Vorlage - VO/2018/06336  

Betreff: Antwort auf Anfrage des BM/AM Detlef Stolzenberg zur Situation am Krähenteich
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senator Ludger Hinsen
Federführend:3.390 - Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz Bearbeiter/-in: Hartmann, Birgit
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Hauptausschuss zur Kenntnisnahme
11.09.2018 
4. Sitzung des Hauptausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag

Der Förderverein Altstadtbad Krähenteich e.V. hat in einem Schreiben an den Bürgermeister und die Fraktionen auf die dramatische Situation am Krähenteich bezüglich der Wasserqualität hingewiesen und 8 Fragen formuliert. Die Fragen hat der BM/AM Detlef Stolzenberg übernommen und eine Anfrage im HA am 28. August 2018 gestellt (VO/2018/06327).

 

 


Begründung

Die Abflusssteuerung der Wakenitz ist kein auf einen einzelnen Betreiber abgestimmtes Vorgehen, sondern muss in der Gesamtheit der Bedarfe gesehen werden. Hierzu gehören u. a. die Fahrgastschifffahrt, die einen möglichst hohen Wasserstand benötigt, und die Anlieger, die einen durchschnittlichen Wasserstand erfordern: zu hoch – bedeutet Wasser auf den Grundstücken und Kellern, zu niedrig - Standsicherheitsprobleme. Die Badeanstalten Krähenteich, Falkenwiese, Marli und Kleiner See benötigen einen normalen bis hohen Wasserstand bei den Sprungtürmen und im Schwimmerbereich. Die Wasserkraftanlage ist auf einen  hohen Wasserstand angewiesen, da nur so eine höhere Stromausbeute möglich wäre. Der Naturschutz spricht sich generell für möglichst starke Wasserstandschwankungen aus. Die Anlieger des Ratzeburger See's wünschen sich einen niedrigeren Wasserstand bis auf die Badeanstalten.

Die Zuflüsse zur Wakenitz und damit zum Krähen- und Mühlenteich sind aufgrund der lang anhaltenden Hitze- und Trockenwetterperiode fast trocken gelegt. Es kann derzeit nur noch sehr wenig Wasser aus der Wakenitz abgegeben werden, um einen Mindestwasserstand in der Wakenitz zu gewährleisten. Die Hochwasserentlastungsanlage am Falkendamm wurde bereits geschlossen und die Entwässerung erfolgt nun ausschließlich über den Düker Krähen- und Mühlenteich. In Anbetracht der diesjährigen hohen Wassertemperaturen einhergehend mit einer dauerhaft hohen UV-Strahlung gab es ein optimales Pflanzenwachstum in einem bisher nicht bekannten Maße. Damit es eine stärkere Durchspülung der Teiche gibt, wird der Dükerdurchfluss kurzzeitig erhöht und gleichzeitig die Abflussleistung am Mühlenteich gesteigert. In dieser Zeit setzen sich abgerissene und abgestorbene Pflanzenreste in Bewegung und sammeln sich vor dem Wehr an der Roggenmühle. Bis zu 5 LPA-Mitarbeiter entfernen das Kraut aus dem Rechen und entnehmen es mit Hilfe eines Baggers und einer speziellen Krautungsschaufel aus dem Mühlenteich. Die Entnahme erfolgt an 7 Tagen in der Woche mit einem erheblichen personellen Aufwand. Das Kraut wird über den Bauhof fachgerecht entsorgt. Bei dem Zufluss in den Krähenteich handelt es sich nicht um Frischwasser, sondern um bereits erheblich beeinträchtigtes nährstoffreiches Wakenitzwasser, was nur wenig zur Verbesserung der Situation im Krähen- und Mühlenteich beitragen kann. Derzeit sind aufgrund der extremen Wetterlage viele Badegewässer im Umland aufgrund gleicher Symptome gesperrt.

 

1)      Wieso wird das Wehr am Mühlendamm nicht kontinuierlich gereinigt, sondern ist offenbar immer wieder im Abfluss verstopft?

Zu 1: Es erfolgt eine Entnahme von Kraut an 7 Tagen in der Woche.

2)      Wiese wird der Zufluss nicht maximiert, sondern offenbar noch immer zum Teil über den Falkendamm abgeführt?

Zu 2: Der Zufluss war und ist in Bezug auf die im Gesamtsystem vorhandene Wassermenge maximiert, der Falkendamm ist geschlossen.

3)      Stimmt es, dass der Zufluss sogar für Tage ganz gesperrt wurde?

Zu 3: Der Zufluss wird täglich, stoßweise geöffnet, damit eine höhere Effektivität der geringen vorhandenen Wassermenge erwirkt werden kann. Danach muss der Zufluss wieder geschlossen werden, damit der Mindestwasserstand in der Wakenitz gehalten werden kann.

4)      Gibt es Absprachen mit dem E-Werkbetreiber am Mühlendamm, die einen erhöhten Durchfluss behindern?

Zu 4: LPA hat dem Betreiber des Wasserkraftwerkes einen Betrieb derzeit untersagt, damit die Probleme in den Teichen nicht noch verstärkt werden. Zudem hat der Betreiber kein Interesse das Wehr dort zu öffnen, da dann an dieser Stelle das Kraut anfallen würde und der Kraftwerksbetreiber für die Entsorgung aufkommen müsste.

5)      Der Förderverein hat auf eigene Kosten im Umfeld des Bades für eine Entkrautung gesorgt – wiese gab es trotz der sichtbaren Gefahr keine vorsorgliche Entkrautung von Krähen- und Mühlenteich Seiten der Port Authority?

Zu 5: Die höhere Verkrautung bewirkt zunächst eine Verbesserung der Wasserqualität im Krähen- und Mühlenteich, da sie u.a. den Sauerstoffgehalt erhöht, Nährstoffe bindet und Laichmöglichkeiten für Fische bietet. Gerade in diesem Sommer war die überwiegende Zeit das Wasser durch die Krautbildung besonders klar. Solche Sichttiefen konnten in den vergangenen Jahren nicht gemessen werden. Erst zum Ende der Saison kam und kommt es zu Zersetzungs- und zu sauerstoffzährenden Prozessen. Die Ursachen dazu sind vielfältig (Überdüngung, Hitze, Lage und Beschaffenheit der Teiche etc). und in einem Naturbad keine ungewöhnliche Folge. Die Anschaffung von Krautbooten, die Erstellung von Anlegern hierfür und für die dann erforderliche Umladung des Krautes, die erforderliche Personaldecke und die Entsorgung würden erhebliche dauerhafte Kosten verursachen, die in keinem Verhältnis zu einer bisher einmalig auftretenden Erscheinung infolge einer extremen Wetterlage stehen. Darüber hinaus ist jede Form der Entkrautung ein Eingriff in ein Ökosystem und muss mit der Unteren Wasserbehörde und der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt werden. Die Entnahme der Pflanzen würde zudem nur kurzfristig für Entlastung zu einem späten Zeitpunkt sorgen, da die Nährstoffe im Wasserkörper und Sediment der Gewässer vorhanden sind und dadurch die Pflanzen schnell nachwachsen.

6)      Was wird jetzt als Notfallregelung getan?

Zu 6: Es sind bis zu 5 Personen gleichzeitig für die Krautentnahme abgestellt, die Baggerentkrautung erfolgt an 7 Tagen in der Woche. Der Durchfluss aus der Wakenitz wird stoßweise - so oft es der Wasserstand zulässt - geöffnet.

7)      Gibt es für die Zukunft eine Strategie für solche Situationen wie in diesem Sommer?

Zu 7: Grundsätzlich wird daran gearbeitet, den Nährstoffeintrag in die Gewässer zu reduzieren (Zufluss von nährstoffreichem Wasser aus der Wakenitz, Eintrag von Laub, Dünger etc.  ). Eine einheitliche Strategie ist nicht möglich, da die Problematik sehr vielschichtig ist und sich von Jahr zu Jahr unterscheidet. Ein Naturbad muss mit den Wechselwirkungen des Wetters umgehen. Der Badebetrieb dürfte in diesem Jahr trotz der Verkrautung deutlich besser als im vorherigen Jahr gewesen sein.

8)      Wie kann das zusammen mit der geplanten Fischtreppe, die ja noch deutlich mehr Wasser abzweigen wird, überhaupt funktionieren?

Zu 8:  Die geplante Fischaufstiegsanlage hat keinen Einfluss auf die Wasserqualität und auf die Niedrigwasserabflüsse in den Krähenteich. Bei den derzeitigen Wasserständen würde diese trocken fallen.

 

 

 

 


Anlagen

keine