Veröffentlicht am 17.04.1998

Hansestadt Lübeck setzt voll auf "Internet" und "Intranet"

Hansestadt Lübeck setzt voll auf "Internet" und "Intranet"

Mit Hilfe des hochmodernen Kommunikationsmediums "Intranet" will die Hansestadt Lübeck Verwaltungsabläufe beschleunigen und für einen besseren Informations-austausch innerhalb und zwischen den Fachbereichen sorgen. Ziel ist, die Bürgerinnen und Bürger schneller und besser mit kommunalen Dienstleistungen versorgen zu können. Dies teilte Bürgermeister Michael Bouteiller am Freitag, 17. April im Rathaus mit. Dort startete er im historischen Roten Saal mit einer selbstverfaßten elektronischen Nachricht (e-mail) an alle angeschlossenen Arbeitsplätze "das neue Kommunikationszeitalter für die Lübecker Verwaltung", wie er den Betriebsbeginn des neuen Intranets mit dem Namen LÜBECK-Netz(c) nannte.

In einer ersten Ausbaustufe des LÜBECK-Netzes, die jetzt abgeschlossen ist, sind 17 Dienstgebäude der Hansestadt mit rund 400 Anwenderinnen und Anwendern an das hochmoderne Medium "Intranet" angeschlossen. Es nutzt die bewährte und inzwischen weltweit verbreitete Technik des Internet. Bouteiller kündigte an, daß in den kommenden Jahren alle städtischen PC an das neue Netz angeschlossen werden.

Für Lübeck ist das neue verwaltungsinterne LÜBECK-Netz ein weiterer Technologiesprung an die Spitze einer Entwicklung, die vor einiger Zeit in der Privatwirtschaft angestoßen wurde. "Wir haben einen unglaublichen Entwicklungssprung in den vergangenen sechs Jahren gemacht", sagte Bouteiller. 1992 waren in der Verwaltung, die damals im Kern rund 6200 Mitarbeiter beschäftigte (Ende 1997: rund 4500), nur wenige Computer im Einsatz. Mit einem "beispiellosen Investitions- und Schulungsprogramm" sei es gelungen, so der Bürgermeister, inzwischen über rund 1000 der 2037 Büroarbeitsplätze mit Personal Computern (PC) auszurüsten. Aus Kostengründen war jedoch die stadtweite Vernetzung der Arbeitsplätze, die auf 50 verschiedene Gebäude in der Stadt verteilt sind, zunächst unterblieben. "Dies war im Endeffekt ein Segen", sagte Bouteiller. "Denn heute können wir die wesentlich kostengünstigere und effektivere Internet-Technik verwenden, was uns mehrere Millionen Mark an Investitionen erspart."

Das neue LÜBECK-Netz verbindet Büroarbeitsplätze in 17 Gebäuden, darunter alle steuerungsrelevanten Dienststellen des Bürgermeisters und der fünf nachgeordneten Fachbereiche. Möglich ist jetzt ein schneller Versand von elektronischen Briefen (e-mail), ein unkomplizierter Austausch von Computerdateien, der Empfang, Versand und die Weiterverarbeitung von Faxbriefen sowie die Übermittlung von Tönen und gesprochenen Botschaften (voice-mail), die auch die Funktion von Anrufbeantwortern und automatischen Ansagen erfüllen. Hinzu kommt ein Informationsangebot auf Abruf mit Hilfe von Internet-Seiten (webpages). Diese können je nach Bedarf auch dem weltweiten Internet zur Verfügung gestellt werden.

Die neue Technik vereinfacht zudem technische Hilfestellung, Beratung und Schulung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hansestadt und erlaubt eine Anpassung von Betriebs- und Anwenderprogrammen von fernliegenden Servicestationen. "Ich bin davon überzeugt, daß wir erst im Laufe der nächsten Monate vollends erkennen werden, welche neuen Potentiale uns mit dieser Technik zuwachsen", zeigte sich Bouteiller zuversichtlich, daß das neue LÜBECK-Netz einen kräftigen Schub für die Verwaltungsreform bedeute. Zwar sei Technik nicht alles, so Bouteiller. "Doch ohne ein derartiges Arbeitswerkzeug werden wir unser Ziel von einer schlanken und hocheffektiven und damit bürgernahen Verwaltung kaum erreichen." Jetzt sei es möglich, lange Behördenlaufzeiten abzukürzen, unsinnige Doppelarbeiten zu verhindern und eine Vielzahl von Leistungen kostengünstiger und schneller anzubieten.

Das Technikprojekt LÜBECK-Netz wurde mit einem Kostenaufwand von 320 000 Mark realisiert. Dies ist - gemessen an den Kosten für eine herkömmliche Vernetzungstechnik - eine vergleichsweise geringe Summe. Angestoßen, entworfen und geplant wurde das LÜBECK-Netz seit November 1995 von einer vorbereitenden Arbeitsgruppe "Intranet", an der neben dem ehemaligen Amt für Zentrale Verwaltungsaufgaben, das Rechnungsprüfungsamt, das Forstamt sowie das Presse- und Informationsamt der Hansestadt Lübeck beteiligt waren. Die vier Monate dauernde Endphase wurde gesteuert von einer drei Personen starken "Task Force" des Bereichs Informationstechnik.

Nachdem die Hansestadt Lübeck im Juli 1995 als eine der ersten Städte den Schritt ins Internet wagte und dort heute mit dem LÜBECK-Fenster(c) eine der führenden kommunalen Anbieter ist, bedeutet der Start des LÜBECK-Netzes(c) einen weiteren nachhaltigen Technologiesprung, der im Nebeneffekt langfristig die volle Nutzung des weltweiten Informationsnetzes Internet an allen Arbeitsplätzen der Hansestadt Lübeck zuläßt. Bouteiller hofft damit letztlich auch, die internationale Einbindung und Aktivitäten Lübecks verbessern zu können.

Das Lübecker Intranet ist in Schleswig-Holstein bislang ohne Vorbild. In ähnlicher Weise wird es bislang nur von wenigen Städten genutzt, so von der finnischen UBC-Partnerstadt Tampere (UBC = Union der Ostseestädte), die in den vergangenen zehn Jahren einen rasanten Wandel von einer Textilfabrikationsmetropole zu einem High-Tech-Standort und Kulturzentrum durchgemacht hat und auf diese Weise mit sichtbarem Erfolg die hohe Arbeitslosigkeit bekämpft. +++