebenslagen. Gleichzeitig könne er als Hilfestellung für die Politik bei der Entwicklung von Handlungsstrategien für ein geschlechtergerechtes Lübeck dienen.
Handlungsfelder ergeben sich beispielsweise noch immer im Öffentlichen Dienst, in dem zwar viele Frauen beschäftigt sind. Allerdings hat sich wenig daran geändert, dass sie auf den weniger gut bezahlten Stellen mit weniger Einfluss und in Teilzeit arbeiten. „Aufgabe bleibt also weiterhin, vorbildlich für die Hansestadt frauen-fördernde Maßnahmen fortzuschreiben und Aktivitäten zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Mütter und insbesondere auch für Väter voranzubringen“, sagt Sasse. Dies gälte gleichermaßen auch für andere Arbeitgeber der Hansestadt Lübeck.
Anhand der hohen Zahl alleinerziehender ALG-II-Empfängerinnen und -empfänger werde deutlich, dass Mutter- und Vatersein, noch immer ein gesellschaftliches Risiko ist, bezogen auf den Arbeitsplatz und die finanzielle Sicherheit.
Von den insgesamt 21 292 im Dezember 2005 registrierten erwerbsfähigen Hilfebedürftigen nach SGB II in Lübeck waren 10 380 (48,75 Prozent) weiblich. Der Anteil der weiblichen Alleinerziehenden unter den erwerbsfähigen Hilfebedürftigen war mit 95,8 Prozent äußerst hoch, denn von 2196 erwerbsfähigen Alleinerziehenden waren 2103 Frauen. 43,7 Prozent aller Alleinerziehenden in Lübeck bildeten eine Bedarfsgemeinschaft und erhielten Arbeitslosengeld II.
Zu den größten Vermittlungshemmnissen bei Alleinerziehenden gehören fehlende Berufserfahrung, die Unterbrechung der Erwerbsbiographie aufgrund der Erziehungszeiten, die ungeklärte Betreuungssituation der Kinder und fehlende familienfreundliche Qualifizierungs- und Beschäftigungsangebote.
Auch der Deutsche Städtetag hat die besondere Problematik Alleinerziehender erkannt und sieht darin eine gemeinsame Aufgabe von Kommunen und der Agentur für Arbeit, diese Zielgruppe bei der Integration in Arbeit und der Reduzierung der Hilfebedürftigkeit besonders zu unterstützen. Diese Einschätzung teilt Sasse.
Wünschenswert wäre ihrer Ansicht nach außerdem, wenn die Lübecker Unternehmen ihr begonnenes, begrüßenswertes Engagement, das weibliche Arbeitskräftepotenzial trotz Elternschaft zu halten und hierfür Unterstützung anzubieten, fortsetzen und ausbauen würden.
Durchaus vorhandene positive Beispiele einzelner Unternehmen müssten bekannt gemacht und weitere Unternehmen gewonnen werden, Frauen und Männer bei ihrer Elternschaft zu unterstützen. Die bereits begonnenen Aktivitäten der IHK zu Lübeck, das Projekt der Teilzeitausbildung von IHK und Handwerkskammer und andere Aktivitäten seien bereits erste Schritte in die richtige Richtung und sollten noch weiter forciert werden.
Frauen in Lübeck 2006 – Daten und FaktenWussten Sie schon, ...
- ...dass 112.380 Frauen, das sind 52.5 Prozent der Gesamtbevölkerung von 213.983 Personen (Stand Ende 2005) Einwohnerinnen Lübecks sind?
- ... dass der Frauenanteil an der Bevölkerung in St. Jürgen, St. Gertrud und Travemünde überproportional hoch liegt? (Travemünde 55,2 Prozent, St. Jürgen 54 Prozent, St. Gertrud 53.2 Prozent)
- ... dass auch in Lübeck bereits mehr als 1/3 aller Kinder außerehelich geboren werden? In 2005 waren es bereits 36,1, Prozent.
- ... dass die Lübeckerinnen ganz dem bundesdeutschen Durchschnitt die meisten Kinder im Alter zwischen 30 und 34 Jahren zur Welt bringen? 29,7 Prozent der Kinder wurden 2005 von dieser Altersgruppe zur Welt gebracht.
- ...dass es in Lübeck 5.024 alleinerziehende Haushalte gibt, die zu fast 90 Prozent (89,6 Prozent) von Frauen geführt werden?
- ... dass bereits die Hälfte der Lübecker Haushalte Ein-Personen-Haushalte sind, in denen zu 55,1 Prozent Frauen leben?
- ... dass Mädchen auch in Lübeck im Durchschnitt besser qualifiziert ins Berufsleben starten als Jungen?
- ... dass frauentypische Studienfächer in Lübeck Musik und Medizin sind?
- ... dass die Lübecker Stadtbibliothek überproportional von Frauen genutzt wird, die Lübecker Leseratten also weiblich sind?
- ... dass Turnen und Schwimmen die beliebtesten Sportarten der Lübecker Frauen in den Sportvereinen sind?
- ... dass 46,1 Prozent aller Arbeitslosen in Lübeck Frauen sind?
- ... dass das ALG II nur zu 33,4 Prozent von Frauen in Anspruch genommen wird?
- ... dass 43,7 Prozent aller Alleinerziehenden Lübecks eine Bedarfsgemeinschaft nach „Hartz IV“ bilden?
- Wussten Sie schon,...
- ... dass 63,3 Prozent der Lübecker Menschen, die einen Mini-Job ausüben, Frauen sind?
- ... dass in Lübeck nur 3,4 Prozent der Männer Elternzeit machen?
- ... dass eine lange Berufsunterbrechung für Frauen das schwierigste zu überwindende Hindernis bei gewünschter Berufsrückkehr ist?
- ... dass die Grundsicherung im Alter zu 64,6 Prozent Frauen bekommen?
- ... dass bei den Wohngeldanträgen 60,4 Prozent der Anträge von Frauen gestellt werden müssen?
- ... dass 78 Prozent der Lübecker Pflegeheimbewohnerinnen Frauen sind?
- ... dass der Frauenanteil der Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Hansestadt Lübeck immerhin 55,4 Prozent beträgt, Teilzeitarbeitsplätze aber fast ausschließlich (zu 94,3 Prozent) von Frauen wahrgenommen werden und Elternarbeit und Sonderurlaub nur 1 Prozent der Lübecker Männer im öffentlichen Dienst der HL wahrnehmen?
- ... dass die Führungskräfte bei der Stadtverwaltung Lübeck inzwischen zwar gesteigert wurden, aber immer noch bei nur 33,6 Prozent liegt?
- ... dass auch bei den Schulleitungen nur 34,7 Prozent in weiblicher Hand sind?
- ... dass Frauen in der Lübecker Bürgerschaft bereits zu 40 Prozent vertreten sind?
- ... dass der Frauenanteil in den städtischen Aufsichtsräten nur 17,3 Prozent beträgt?
- ... dass in 2005 217 Frauen und 240 Kinder vor der Gewalt des Mannes und Vaters flüchten mussten, und in einem der zwei Lübecker Frauenhaus Zuflucht fanden?
Der Bericht „Frauen in Lübeck 2006 -Daten und Fakten“ steht zum Herunterladen unter http://www.luebeck.de/files/pool/01/160/jb06.pdf bereit (663 KB) +++