Die Vereinigung der Ostseestädte (Union of the Baltic Cities = UBC) wächst und wächst. Dem 1991 in Gdansk/Danzig gegründeten Bund gehören derzeit 80 Städte aus zehn Ländern rund um die Ostsee an. Der von Danzig aus organisierte Verband, der sich als einzigartig in der Welt empfindet, diskutierte jetzt in Szczecin/Stettin den Stand der dynamischen Eigenentwicklung und den daraus erwachsenen Anforderungen an den Kommunikationsfluß zwischen den Mitgliedern.
"In unseren Städten leben über zehn Millionen Menschen. Wir sind damit mit Abstand die größte derartige Organisation im Ostseeraum", sagte UBC-Pressesprecherin Sonja Hilavuo aus Tampere auf dem dreitägigen Treffen in der polnischen Hansestadt, das von Montag bis Mittwoch, 25. bis 27. Mai, stattfand.
Die Finnin ist Vorsitzende der "Task Force for Public Relation and Communication". An dieser Arbeitsgruppe beteiligen sich seit der Gründung vor zwei Jahren rund 60 Städte. Sie ist die größte Aktionsgemeinschaft innerhalb der UBC und trifft sich mindestens einmal jährlich. Ihre Aufgabe ist es, die UBC europaweit in der Öffentlichkeit bekanntzumachen und den schwierigen Informationsfluß innerhalb der UBC zu organisieren. Neben der "Amtssprache" Englisch werden in der UBC zehn verschiedene Sprachen gesprochen. Für Lübeck arbeitet Matthias Erz, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, in der "Task Force" mit.
Die Zusammenarbeit zwischen den Kommunikationsexperten in den Mitgliedsstädten erfolgt zwischen den Meetings, die an wechselnden Orten stattfinden, hochmodern und schnell über das Internet. Dieses Medium ist inzwischen mit technologischer und finanzieller Hilfe vor allem der skandinavischen Länder in allen Mitgliedsstädten in Betrieb. Erfolgreich genutzt wird ein E-Mail-System mit Sammelfunktion, mit dem jede Stadt alle anderen in Minutenschnelle erreichen kann. Außerdem stellt sich die UBC auf eigenen Webseiten im Internet dar. Diese werden von Schweden aus betreut und sollen laut Beschluß von Szczecin weiter optimiert und ausgebaut werden. Die Koordination dieser Aktivität übernimmt Malmö in Zusammenarbeit mit Spezialisten aus Nyköping, Tampere, Lübeck und Szczecin. Die Adresse der UBC im Internet lautet: www.ubc.net
Als eine ihrer Stärken betrachtet die UBC den Zusammenfluß von Impulsen aus den verschiedenen Mitgliedsstädten, die auf den unterschiedlichen Erfahrungen und Zukunftsvorstellungen aufbauen. Ein weiteres Plus ist der hohe Organisationsgrad der Gemeinschaft, der weiter optimiert werden soll. Die unterschiedlichen UBC-Meetings, die von vielen Städten als eine Art Trainingscamp für die internationale Zusammenarbeit angesehen werden, gelten zudem als Plattform zur Anbahnung von gemeinsamen Projekten.
Die Einbettung dieser Projekte in die europäische Zusammenarbeit ist laut UBC-Projektmanager Johann Janusson einer der Hauptarbeitspunkte seiner Organisation. "Viele der Städte wollen hauptsächlich auf der Basis von Projekten kooperieren", sagt der Schwede, der im Fulltimejob für die UBC von Kopenhagen aus im Einsatz ist. Doch er sieht auch Probleme. "Alle wollen an Zuschüsse ran. Doch die Töpfe in Brüssel sind nicht leicht zu knacken."
Daß die UBC dennoch in der Mittelbeschaffung einige Erfolge aufzuweisen hat, zeigt eine umfangreiche Auflistung: 42 Projekte werden derzeit bearbeitet. Sie sind insgesamt mit über 73 Millionen Mark ausgestattet. Ein Projekt heißt "Erfahrungsaustausch über Arbeitsmarktprobleme und Sozialpolitik". Es wurde von Rostock und Lübeck gemeinsam betreut und hatte 260 000 Mark zur Verfügung. Ein weiteres Vorhaben: Mit Hilfe von Sach- und Geldspenden soll Kinderheimen und Krankenhäusern in den Baltenstaaten Estland, Lettland und Litauen tatkräftig geholfen werden.
Andere Projektgruppen befassen sich mit Umweltschutzmaßnahmen, Tourismusfragen, Sportaustausch, Transportfragen, Infrastrukturausbau, Kindererziehung, Denkmalkonservierung und -wiederaufbau sowie Fragen der Demokratie und kommunalen Selbstverwaltung.
Bislang wird der dynamische Städtebund in Gang gehalten vom UBC-Sekretariat in Gdansk/Danzig. Es soll die Beschlüsse des Präsidiums, der Kommissionen und des "Executive Board" umsetzen. Acht Kommissionen, die eigene Geschäftsführungen unterhalten, arbeiten an speziellen Themen: Kommunikation (verantwortlich Tampere), Kultur (Szczecin), Umwelt (Turku), Gesundheit und Soziales (Rostock/Lübeck), Sport (Gdynia/Karlskrona), Tourismus (Kalmar/Rezekne), Transport (Gdansk/Kaliningrad), wirtschaftliche Zusammenarbeit (Stockholm). Mitgliedsstädte im Executive Board sind derzeit Aalborg, Bergen, Gdansk, Kaliningrad, Klaipeda, Pärnu, Rezekne, Rostock/Lübeck, Stockholm und Turku. Die nächste Sitzung des Executive Boards am 26./27. Juni richtet Lübecks Partnerstadt Klaipeda aus.
Präsident der UBC ist seit 1991 Anders Engström, Bürgermeister der schwedischen Hafenstadt Kalmar. Sein Vizepräsident ist Lübecks Bürgermeister Michael Bouteiller.
Stichwort: UBC = Union of the Baltic Cities
Gegründet 1991 in Gdansk/Danzig. Derzeit 80 Mitgliedsstädte (Stand 1. Mai 1998):
Dänemark (10 Städte): Aalborg, Aarhus, Copenhagen, Fredericia, Horsens, Køge, Kolding, Naestved, Nyborg, Nykøbing F.
Deutschland (4): Lübeck, Rostock, Kiel, Wismar.
Estland (10): Elva, Haapsalu, Kärdla, Keila, Kuressaare, Narva, Pärnu, Tallinn, Tartu, Viljandi.
Finnland (9): Helsinki, Kemi, Kotka, Lahti, Mariehamn, Pori, Tampere, Turku, Vaasa
Lettland (5): Cesis, Liepaja, Rezekne, Riga, Ventspils.
Litauen (6): Kaunas, Klaipeda, Palanga, Panevezys, Siauliai, Vilnius.
Norwegen (2): Bergen, Kristiansand
Polen (8): Elblag, Gdansk, Gdynia, Koszalin, Leba, Sopot, Swinoujscie, Szczecin
Rußland (3): Baltijsk, Kaliningrad, St. Petersburg
Schweden (23): Göteborg, Kalmar, Karlshamn, Karlskrona, Karlstad, Kristianstad, Malmö, Nacka, Nyköping, Norrköping, Norrtälje, Nybro, Oskarshamn, Öxelösund, Stockholm, Sundsvall, Umeå, Uppsala, Västerås, Värstervik, Växjö, Visby, Ystad. +++