Vorlage - VO/2024/13021  

Betreff: Zwischenbericht "Fahrschein gegen Führerschein"
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Joanna Hagen
Federführend:5.610 - Stadtplanung und Bauordnung Bearbeiter/-in: Herzog, Gunnar
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Bauausschuss zur Kenntnisnahme
18.03.2024 
13. Sitzung des Bauausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Hauptausschuss zur Kenntnisnahme
26.03.2024 
12. Sitzung des Hauptausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnisnahme
28.03.2024 
7. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck in der Wahlpriode 2023 - 2028 zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag


In der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck wurde am 26.08.2021 die VO/2021/09951 „Fahrschein gegen Führerschein“ beschlossen. Dabei wurde der Bürgermeister ermächtigt, entsprechend des Vorschlags der Verwaltung in Lübeck einen Modellversuch "Fahrschein gegen Führerschein" durchzuführen. Im Rahmen dieses zunächst auf 3 Jahre befristeten Modellversuchs sollten seitens der Hansestadt Lübeck 500 ÖPNV-Jahreskarten (Abo-Monatstickets) der Preisstufe 2 an alle Lübecker Bürger:innen abgeben werden, die im Gegenzug ihre Kfz-Fahrerlaubnis abgeben. Mit der Einführung des Deutschlandtickets konnten die Teilnehmer:innen wahlweise von den Abo-Monatstickets zu Deutschlandtickets wechseln. Alle Mittel waren bereits nach 4 Monaten aufgebraucht.

r den ersten Projektzeitraum liegen jetzt alle Auswertungen vor. Von besonderem Interesse war dabei, ob das Ticket-Abonnement nach den 12 Monaten von den Kund:innen beibehalten wird. Dies könnte ein Indiz sein, dass die Teilnahme am Programm eine bewusste Entscheidung für den ÖPNV ist und nicht nur gegen das Auto. Eine finale Auswertung über den nachhaltigen Erfolg der Aktion „Fahrschein gegen Führerschein“ erfolgt erst mit Abschluss aller Projektjahre in 2026.


 


Begründung

 

Die Aktion war ursprünglich auf eine Laufzeit von drei Jahren ausgelegt, für die insgesamt 500 Tickets bereitgestellt wurden. Die Nachfrage stellte sich als sehr hoch dar, da alle 500 Tickets bereits nach vier Monaten im Oktober 2022 vergeben waren. Aufgrund der dezentralen Annahme des Tickets über die Bürgerservicebüros, der Fahrerlaubnisbehörde, und des Postwegs kam es dazu, dass im ersten Durchlauf sogar 501 Teilnehmer:innen angenommen wurden, bevor der Durchlauf offiziell beendet wurde. Von den 501 Teilnehmer:innen waren 402 weiblich, 95 männlich und 4 haben keine Angabe zu ihrem Geschlecht gemacht. Hieran kann man erkennen, dass Frauen ein höheres Interesse als Männer an dieser Aktion hatten.

 

 

 

Von den 501 Teilnehmer:innen haben 5 keine Angaben zu ihren Alter gemacht. Bei den restlichen Teilnehmer:innen zeigt sich hier klar der Trend zu älteren Teilnehmer:innen. Lediglich drei Teilnehmerinnen waren unter 60. Die jüngste Teilnehmerin war zum Zeitpunkt der Teilnahme 35 Jahre alt. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer:innen liegt bei knapp 79 Jahren, wohingegen der Median des Alters bei 80 Jahren liegt.

 

 

 

Zu erkennen ist, dass bei Männern das Interesse an der Teilnahme an der Aktion erst mit dem Alter zunahm. Frauen haben zwar vermehrt an der Aktion teilgenommen, verfügen jedoch auch über eine höhere Lebenserwartung und sind daher gegenüber Männern stärker in den Altersgruppen über 60 vertreten. Wenn man das um diesen Frauenüberschuss bereinigte Verhältnis anschaut, kann man trotzdem erkennen, dass sich der Trend aus den absoluten Zahlen bestätigt.

 

Anmerkung: Die Altersgruppen „Unter 60“, „60 – 64“, „90 – 94“ und „95 – 99“ weisen geringe Teilnehmer:innenzahlen auf und sind daher nicht statistisch verlässlich. Daher wurden sie nicht in diese Grafik aufgenommen. Die Gruppe „ohne Altersangabe“ ist für diese Grafik irrelevant.

 

Bei der Beantragung des Deutschlandtickets mussten die Teilnehmer:innen ihre Adresse angeben. Anhand der angegebenen Postleitzahlen kombiniert mit den Bevölkerungszahlen der Bürger:innen über 60 aus Punkt 219 der Statistischen Nachrichten Nr.47 zur Bevölkerung Lübecks kann man erkennen, dass sich das Interesse an der Teilnahme unterschiedlich je nach Postleitzahlengebiet darstellt.

 

 

 

Quelle: https://www.atlasbig.com/images/luebeck-postleitzahlen-karte.png

 

 

Der Erfolg dieser Aktion wird daran gemessen, wie viele Neukund:innen aufgrund dieser Aktion gewonnen werden konnten. An der Aktion konnten auch Bürger:innen teilnehmen, die bereits ein bestehendes Abonnement mit den Stadtverkehr hatten. Zu Beginn hatten 106 der 501 (21,2%) Teilnehmer:innen bereits ein bestehendes Abonnement mit den Stadtwerken Lübeck Mobil. Von diesen 106 Bestandskund:innen haben 12 ihr Abonnement nach der Teilnahme an der Aktion nicht selber verlängert und gingen daher als Kund:innen verloren. Dennoch haben die restlichen 94 (88,7%) Bestandkund:innen ihr Abonnement wieder privat fortgeführt. Zeitgleich konnten von den 395 Teilnehmer:innen, die vor dieser Aktion kein Abonnement hatten, 144 als Neukund:innen gewonnen werden, was einer Adoptionsrate von 36,5% entspricht. Insgesamt erhöht sich damit die Zahl der Abonnements unter den Teilnehmer:innen am ersten Durchlauf der Aktion von 106 (21,2%) auf 238 (47,5%).

 

Die Adoptionsrate von 36,5% wird insgesamt als positiv gewertet. Basierend auf Daten ähnlicher Aktionen in anderen deutschen Städten ging man zu Beginn der Aktion im Best-Case-Szenario von einer Adoptionsrate von 45% aus. Im Worst-Case-Szenario hingegen ging man von einer Adoptionsrate von 19% aus.

 

 

 

 

 

Die Aktion läuft noch bis Ende 2025 als Pilotprojekt. Die anfänglich sehr starke Nachfrage hat sich mittlerweile auf ein stabiles Niveau von ca. 15 bis 40 Neuanträgen pro Monat eingependelt. Von daher wird zum jetzigen Zeitpunkt davon ausgegangen, dass die beschlossenen Mittel für die Restdauer der Aktion ausreichend sind. Über den Erfolg wird in weiteren Zwischenberichten informiert.

 


 


Anlagen