Vorlage - VO/2022/10800  

Betreff: E-Bike Garagen
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Joanna Hagen
Federführend:5.610 - Stadtplanung und Bauordnung Bearbeiter/-in: Hellwig, Nele
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Bauausschuss zur Kenntnisnahme
21.02.2022 
64. Sitzung des Bauausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Hauptausschuss zur Kenntnisnahme
22.02.2022 
61. Sitzung des Hauptausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnisnahme
25.02.2022 
30. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag


Antrag der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft am 29. August 2019 (VO/2019/07192):

 

Der Bürgermeister wird gebeten zu prüfen, ob es auch für die Hansestadt Lübeck die Möglichkeit gibt in Zeiten der Klimawende eine E-Bike Garage wie in Bochum zu errichten. Partnerschaften, z.B. mit der Uni, sind dabei anzustreben. Standortmöglichkeiten an Uni, UKSH und andernorts sind aufzuzeigen.

 

Als Hansestadt Lübeck setzen wir damit ein klimafreundliches Zeichen.“


 


Begründung

 

Hintergrund E-Bike Garagen in Bochum

 

In Bochum gibt es 30 E-Bike Garagen, wobei sich jeweils sechs zusammengehörige Garagenplätze auf fünf Standorte verteilen. Die Boxen haben ein Solarpanel für die Stromerzeugung, der Ladevorgang wird zur kostenlosen Nutzung angeboten. Die monatlichen Kosten, die für den per Wartungsvertrag extern vergebenen technischen und organisatorischen Betrieb für die fünf Boxen entstehen, betragen r die Stadt Bochum rund 2.250 €.

 

Abbildung 1: E-Bike Garage in Bochum (https://e-bike-garage.de/wp-content/uploads/2019/04/ 20190402_114630-e1554300296461-2000x1200.jpg)

 

 

In einer Zeitspanne von rund zwei Jahren nutzten insgesamt 1.204 Personen die Boxen in insgesamt 3.104 Abstellvorgängen. Angaben zur Dauer der Nutzung können nicht gemacht werden. Die Auslastung der Boxen unterscheidet sich allerdings stark an den einzelnen Standorten. Allein der Standort am Bochumer Rathaus weist 1.387 Abstellvorgänge auf und somit fast 45 % der Abstellvorgänge insgesamt. Einige Garagenstandorte wurden in den rund zwei Jahren weniger als 500 Mal genutzt (niedrigste Auslastung: 231 Nutzungen).[1]

 

Einschätzung der Verwaltung

 

r die Radverkehrsförderung sind sichere Abstellmöglichkeiten ein wesentlicher Faktor. Die Zunahme an hochwertigen Rädern auch E-Bikes und Pedelecs hrt zu einer erhöhten Nachfrage an entsprechender Abstellinfrastruktur. Allerdings sind die in Bochum eingesetzten E-Bike Garagen vor dem Hintergrund verschiedener Aspekte zu hinterfragen.

 

Die eingesetzten Boxen nehmen, vor allem im Verhältnis zur Anzahl an Rädern, die eingestellt werden können, viel Fläche in Anspruch. Das kann für einige Standorte in der Hansestadt Lübeck eine Herausforderung darstellen. Die Fläche, die in Anspruch genommen wird, könnte in einer anderen baulichen Ausführung auch für eine größere Anzahl an sicheren Abstellanlagen für (hochwertige) Fahrräder genutzt werden. Zudem sind die Boxen aufgrund ihrer Gestaltung nicht überall bedenkenlos mit dem Stadtbild vereinbar. Auch zeigt die Erfahrung in anderen Kommunen, dass durch die Gestaltung der Boxen von außen nicht ersichtlich ist, welche Gegenstände im Inneren gelagert werden.

 

Weiterhin stellt sich die Frage, ob ein Angebot seitens der Hansestadt Lübeck einen konkreten und messbaren Nutzen hätte. In der Regel ermöglichen es E-Bikes viele Kilometer zurückzulegen, ohne dass ein Ladevorgang vorgenommen werden muss. Die zeitintensivsten Abstellvorgänge finden i. d. R. am eigenen Wohnort statt, analog zum Parken des eigenen Pkw. Hier sind oftmals sichere Abstellmöglichkeiten vorhanden und, bei herausnehmbarem Akku, kann im eigenen Zuhause geladen werden.

 

Allerdings könnte die Betrachtung bestimmter Quartiere, in denen bereits viele Haushalte hochwertige Fahrräder besitzen, aber bspw. durch dichte Gründerzeitbebauung geprägt sind, einen Bedarf aufzeigen. Diese Wohngebiete weisen i. d. R. einen hohen Parkdruck im öffentlichen Raum auf, sowohl bei Kfz als auch bei Fahrrädern. Die Wohnbebauung lässt ein barrierefreies, privates Abstellen der Fahrräder oft nicht zu, da z. B. schwer erreichbare Kellerräume als einzig möglicher Abstellort dienen. Diese Wohnstandorte könnten einen höheren Bedarf an sicheren Abstellanlagen aufweisen. Allerdings wären dann alle Fahrräder (z. B. auch Lastenräder) zu beachten, nicht nur E-Bikes.

 

Andere Standorte, an denen E-Bike Garagen einen Bedarf decken könnten, sind Arbeitsstätten oder Bildungseinrichtungen (z. B. Uni, UKSH). Hier sieht die Verwaltung jedoch in erster Linie die Unternehmen als Anbieter:innen, sofern diese über eine entsprechende Nachfrage und geeignete Flächen verfügen.

 

Weiterführend kommt hinzu, dass die bereits bestehenden Möglichkeiten zum Abstellen und Laden eines E-Bikes in Lübeck für die vergangenen Jahre eine sehr niedrige Auslastung aufweisen. Die Standorte am Hafenbahnhof und am Skandinavienkai haben jeweils vier E-Ladeschränke in den dortigen Bike+Ride-Anlagen. Für das Jahr 2019 wurden die Ladeschränke am Hafenbahnhof nur an fünf Tagen gebucht, am Skandinavienkai nur an zwei Tagen. Im letzten Jahr wurden am Hafenbahnhof immerhin zwei sechsmonatige Buchungen getätigt; am Skandinavienkai gab es keine einzige. Dennoch sind diese Bike+Ride-Anlagen den im konkreten Bochumer Beispielen genannten Garagen-Boxen vorzuziehen, da sie nicht ausschließlich von E-Bikes genutzt werden, sondern mehr Fahrräder auf weniger Fläche aufnehmen können.

 

Die Verwaltung sieht aus den oben genannten Gründen vorerst keinen Planungs- und Handlungsbedarf bei den konkret vorgestellten E-Bike Garagen. Im Rahmen der Neuaufstellung des Verkehrsentwicklungsplans wird sich unter anderem auch mit dem Thema Fahrradparken beschäftigt, damit Bedarfe und Umsetzungsmöglichkeiten aufgezeigt werden können. Hier sollten z. B. Sammelgaragen in verdichteten Quartieren thematisiert werden.

 

Aktuell arbeitet die Verwaltung intensiv an der Realisierung eines Fahrradparkhauses am Hauptbahnhof. Dafür wurde gemeinsam mit der KWL GmbH und der Deutschen Bahn eine Absichtserklärung unterzeichnet. Die Planungen des Gebäudes wurden aufgenommen. Sichere Abstellanlagen für Fahrräder direkt am Hauptbahnhof sind elementar zur Förderung der Intermodalität.


 


[1] Siehe dazu auch Antwort der Verwaltung Stadt Bochum, Vorlage Nr. 20201615, 24.06.2020


Anlagen