Mit einer Wahlbeteiligung von 57,1 Prozent wurde in Lübeck bei der Kommunalwahl am 22. März 1998 ein Negativrekord erzielt: Sie war die niedrigste seit der ersten Bürgerschaftswahl nach Kriegsende im Jahre 1946. Dies geht aus der Wahlanalyse hervor, die der Bereich Statistik und Wahlen heute vorgestellt hat.
Der Rückgang in der Wahlbeteiligung ist dabei in allen Altersgruppen festzustellen. Die Differenzierung nach Männern und Frauen zeigt keine herausragenden Ergebnisse. Von den in diesem Jahr zum ersten Mal Wahlberechtigten gaben deutlich über 50 Prozent ihre Stimme ab. Bei den älteren Jahrgängen hat die CDU deutlich höhere Stimmenanteile gewinnen können. Die SPD ist dagegen in allen Altersgruppen gut vertreten, lediglich bei den 25- bis 34jährigen hat sie unterdurchschnittliche Anteile. Die Grünen haben bei den älteren Jahrgängen deutlich niedrigere Stimmenanteile. Das Bündnis Rechts für Lübeck (BRL) verbuchte einen hohen Stimmenanteil unter den 16 bis 24jährigen.
Entsprechend den Stimmanteilen in den Wahlkreisen hat die SPD ihre Wahlbezirke mit den besten Ergebnissen in Moisling, Buntekuh und Kücknitz. Die CDU hat ihre besten Wahlbezirke in den Wahlkreisen St. Gertrud und Travemünde. Die Grünen halten traditionell in den Innenstadtwahlkreisen ihre höchste Stimmenanteile.
Bündnis Rechts erhielt die höchsten Stimmenanteile in den SPD-Hochburgen Kücknitz und Moisling.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Wahlanalysen der Hansestadt Lübeck wurden Ergebnisse der Thomas-Mann-Schule mit aufgenommen. Die Schülerinnen und Schüler führten am Wahltag in 15 ausgesuchten Wahlbezirken eine Nachwahlbefragung durch. Aus den 1014 ausgewerteten Fragebögen erstellten die Schüler eine Prognose über den Ausgang der Wahl, die nur wenig vom amtlichen Endergebnis abgewichen ist. Ferner erstellten die Schüler aus den abgefragten Daten eine Wählerwanderungsbilanz. Diese ist allerdings aufgrund der Methodik und der kleinen Stichprobe nur begrenzt aussagekräftig. Gleichwohl zeigt sie Entwicklungen auf, die unter Berücksichtigung des Endergebnisses plausibel erscheinen.
Die Bilanz der Schülerinnen und Schüler zeigt beispielsweise für die SPD auf, daß sie rund 3500 Stimmen an die CDU verloren hat, gleichzeitig aber rund 700 Stimmen von den Grünen gewonnen hat. So erklärt sich, daß die Partei trotz Stimmenverluste ihr prozentuales Ergebnis von der Kommunalwahl 1994 fast halten konnte.
Bei der Kommunalwahl am 22. März errang die SPD 41,2 Prozent (23 Sitze) der abgegebenen Stimmen, die CDU kam auf 38,1 Prozent (22 Sitze) und Bündnis 90/ Die Grünen erreichten 7,9 Prozent (4 Sitze). Den Sprung in die Bürgerschaft verpaßten die F.D.P. (3,0 Prozent), ÖDP (0,2), BRL (3,6), Naturgesetz (0,1) Statt Partei (1,6) und WIR (4,4).
Nach Prüfung der Wahlniederschriften mußte das Wahlergebnis im Wahlkreis 22 geändert werden: Ursprünglich lag die SPD vorn, nach Richtigstellung des Ergebnisses hat nun die CDU diesen Wahlkreis gewonnen. Die geringfügige Veränderung bei der Stimmenzahl hatte allerdings keinen Einfluß auf die Sitzverteilung in der Bürgerschaft. Es ergaben sich auch keine personellen Veränderungen, weil beide Bewerberinnen über günstige Listenplätze abgesichert waren.
Die Analyse der Bürgerschaftswahl 1998 enthält weitere zahlreiche Übersichten und Analysen. Das Buch ist zu einem Preis von zehn Mark erhältlich beim Bereich Statistik und Wahlen, Kronsforder Allee 2 bis 6, 23539 Lübeck, sowie im Lübeck Info-Zentrum. +++