Veröffentlicht am 08.02.2007

Stadtpräsident nimmt an Hamburgs Matthiae-Mahlzeit teil

Am Freitag, 23. Februar 2007, nimmt Lübecks Stadtpräsident Peter Sünnenwold auf Einladung des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg an der Matthiae-Mahlzeit teil. Das Matthiae-Mahl, seit 1356 begangen, ist weltweit das älteste Festbankett seiner Art. Traditionell gibt es einen deutschen Ehrengast sowie einen ausländischen. Beide halten Festreden. Der internationale Ehrengast für 2007 ist Italiens Ministerpräsident Romano Prodi. Vor dem Hintergrund der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in 2007 wird Prodi zum Thema „Europa“ sprechen. Zudem wird bei dem diesjährigen Matthiae-Mahl der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Berliner Bischof Dr. Wolfgang Huber, der Einladung des Senats folgen und als deutscher Ehrengast am Matthiae-Mahl im Hamburger Rathaus teilnehmen. Bischof Huber hält eine Festrede zum zweiten Leitthema des Abends „Dialog der Religionen“.

Zum Matthiae-Mahl werden stets bedeutende Persönlichkeiten eingeladen: So nahmen im vergangenen Jahr als besondere Ehrengäste Seine Königliche Hoheit Kronprinz Frederik von Dänemark und Ihre Königliche Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark sowie TUI-Vorstandschef Michael Frenzel daran teil, im Jahr 2004 König Abdullah II von Jordanien und Professor Dr. Günter Blobel, Nobelpreisträger für Medizin, und 2003 Königin Silvia von Schweden und Steffi Graf.

Hintergrund: Die Matthiae-Mahlzeit ist das älteste noch begangene Festmahl der Welt, das in Hamburg seit 1356 historisch belegt ist und gefeiert wurde, „wenn die Zeitläufe es erlaubten“. Der „Matthias-Tag“ (24. Februar) galt im Mittelalter als Frühlingsbeginn und Termin für den Dienstbotenwechsel. Man stellte an diesem Tag außerdem Wetterregeln auf und führte Orakelhandlungen durch.

Zu Matthiae wurden damals auch die Aufgaben im Senat neu verteilt und neue Bürgermeister aus der Reihe der Senatoren gewählt. Seit alters her ist es Brauch des Senats, jeweils zu dieser „Senatsumsetzung“ „auf des Rates Tische vor den fremden Ministern ein Messer aufzudecken“. Das heißt, den „Vertretern der Hamburg freundlich gesonnenen Mächte“ wurde als Besteck ein Messer gegeben - zu einer Zeit, in der man mit den Fingern aß, Ausdruck besonderer „Courtoisie“.

Für das Festmahl wurden außer dem Schaugericht, einem vergoldeten Alsterschwan, in einem Gang Forellen, Kapaunenbraten, Rehrücken, Kalbsviertel und Mandelmilch aufgetragen, dazu Bier und Wein in Fülle.

Bei früheren Matthiae-Mahlzeiten (auch als „Convivium Eines Ehrbaren Rates“ bezeichnet) waren der Gesandte des Kaisers und der holländische Gesandte besonders herausgehobene Ehrengäste. Heute werden stets ein ausländischer und ein deutscher Ehrengast und weitere rund 400 Gäste eingeladen, darunter die Leiter der Konsulate.

Regelmäßig wurde im 18. Jahrhundert für die Mahlzeit komponiert. So 1711 von Reinhard Keiser eine Tafelmusik, in deren Text es heißt: „... zu ergötzen die Herzen mit Singen und Scherzen, weil Hamburgs regierender Götterkreis lacht.“ 1724 komponiert Georg Philipp Telemann eine Tafelmusik, die - neben anderen Musikstücken - bei jeder Matthiae-Mahlzeit erklingt.

Beim Matthiae-Mahl kommt auch die lange Tradition des Hamburger Protokolls zum Ausdruck. Die protokollarischen Regeln gehen bis ins 13. Jahrhundert zurück und wurden 1538 in eine feste Form gebracht. Eine der bis heute geltenden Besonderheiten dieses Protokolls: Hamburger Bürgermeister erwarten die Ehrengäste auf dem oberen Absatz der Senatstreppe, um nicht in die Verlegenheit zu kommen, einem zu Pferde angereisten Staatsgast beim Absitzen die Steigbügel halten zu müssen.

Traditionsgemäß wird zur Matthiae-Mahlzeit auch der „Silberschatz“ des Rathauses geöffnet. Tafelaufsätze, Pokale und Schalen aus Silber, die von Senatoren und deren Familien sowie von Vertretern der „Hamburg freundlich gesonnenen Mächte“ gestiftet wurden sowie Geschenke von Staatsgästen schmücken die festlich gedeckten Tische. Das wohl prunkvollste Stück dieses „Silberschatzes“ ist der Pokal, den König Edward VII. von England nach seinem Besuch im Rathaus im Jahre 1904 überreichen ließ und der beim Matthiae-Mahl seinen Platz in der Mitte des Tisches für die Ehrengäste hat. +++