Allgemeine Hinweise zum Interreg Programm Baltic Sea Region 2021 – 2027
Das Interreg B Ostseeraumprogramm (Interreg Baltic Sea Region) fördert und unterstützt Kooperationsprojekte, die im Rahmen der territorialen Zusammenarbeit zur Erreichung der regionalpolitischen Ziele der Europäischen Union beitragen. Eines der Schwerpunktthemen ist dabei die Steigerung der Energieeffizienz. Finanziert wird das Programm im Wesentlichen über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Der aktuelle „Call for Participation“ öffnete am 17.01.2024 und wird der Letzte für den Programmzeitraum sein. Danach ist bis mindestens 2028 keine Förderung in diesem Umfang mehr über dieses Programm möglich. Über Interreg geförderte Projekte sollen an bereits lokal oder regional in den Partnerländern durchgeführte Aktivitäten anknüpfen und diese durch eine europäische Zusammenarbeit ergänzen. Die teilnehmenden Projektpartner können mit Hilfe der Förderung ihre eigenen Tätigkeitsschwerpunkte setzen sowie von dem Erfahrungsaustausch und den Aktivitäten der anderen Partner profitieren. Darüber hinaus bietet ein Interreg-Partnerkonsortium ein wichtiges Netzwerk, um ggf. Folgeprojekte zu initiieren.
Projekt: Flipped Energy Classroom to Flip Climate Change („Flip-EC“)
Projektziele und Kerninhalte
Der größte Teil des Energieverbrauchs Lübecker Liegenschaften geht auf Schulgebäude zurück. Das liegt zum einen an der Gebäudesubstanz, zum anderen an der Parametrierung der vorhandenen Heizungsanlagen sowie dem Umgang mit der Energie durch die Nutzenden.
Die Praxis zeigt, dass schon die Umsetzung von Maßnahmen mit moderatem finanziellem Aufwand, wie beispielsweise die energetische Optimierung und Parametrierung bestehender technischer Anlagen, Energieeinsparungen zwischen 10 und 20 Prozent erzielen kann. Sensibilisierungsprojekte in der Schule begünstigen zusätzliche Einsparungen, steigern die Akzeptanz und das Verantwortungsbewusstsein der Schüler:innen, Lehrpersonen, Hausmeister:innen und des weiteren Schulpersonals.
Diese Maßnahmen sind jedoch oft zeitintensiv, bedürfen umfangreicher Abstimmung und sind während der Umsetzung/Einführung mit gewissen Einschränkungen für die Nutzenden verbunden.
Für die erfolgreiche und nachhaltige Umsetzung ist daher der Einbezug aller Stakeholder (Schüler:innen, Lehrpersonen, Schulpersonal, Hausmeister:innen, Ganztagsbetreuung, Schulträger, Bauunterhaltung, und Anderer) von elementarer Bedeutung. Durch die Einbeziehung der ganzen Schulgemeinschaft werden:
- die Akzeptanz für die Maßnahmen und Einschränkungen bei der Umsetzung gesteigert,
- der Austausch wichtiger Informationen zur Gebäudenutzung (z. B. Nutzzeiten) und Bedürfnisse gefördert,
- die Menschen zur Mitwirkung an der Umsetzung der Maßnahmen gewonnen,
- das Verantwortungsbewusstsein für den Umgang mit Energie gefördert,
- die Selbstwirksamkeit gestärkt und
- Schüler:innen im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung („BNE“) und unter Beachtung des Whole School Approachs auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet.
Über das Klimanetzwerk Schulen besteht bereits ein sehr enger, gemeinsamer Kontakt von Schulen, Schulträger, Klimaleitstelle und GMHL-Energiemanagement. Da hier bereits BNE-Projekte realisiert werden, wird für den pädagogischen Ansatz von „Flipped Classroom-EC“ eine hohe Akzeptanz erwartet werden können.
Die Zusammenarbeit von schulischen und nicht-schulischen Institutionen stellt insbesondere in Bezug auf Maßnahmen der technischen Ebene eine gemeinsame Herausforderung dar. Deshalb können in Zusammenarbeit der Projektpartner im Ostseeraum hilfreiche Methoden, Materialien und Werkzeuge zusammengestellt und erarbeitet werden, die anschließend sowohl das bestehende Lübecker Projekt zu Energiesparmodellen an Schulen als auch Kommunen, Schulen, Schulträger und weitere Akteur:innen anderer Länder befähigen, die Schulgemeinschaft besser in die Umsetzung (technischer) Energieeffizienzmaßnahmen zu integrieren.
Die Methode des „Flipped Classroom“ bezieht sich dabei auf die grundsätzliche Herangehensweise, insbesondere Schüler:innen nicht nur als Lernende, sondern auch als Lehrende zu sehen, Impulse von ihnen auf- und ernst zu nehmen und sie als gleichwertige Beteiligte zu behandeln. Grundlage für das Projekt bilden die Konzepte des Whole Institution Approach (siehe Link und Anhang „Nachhaltigkeit 360° in der Schule“) und der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Entsprechend soll mit dem Projekt die Umsetzung des Nationalen Aktionsplans Bildung für Nachhaltige Entwicklung (NAP BNE) vorangebracht werden. Das Projekt unterstützt in großem Maße die Umsetzung der Punkte 2.2, 2.5 und 2.6 des 2023 veröffentlichten Impulspapiers der Nationalen Plattform BNE (siehe Anhang).
Mit dem Projekt wird an das laufende Projekt der Hansestadt Lübeck zu Energiesparmodellen an Schulen angeknüpft, das über die „Nationale Klimaschutz Initiative“ (NKI) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima (BMWK) mit einer Personalstelle im Energiemanagement des GMHL gefördert wird. Mit „Flip-EC“ wird die Arbeit mit Schulen und Multiplikator:innen in Lübeck und Region strukturell durch professionell erstellte Materialien und Medien wie Leitfäden, Checklisten, Fortbildungsmodule etc. optimiert und ergänzt. Die über dieses Projekt finanzierbare externe Unterstützung z. B. beim Projektmanagement schafft zusätzliche Entlastungen, sodass sowohl „Flip-EC“ als auch das bestehende Projekt zu Energiesparmodellen an Schulen sich mehr inhaltlichen Arbeiten widmen können.
Durch den internationalen Austausch werden unterschiedliche Herangehensweisen an multilaterale Herausforderungen unter Einbezug verschiedener Rahmenbedingungen auf die Probe gestellt und nicht zuletzt bestehende Strukturen in allen Partnerländern kritisch hinterfragt. Ziel ist es, voneinander zu lernen und langfristig Strukturen so zu verändern, dass die Energiewende tatsächlich mit der nötigen Geschwindigkeit bei gleichzeitig hoher Akzeptanz umgesetzt werden kann.
Des Weiteren wirkt das Projekt unterstützend bei der Umsetzung mehrerer Maßnahmen des Masterplans Klimaschutz (insb. „EB_Sparen_2“ und explizit die Maßnahmen „EB_Sparen_8“, „EB_Sparen_9“ und „EB_Sparen_10“) des eea und Aktivitäten des Bereichs Schule und Sport. Zu nennen sind hier vor allem die Bewusstseinsförderung zu energieeffizientem Verhalten, die durch umgesetzte Maßnahmen zu erwartenden Energie- und damit Treibhausgaseinsparungen sowie die Stärkung kommunaler Strukturen und Prozesse der Bildung für nachhaltigen Entwicklung.
Eckdaten und Rahmenbedingungen
Projektlaufzeit: 36 Monate ab Zuschlagserteilung
Projektpartner:innen:
- Die Hansestadt Lübeck tritt als sog. „Lead-Partnerin“ auf.
- Eduversum GmbH ist inhaltlicher Partner des Projekts und soll die Federführung der Materialerarbeitung übernehmen.
- aconium GmbH (ehem. atene KOM) hat die Projektidee in das Konsortium eingebracht, koordiniert die Antragstellung und könnte später im Projekt (per Ausschreibung) für Projekt-, Finanz- und Kommunikationsmanagement beauftragt werden.
- Des Weiteren sind zur Erfüllung der Förderbedingungen mindestens zwei weitere Partner:innen aus zwei Ländern des Ostseeraums notwendig. Geplante Partner-Institutionen sind Behörden in Städten und Kommunen, Energieagenturen, Umweltorganisationen und Bildungsakteure (Agenturen, Verlage, Verbände). Insgesamt sind bis zu 12 Partner:innen angedacht. Bei Partnerstädten der Hansestadt Lübeck (z. B. Klaipėda (LT), Visby (SE)) wurde eine erste Kontaktaufnahme bereits in die Wege geleitet. Die weitere Partnergewinnung soll über die sog. Matchmaking-Plattform des Programms sowie weitere Kontakte der drei o. g. Partner erfolgen.
Rahmenterminplan/Meilensteine
Seit Sept 2023: Projektskizze und Partner:innensuche
Februar 2024: Workshop zur Ausarbeitung/Finalisierung der Projektinhalte
Ende Februar 2024: Entscheidung des Hauptausschusses über die Teilnahme
Im Falle der Zustimmung des Hauptausschusses:
März 2024: Ausfüllung des Project Idea Forms und Konsultation mit dem Interreg-
Sekretariat
Ende Mai 2024: Späteste Abgabe des Projektantrags inkl. unterschriebener Partner Declaration
November 2024: Förderentscheidung
Januar 2025: Projektstart (Laufzeit 36 Monate)
Kosten/finanzielle Auswirkungen
Die Gesamtkosten hängen von der tatsächlichen Anzahl der gewonnenen Partnerorganisationen ab. Für Lübeck als Lead-Partnerin ist mit einem Anteil von ca. EUR 500.000,- zu rechnen. Der Eigenanteil beträgt, bei einer Förderquote von 80 %, entsprechend 20 %.
Gesamtkostenanteil HL 100 % ca. 500.000 Euro
Förderung durch EFRE 80 % ca. 400.000 Euro
Eigenanteil HL 20 % ca. 100.000 Euro
Der o. g. Gesamtkostenanteil für die Hansestadt Lübeck enthält Aufwendungen für folgende Positionen:
- 0,5 – 1 Personalstelle bei der Hansestadt Lübeck zur Durchführung des Projekts für den Projektzeitraum,
- entstehende Kosten für die Vergabe von unterstützenden Leistungen wie Projekt- und Finanzmanagement,
- Reisekosten.
Die Haushaltsmittel sind aktuell noch nicht geordnet und werden im Haushalt des GMHL in den Haushaltsjahren 2025 bis 2027 bereitgestellt.
Die bisherige Unterstützung der Eduversum GmbH und der aconium GmbH erfolgt „auf eigenes finanzielles Risiko“ der externen Partner. Es entstehen bei Ablehnung der Förderung keine Kosten für die Hansestadt Lübeck. Im Zuschlagsfall verpflichtet sich die Hansestadt Lübeck, die sog. Preparation Costs, die vom gemeinsamen Interreg-Ostsee-Sekretariat an die Lead-Partnerin Hansestadt Lübeck überwiesen werden, an den Projektentwickler aconium GmbH weiterzuleiten.
Eine genaue Benennung der Aufteilung sowie des exakten Umfangs der Kosten ist erst kurz vor der finalen Antragstellung im April 2024 möglich. Für einen verbindlichen Start der Antragstellung unter Beteiligung von Eduversum (Projektpartner) und aconium (Projektentwickler) muss bis Ende Februar 2024 eine Entscheidung der Hansestadt Lübeck über die Freigabe zur Teilnahme an dem Förderaufruf als Lead-Partner und (im Falle der Zuschlagserteilung) der Erbringung des Eigenanteils erfolgen.