Vor 600 Jahren wurde die älteste Wasserstraße Deutschlands nach nur siebenjähriger Bauzeit vollendet: Der "Stecknitzkanal" verband die Elbe mit der Trave und ermöglichte damit seit 1398 den reibungslosen Transport des für den Lübecker Handel so wichtigen Lüneburger Salzes. Das Jubiläum in diesem Jahr ist Anlaß für eine Reihe von Veranstaltungen.
Im Rahmen einer Sonderausstellung im Heiligen-Geist-Hospital vom 21. Juni bis 31. Juli wird die Historie des Stecknitzkanals dargestellt. Anhand von Fotos, Dokumenten und Modellen wird der Bau des Kanals, die Funktionsweise der Schleusenbauwerke, die Entwicklung von Handel, Zöllen und Stecknitzschiffen, aber auch die Arbeit der Schleusenwärter, Schiffer und "Linientrecker" gezeigt.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Sie wurde organisiert von der Gesellschaft für Lübecker Hafen- und Schiffahrtsgeschichte, dem Kulturforum der Hansestadt Lübeck, dem Elbschiffahrtsmuseum Lauenburg und dem Möllner Museum. Parallel zu der Ausstellung in Lübeck werden am kommenden Wochenende ähnliche Ausstellungen - allerdings mit unterschiedlichen lokalen Schwerpunkten - in Lauenburg und Mölln eröffnet.
Mit Eröffnung der Ausstellungen beginnen auch die Festveranstaltungen zum 600jährigen Jubiläum des Kanals. Noch einmal macht ein - nachgebauter - "Stecknitzprahm", ein rund zehn Meter langer und drei Meter breiter Kahn, wie vor 600 Jahren die Reise von Lauenburg nach Lübeck. Streckenweise wird er wie einst getreidelt, das heißt von Menschen oder Pferden gezogen. Die Fahrt beginnt am 5. Juli in Lauenburg und endet am 26. Juli in Lübeck an den historischen Salzspeichern.
Die ehemaligen Rastplätze der Stecknitzfahrer werden von den am Kanal liegenden Städten und Gemeinden zu Festplätzen verwandelt. Mit einem mittelalterlichen Marktspektakel am 25. und 26. Juli enden die Feierlichkeiten in der Hansestadt Lübeck.
Das Kaufhaus in den historischen Räumen der Alten Salzspeicher hat seine Schaufenster bereits mit Original-Exponaten der Stecknitzfahrer dekoriert und hat einen Malwettbewerb für Kinder und Jugendliche gestartet, bei dem es mehrere Preise zu gewinnen gibt. Die Aufgabe: einen historischen Prahm nachzeichnen.
Der 94 Kilometer lange Kanal, "Stecknitzfahrt" genannt, ist eine der größten technischen Meisterleistungen des Mittelalters. Insgesamt 17 Schleusen mußten in aufwendiger, teils revolutionärer Technik gebaut werden. So wurde unter anderem die beidseitig geschlossene Kammerschleuse erfunden.
Mit Überwindung der Scheitelstrecke bei Mölln durch einen künstlichen Verbindungsgraben, der die Flüßchen Stecknitz und Delvenau bei Mölln miteinander verbindet, enstand der erste Wasserscheidekanal Nordeuropas.
Da Lüneburg lange Zeit eine Monopolstellung in der Salzgewinnung besaß und Lübeck den Handel organisierte, profitierten beide Städte in besonderem Maße vom Kanal. Er ermöglichte Lübeck den Aufstieg zur "Königin der Hanse".