Die Bürgerschaft stellte der Verwaltung die Aufgabe, ein Konzept zur Stauvermeidung bei kommenden, infrastrukturellen Großprojekten aufzustellen. Der Hintergrund hierfür liegt klar auf der Hand: Nahezu jede Baustelle im öffentlichen Raum führt zu Behinderungen des Verkehrs, und je nach Umfang kann es erhebliche Auswirkungen auf den Verkehrsfluss geben.
In der Praxis sind neben Großprojekten und Brückenbaustellen auch weitere Ursachen zu betrachten, die sich mindesten genauso auf den Verkehrsfluss auswirken. Dazu gehören beispielsweise die flächendeckende Erschließung von Versorgungsleitungen (aktueller Breitbandausbau), Sanierung und Trennung der Entsorgungsleitungen, Unterhaltung und Instandsetzung der Verkehrsinfrastruktur sowie Teilsperrungen für Möbelumzüge oder Veranstaltungen.
Die Auswirkungen des Straßen- oder Leitungsbaus können durchaus mit deutlich weniger Einschränkung verbunden sein im Vergleich zu Brückenbauarbeiten, weil es oft möglich ist, Umleitungen über weniger frequentierte Straßen zu schaffen und/oder ortskundige Verkehrsteilnehmende Schleichwege benutzen. Das führt jedoch auch dazu, dass das Verhalten der Verkehrsteilnehmenden sowie auch besondere Ereignisse wie Verkehrsunfälle oder Schlechtwetter Einfluss auf den Verkehrsfluss nehmen können.
Daher müssen bei einer Betrachtung der Möglichkeiten zur Verbesserung des Verkehrsflusses alle Komponenten in Summe und nicht für sich isoliert betrachtet und abgewogen werden.
An dieser Stelle ist jedoch festzustellen, dass selbst bei größter planerischer Sorgfalt ein Stau bei erforderlichen Baumaßnahmen nicht oder nur in seltenen Fällen völlig vermieden werden kann. Daher ist das primäre Ziel, alle planbaren Maßnahmen so aufeinander abzustimmen, dass die sich daraus ergebenden Einschränkungen so gering wie möglich ausfallen.
Nach intensiver Befassung ist der Fachbereich Planen und Bauen zu der Erkenntnis gelangt, dass bei der Vielschichtigkeit der Ursachen und insbesondere bei den in den kommenden Jahren umzusetzenden Masterplänen (Geh-, Radwege und Nebenflächen, Straßen, Beleuchtung, Entwässerung, Breitband) ein allgemeingültiges Konzept für sämtliche Maßnahmen im gesamten Stadtgebiet nicht ausreicht. Es muss eine aktiv steuernde Einheit geben, die das komplette Geschehen aller, nicht nur der bauenden Akteure, im Blick behält und koordiniert.
Hierzu wurde mit Beschluss zur Vorlage VO/2019/07950 die Leitstelle Verkehrsflussmanagement als Stabsstelle der Fachbereichsleitung Planen und Bauen eingerichtet.
Die Leitstelle Verkehrsflussmanagement wurde im Oktober 2020 als ein Expertensystem gegründet, das mittels der Software Roads die Kooperation und Koordination der aktuellen wie auch der zukünftigen Baubedarfe aller im Straßenraum tätigen Akteure (auch Bund und Land) fördern und sicherstellen soll: Mehr Transparenz, eine bessere mittelfristige Planung, eine langfristige Erhaltungsstrategie. Darüber hinaus wird hierdurch eine frühzeitige Information der Öffentlichkeit angestrebt, bei der die Verkehrsteilnehmenden als Kooperationspartner:innen erkannt und in die Lösung von Verkehrsflussproblemen eingebunden werden sollen.
Die Initiative der Hansestadt Lübeck zur Verkehrsflussoptimierung und Koordination von Baumaßnahmen wird von den großen Akteur:innen im öffentlichen Verkehrsraum der Hansestadt, Stadtwerke Lübeck und Entsorgungsbetriebe Lübeck, unterstützt. Hierzu wurden entsprechende Absichtserklärungen zur aktiven Teilnahme unterzeichnet, sodass die Hansestadt Lübeck, die Stadtwerke Lübeck und die Entsorgungsbetriebe eine Kooperations- und Koordinierungspartnerschaft bilden. Weitere bauende Akteure werden bei der Koordinierung als Beteiligte gleichrangig in Bezug auf die Planung aufgenommen.
Für die drei Koordinierungspartnerinnen wurde jeweils ein eigener Roads Server installiert. Auf diesem kann die Planung und Erfassung der Baumaßnahmen selbstständig vorgenommen und mit allen Akteur:innen frühzeitig mittels eines eingerichteten Roads Hub kommuniziert werden – dabei bleibt die jeweilige Organisation immer die Eigentümerin ihrer Daten.
Die Hansestadt Lübeck übernimmt an dieser Stelle die Erfassung und Kommunikation aller übrigen, an der Koordinierung zu beteiligenden Akteur:innen, die keinen eigenen Server betreiben, und sorgt damit für einen zentralen Gesamtüberblick aller in Planung befindlichen Baumaßnahmen auf dem Lübecker Stadtgebiet.
Neben der Einrichtung der technischen Voraussetzungen werden laufend alle in Planung befindlichen Baumaßnahmen abgefragt (soweit die Erfassung noch nicht direkt im System erfolgt), in das System übernommen und qualitativ ausgewertet. Das führt dazu, dass bereits heute nahezu alle als in Planung kommunizierten Baumaßnahmen und Veranstaltungen auf einer gemeinsamen Karte verzeichnet sind. Dies bietet die Möglichkeit, rechtzeitig die Potenziale einer Ablauffolge und/oder Bündelung von Maßnahmen bestmöglich zu planen. Gleichzeitig wird die Umsetzung einer Web-Lösung vorbereitet, damit die Baumaßnahmen sowie auch die für die Planung möglicherweise hinterlegten Pläne mobil z. B. bei der Ortsbegehung abgerufen werden können.
Die Leitstelle hat sich somit bereits sehr gut in der Hansestadt Lübeck etabliert, konnte z. B. im Rahmen des Breitbandausbaus erste, seitens der Verwaltung, erhebliche Vorteile für die Hansestadt erzielen und arbeitet an weiteren, gewinnbringenden Funktionen. Lübeck ist die erste Kommune in Schleswig-Holstein, die die Koordinierung von Baumaßnahmen mit der Software Roads der Firma WPS vornimmt und im regelmäßigen Austausch mit dem LSBG HH steht, die die Entwicklung der Software initiiert haben. Dementsprechend ist auch das Interesse aus den Kommunen in Schleswig-Holstein an der Koordinierungsarbeit groß. Neben einem umfassenden Bericht in den Lübecker Nachrichten berichtete am 24.06.2022 die Schleswig-Holstein Zeitung (shz) über die Arbeit der Leistelle Verkehrsflussmanagement unter der Überschrift: „Baustellen-Koordinierung: Ostholstein wünscht sie sich, Lübeck hat sie bereits“.
Besonders positiv ist zu bewerten, dass das Land Schleswig-Holstein sich ebenfalls für ein Produkt des Herstellers WPS entschieden hat, um seine Baumaßnahmen zu koordinieren. Dort hat das Produkt den Namen BIS2 und ist grundsätzlich mit Roads vergleichbar, legt jedoch mehr den Fokus auf die Flächenverwaltung. Da beide Produkte vom gleichen Hersteller stammen, ist das insbesondere für die Kommunikation zwischen den Anwendungen sehr förderlich.
Leider wurde der Prozess der Koordinierung durch die Einschränkungen der Corona Pandemie verlangsamt, denn die Idee einer gemeinsamen Koordinierung sieht vor, dass die Akteure an einen Tisch gebracht werden um Alternativen der Planung gemeinsam zu diskutieren. Dabei sollen die Möglichkeiten nicht nur in Wort und Schrift kommuniziert werden, sondern als Szenarien, die auf einem digitalen Tisch haptisch und interaktiv dargestellt werden, um die Auswirkungen direkt auf der Karte sichtbar zu machen.
Ebenso sorgt die personelle Ausstattung der Leitstelle Verkehrsflussmanagement seit Aufnahme der Arbeit für einen nicht optimalen Fortschritt, da sie durchgehend mit lediglich 50 % besetzt ist. Die beiden Stellen konnten zu Beginn aufgrund der mangelnden Bewerber:innenlage nicht besetzt werden. Nachdem beide Stellen nach über einem Jahr besetzt waren, wurde eine Stelle erneut durch eine Abwerbung vakant und befindet sich aktuell in der Wiederbesetzung.
Wie bereits erläutert, ist eine generelle „Stauvermeidung“ aufgrund von nicht planbaren Ereignissen nicht realistisch. Es kann jedoch erreicht werden, dass Auswirkungen von planbaren Baustellen maximal verringert werden, Projekte, die gleichgerichtete Verkehre behindern oder auf gleiche Umleitungsstrecken verdrängen, nicht gleichzeitig erfolgen und nach Möglichkeit die verkehrlichen Auswirkungen durch parallele Maßnahmen „doppelt genutzt“ werden. Seit 2021 hat die Leitstelle Verkehrsflussmanagement u. a. beispielhaft die folgenden Projekte in dieser Hinsicht koordiniert und aufeinander abgestimmt:
Koordinierungsbeispiel mit unterschiedliche Akteur:innen
Die Erfassung der anstehenden Maßnahmen in der Software Roads legte eine Überschneidung der Sanierung der Büssauer Brücke und der Straßenbaumaßnahme Am Binsenhorst dar. Hierbei lag die Umleitungsstrecke der Brückensperrung im Bereich der geplanten Straßensanierung. Den Projektleitenden war die Überschneidung bekannt, sodass eine terminliche Abstimmung im Vorwege erfolgt ist. An diesem Beispiel wird deutlich, wie wichtig es ist, alle Maßnahmen zentral zu erfassen, um derartige Überschneidungen zu erkennen und eine Abstimmung herbeizuführen und zu dokumentieren. Die Software Roads unterstützt diesen Prozess, indem auftretende Überschneidungen als Konflikt automatisch ausgegeben werden.
Abbildung 1 - Maßnahme Am Binsenhorst Abbildung 2 - Maßnahme Büssauer Brücke
Die Abteilung Brückenbau hat zudem ein Übersichtskonzept vorliegen, woraus hervorgeht, welche Brücken nach Möglichkeit gleichzeitig oder gerade nicht gleichzeitig bearbeitet werden sollten, um Behinderungen für die Verkehrsteilnehmenden so gering wie möglich ausfallen zu lassen. Darüber hinaus wird bei Maßnahmen, bei denen massive Einschränkungen für den Verkehr zu erwarten sind, ein gesondertes Verkehrskonzept erstellt, wie im Beispiel der Bahnhofsbrücke mit der Vorlage VO/2020/08653.
Koordinierungsbeispiel für die Bündelung von Maßnahmen
Durch die zentrale Erfassung der Maßnahmen aller Akteure lassen sich Synergien durch die Zusammenlegung von Maßnahmen erkennen und nutzen. Ein Beispiel hierfür ist der flächendeckende Breitbandausbau zweier Telekommunikationsunternehmen im Stadtteil St. Gertrud.
Durch die Verzeichnung der geplanten Maßnahmen u. a. von Breitbandanbietern auf der Karte zeigte sich Ende 2021 eine örtliche Überschneidung von Baugebieten, die jedoch zeitlich auseinanderfielen (Beginn Februar 2022/Beginn August 2022). Gleichzeitig wurde erkannt, dass auch die Beleuchtung in den betroffenen Bereichen zum Austausch ansteht und grundsätzlich die Gehwege instandgesetzt werden sollten. Daraus ergab sich das Potenzial des gemeinsamen Bauens. Die Leitstelle hat die beiden Telekommunikationsanbieter sowie die zuständigen Kolleg:innen der Hansestadt Lübeck zu einem Austausch der Möglichkeiten eingeladen und den Termin moderiert.
Im Ergebnis führte die Koordinierung dazu, dass aktuell in St. Gertrud der Einbau der Glasfaser gemeinsam erfolgt und die Hansestadt Lübeck im Schatten dieser Maßnahme das Beleuchtungsnetz sowie die Gehwege erneuert. Dies führt zu einer deutlichen Entlastung für die Verkehrsteilnehmenden sowie der Anwohnenden, da gleichzeitig vier Gewerke an einem Ort ausgeführt werden und nicht zu unterschiedlich auseinanderfallenden Zeitpunkten. Zudem ist durch die Bündelung der Maßnahmen die Umsetzung wirtschaftlicher und nachhaltiger, da u. a. die Baustelleinrichtung und die Tiefbauarbeiten nur einmal anfallen.
In den nachstehenden Abbildungen 3 und 4 sind in den Karten die betreffenden Baufelder des Breitbandausbaus blau eingefärbt. Hierbei zeigt sich auch der große Vorteil der Erfassung in der Software Roads. Die Maßnahmen können entsprechend ihres tatsächlichen Flächenbedarfs dargestellt werden. So kann direkt erkannt werden, welche Verkehrsteilnehmenden von der Maßnahme betroffen sind.
Abbildung 3 und 4 - Breitbandausbau findet in den Gehwegen statt
Koordinierungsbeispiel für unterschiedliche Interessenslagen
Durch den Einsatz unterschiedlicher Karten-Layer in Roads kann die Stadtkarte bzw. das Luftbild um weitere Informationen, wie zum Beispiel Buslinien, Haltestellen oder Zustände der Verkehrswege aus Befahrungen, ergänzt werden. Auch die Infrastruktur, wie zum Beispiel die Straßenbeleuchtung, kann dargestellt werden.
Abbildung 5 - Layer Buslinien/Haltestellen Abbildung 6 - Layer Beleuchtung
Beim Aufeinandertreffen unterschiedlicher Belange, wie dem Umweltschutz, der Verkehrssicherheit, dem Arbeitsschutz sowie der verkehrlichen Einflüsse kann die Leitstelle ebenfalls unterstützen. Als Beispiel ist hier die Planung einer Maßnahme in der Hüxtertorallee zu nennen. Hierbei wurde aus Gründen des Umweltschutzes eine Bautätigkeit im Grünbereich untersagt. Eine Vollsperrung der Straße wurde allerdings ebenfalls kritisch betrachtet aufgrund von anderen Baumaßnahmen in diesem Bereich. Durch die Erfassung aller angrenzenden Großprojekte in Roads und somit der Möglichkeit, die Einzelmaßnahme in Abhängigkeit angrenzender Maßnahmen zu betrachten, konnte in Abstimmung mit der Feuerwehr und der Straßenverkehrsbehörde ein Verkehrsführungskonzept inklusive Umleitungsstrecke erarbeitet und vorgestellt werden. Hierbei konnten alle oben genannten Belange berücksichtigt werden.
Koordinierungsbeispiel für Maßnahmen des Landesbetriebs
Neben städtischen Maßnahmen werden in Roads auch Maßnahmen des Bundes und des Landes erfasst. Im Zuge der Fahrbahndeckenerneuerung der B207 erarbeitetet die Leitstelle Verkehrsflussmanagement ein Umleitungskonzept unter Berücksichtigung der bereits geplanten und teilweise genehmigten Baumaßnahme der Hansestadt Lübeck in diesem Bereich.
Die ursprünglich vom Land geplante Umleitung im Osten wurde um eine Umleitungsstrecke im Westen ergänzt, auf der nun der stadtauswärts fahrende Verkehr geführt wird. Der Verkehr stadteinwärts wird über die ursprüngliche Umleitung im Osten geleitet. Hierdurch entstehen weniger Linksabbiegebeziehungen, die die Knotenpunkte zusätzlich belastet hätten. Somit konnte eine Entzerrung des Verkehrs erreicht werden bei gleichzeitiger Durchführung der Baumaßnahme des Landes sowie der geplanten Maßnahmen der Hansestadt Lübeck.
Abbildung 7 - Zwei Umleitungsstrecken für die Sanierung der B207
Ein Verkehrsflussmanagement ist somit nicht nur die Koordinierung von Baumaßnahmen. Es befasst sich ebenso mit konzeptioneller Verkehrsplanung (wo und wie sollen die Verkehre geleitet werden). Daneben bietet es fachliche Unterstützung zur Beurteilung verschiedener baustellenbedingter Verkehrsleitungsszenarien. Daher ist der bisher erreichte Stand, Baumaßnahmen zu erfassen und aufeinander abzustimmen, ein Baustein, der eine wesentliche Grundlage für die weitere, effektive Gestaltung des Verkehrsflusses bietet.
Ausblick auf die nächsten Schritte:
Leistungsfähige EDV-Programme können die Verkehrsströme abbilden und bei Veränderung der Parameter, z. B. durch Setzen von Widerständen in bestimmten Streckenabschnitten, die Auswirkung simulieren und damit den Prozess bestmöglich unterstützen. Die Weiterentwicklung des Verkehrsflussmanagements sieht daher die folgenden Bausteine vor:
Genehmigungsmodul
Alle zur Genehmigung einzureichenden Baumaßnahmen werden im Vorfeld über die Leitstelle Verkehrsflussmanagement mittels der Software Roads erfasst und koordiniert. Das bedeutet, dass alle für den Genehmigungsprozess relevanten Angaben sowie die Koordinierungsergebnisse in der Software Roads bereits vorliegen und idealerweise auf alle anderen Projekte im relevanten Umfeld abgestimmt sind. Daher ist es nur noch der logische Schritt, aus dem bestehenden System heraus die erforderlichen Genehmigungen zu beantragen.
Erste Erfahrungen mit der digitalen Bearbeitung von verkehrsrechtlichen Anordnungen im vereinfachten Verfahren und der Genehmigung von Möbelumzügen konnten bei der Straßenverkehrsbehörde bereits gesammelt werden. Die Umstellung hat das Verfahren dahingehend vereinfacht, dass die bisherige Bearbeitungszeit von bis zu fünf Wochen auf nun unter zehn Tage reduziert werden konnte und zu einer deutlichen Zufriedenheit bei den Antragstellenden und den Bearbeitenden geführt hat. Daher beabsichtigt der Bereich Stadtgrün und Verkehr, im nächsten Schritt den Genehmigungsprozess für Aufbruchgenehmigungen und die verkehrsrechtliche Anordnung im Regelfall ebenfalls zu digitalisieren.
Durch das Genehmigungsmodul innerhalb des Systems Roads ist es den Antragstellenden möglich, per Mausklick die erforderlichen Genehmigungsanträge zu stellen, ohne die Angaben wiederholen zu müssen - eine Doppelerfassung und Redundanzen entfallen. Das führt auch dazu, dass sichergestellt wird, dass alle Maßnahmen zwingend im führenden System erfasst und koordiniert sind. Gleichzeitig wird sichergestellt, dass die Koordinierungsergebnisse bei der Antragstellung berücksichtigt werden.
Neben der Antragstellung wird durch das Genehmigungsmodul das gesamte Anhörungsverfahren bis zur Erzeugung der eigentlichen Aufbruchgenehmigung und der verkehrsrechtlichen Anordnung digital erstellt. Die Sachbearbeitung arbeitet aus einem System heraus und kann die bisherige sowie die aktuelle Entwicklung aller Baumaßnahmen dabei immer im Blick behalten. Hiervon profitiert nicht nur die Hansestadt Lübeck, sondern auch die Bauwirtschaft, indem die gestellten Anträge transparent und schneller bearbeitet werden können.
Darüber hinaus beinhaltet das Genehmigungsmodul die digitale Baubeginn- und Baufertigstellungsanzeige. Hierdurch wird erreicht, dass von der Planungsphase über die Antragsphase bis hin zur Ausführungs- und Fertigstellungsanzeige der Prozess einer Baumaßnahme digital in einem System und damit medienbruchfrei abgebildet werden kann. Das ist insbesondere für die Kommunikation der aktuellen Entwicklung nach Außen von Vorteil. Hierdurch wird es möglich zu unterscheiden, ob es sich um Planungsdaten handelt oder bereits genehmigte/umgesetzte Baumaßnahmen. Genehmigte Baumaßnahmen können dann sofort in weitere Systeme ausgeleitet werden, um frühzeitig die Verkehrsteilnehmenden zu informieren und so in den Prozess mit einzubeziehen, damit diese die Möglichkeit erhalten, ihr Verhalten entsprechend den bevorstehenden Einschränkungen anzupassen.
Die Beschaffung des Genehmigungsmoduls befindet sich mit der Vorlage VO/2022/11297 im Gremienlauf.
Einführung eines Verkehrsrechnersystems
Zentrale Elemente in der Führung und Bewältigung des Verkehrs an Knotenpunkten sind und bleiben die Lichtsignalanlagen (LSA). Hier werden die Grünzeiten verteilt und damit die Leistungsfähigkeiten bestimmt.
Ein Verkehrsrechner dient in erster Linie dazu, ein Qualitätsmanagement für die LSA zu ermöglichen. Nur damit kann gewährleistet werden, dass eine LSA dauerhaft und zuverlässig funktioniert. Fehler können automatisch gemeldet, dadurch schneller entdeckt und beseitigt werden. Kleinere Anpassungen können per Fernaufschaltung durchgeführt werden, ebenso Optimierungen und Beobachtungen durch Livemitschnitte der Signalprogramme, und das an mehreren Stellen im Stadtgebiet gleichzeitig.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Detektorwerte zu archivieren, so dass eine ständige Information darüber vorliegt, wie sich die Verkehre im Stadtgebiet verteilen. Mit punktuellen Zählungen an einigen Tagen im Jahr erzielt man diesen Informationsgrad nicht. Mit diesen Zählwerten können ganze Streckenzüge verkehrsabhängig sinnvoll geschaltet werden oder durch zusätzliche Simulationstools auf kurzfristige Ereignisse (Demonstrationen, Unfälle auf Hauptverkehrsachsen) reagiert werden, indem zeitabhängige Umleitungsalternativen anhand der vorliegenden Daten schnell ermittelt und kommuniziert werden.
Eine wichtige Voraussetzung ist hierfür die Anbindung der LSA an das städtische Glasfasernetz der Hansestadt Lübeck. Hieran arbeiten die Bereiche Informationstechnik (IT) und Stadtgrün und Verkehr der Hansestadt Lübeck bereits zusammen. Im ersten Schritt werden alle LSA bis voraussichtlich zum 31.12.2022 in das neue Ampelnetz migriert. Anschließend folgt die Anbindung und Vernetzung der LSA an das städtische Intranet. Die Umsetzungsdauer der Anbindung hängt im Wesentlichen von den Lieferzeiten der erforderlichen Geräte sowie von der Umsetzung der erforderlichen Tiefbaumaßnahmen ab. An dieser Stelle wird angestrebt im Rahmen des laufenden Glasfaserausbaus eine Mitverlegung zu koordinieren, um insbesondere die Kosten für den Tiefbau zu reduzieren. Die Mittel für den Anschluss der LSA an das städtische Netz sind über den Bereich IT geordnet. Dieses Netz wird anschließend mit der Verkehrsrechnersoftware verbunden, welche noch angeschafft werden muss und welche die Steuerungsaufgaben übernehmen wird.
Gewährleistungsdokumentation
Durch die zentrale Datenhaltung über die Durchführung von Baumaßnahmen baut sich im Hintergrund ein Datenbestand auf, der eine automatisierte Information darüber bietet, ob auf einer angemeldeten Fläche noch eine Aufbruchssperre besteht bzw. wann die Gewährleistungsfrist beginnt/abläuft. Somit sind die Informationen transparent und umfassend abrufbar. Sie ermöglichen eine effektive und zeitgemäße Gestaltung der Arbeitsabläufe im Gewährleistungsbereich. Dieser Themenbereich lässt sich erst sinnvoll umsetzen, soweit das Genehmigungsmodul im Einsatz ist. Daher wird es dazu eine gesonderte Vorlage geben.
Fazit
Es ist festzuhalten, dass die Einrichtung der Leitstelle Verkehrsflussmanagement ein Erfolgsmodell ist. Die bereits gewonnenen Erfahrungen zeigen, dass die geplante Erneuerung und Modernisierung der städtischen Infrastruktur ohne eine solche Leitstelle nicht zu leisten ist. Die Leitstelle befindet sich weiterhin in der Entwicklung. Mit der Anbindung von weiteren Koordinierungspartner:innen sowie dem geplanten Genehmigungstool kann hierzu ein wichtiger Beitrag geleistet werden.