Drei Wochen nach seinem Start am 4. Juli in Lauenburg trifft der nachgebaute Salzprahm am Sonntag, 26. Juli, in Lübeck ein. Gegen 13.30 Uhr werden die Stecknitzfahrer von Bürgermeister Michael Bouteiller und dem Staatssekretär im Kieler Landwirtschaftsministerium, Rüdiger von Plüskow, an den Salzspeichern neben dem Holstentor empfangen und das Salz entgegennehmen.
Wie vor 600 Jahren werden die Gäste zum Dom begleitet, wo anschließend auf der Domwiese das mittelalterliche Spektakulum fortgesetzt wird. Als am Maria Magdalenentag des Jahres 1398 die Stecknitzfahrer erstmals in Lübeck anlegten, wurde dieses Ereignis mit einem großen Fest gewürdigt. Auch jetzt wird wieder kräftig gefeiert, wobei das historische Markttreiben mit Handwerkern, Gauklern, Händlern und Musikern bereits am Sonnabend vormittag um 11 Uhr beginnt. Um 13 Uhr ,,schreitet die Obrigkeit zur Bühnenmitten", um den Markt offiziell zu eröffnen.
Die Feierlichkeiten erinnern an die Vollendung der ältesten Wasserstraße Deutschlands: Der sogenannte Stecknitzkanal verband die Elbe mit der Trave. Mit dem Bau wurde 1390 begonnen. Bevor der Kanal angelegt wurde, mußte das aus Lüneburg kommende Salz in Lauenburg auf Wagen umgeladen werden, um ab Mölln erneut mit Booten transportiert zu werden. Der Kanal beschleunigte den Transport des für den Lübecker Außenhandel so wichtigen Lüneburger Salzes enorm. Nur noch etwa drei Wochen lang war das ,,weiße Gold" in den sogenannten Prähmen, rund zehn Meter langen und drei Meter breiten Kähnen, unterwegs.
Etwas mehr als sieben Tonnen Salz beförderten die Kähne, von denen zur Blütezeit des Salzhandels im 16. Jahrhundert ständig etwa 200 zwischen den Hansestädten verkehrten. Historiker gehen davon aus, daß damals jährlich 1200 Ladungen auf der ,,Nassen Salzstraße" nach Lübeck gebracht wurden. Von Lübeck aus wurde das Salz als wichtigstes Außenhandelsgut der Hansestadt in den gesamten Ostseeraum verkauft. Damit begann Lübecks Aufstieg zur ,,Königin der Hanse".
Zum mittelalterlichen Spektakulum gehört ein Handwerkermarkt, der ein Markttreiben zeigt, das an die Zeit vor 600 Jahren erinnern soll. Nicht nur die Stände entsprechen der damaligen Zeit, auch die Betreiber tragen Kostüme, die das Mittelalter aufleben lassen. Hökerer und Händler bieten lautstark ihre Waren an, Schmiede bearbeiten am offenen Feuer glühendes Eisen, Korbflechter fertigen aus Weiden verschiedene Behälter, Wollspinner und Färber demonstrieren ihre Handwerkskunst und Gerber bearbeiten auf offener Straße Tierfelle.
Auch für die kulinarische Versorgung ist gesorgt: So schenken beispielsweise Wirte Bier, süffigen Met und Wein aus und Fladenbrotbäcker und Fleischhauer fertigen ständig frische Waren an.
Der Markt hat am Sonnabend von 11 bis 21 Uhr und am Sonntag von 12 bis 20 Uhr geöffnet. Das bunte Rahmenprogramm selbst läuft noch länger. So wird am Sonnabend um 22.30 Uhr der britische Kinofilm ,,Macbeth" von 1971 (Regie: Roman Polanski) im Domhof gezeigt. +++