Vorlage - VO/2017/05621  

Betreff: Sachstandsbericht "Regiobranding ? Inwertsetzung von Kulturlandschaften"
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senator Ludger Hinsen
Federführend:3.390 - Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz Bearbeiter/-in: Kühn, Ursula
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung zur Kenntnisnahme
20.02.2018 
40. Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Sicherheit und Ordnung (Wahlperiode 2013 - 2018) zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnisnahme
22.03.2018 
36. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Karte_MRH_Fokusregionen_05-2015-001
Fokusregion_Mai_2015_Flyerkarte
Glückspunktekarte_A2_21_09_2016

Beschlussvorschlag

Sachstandsbericht „Regiobranding – Inwertsetzung von Kulturlandschaften“

 

 


Begründung

 

1.   Regiobranding – was ist das?
Regiobranding ist ein Kurzbegriff für den Titel eines 5-jährigen Forschungsprojektes, das die Inwertsetzung von regionalen Kulturlandschaften im Umfeld zwischen Stadt und Land (s. Anlage 1)  – so auch in Lübeck (s. Anlage 2) -  thematisiert. Ziel der wissenschaftlichen Arbeiten ist es, typische regionale Kulturlandschaften zu lokalisieren, ihre Attraktivität durch geeignete Maßnahmen zu steigern und ihre nachhaltige Entwicklung zu unterstützen.
Die Hansestadt Lübeck nimmt an diesem Verbundprojekt zwischen Wissenschaft und Praxis mit der Fokusregion Lübeck/ Nordwestmecklenburg teil und profitiert von den Ergebnissen. Weitere Details zum Projekt sind im Anhang dieses Berichts aufgeführt.

 

2.   Welche Ergebnisse wurden bis jetzt für Lübeck und Nordwestmecklenburg erzielt?

2.1 Ergebnisse aus den Haushaltsbefragungen und Interviews der Wissenschaft:

- Einheimische schätzen Strand, Wald und Wasser gleichermaßen, Touristen
  schätzen vor allem den Strand.
- Wasser in der Region ist gleichermaßen Verbindung und Grenze.
- 39% der Befragten befürchten eine Zerstörung der Landschaft durch den
  Menschen, insbesondere durch neue Siedlungen und  Verkehrswege (Flächenkonflikte).
- Archäologische Relikte in der Landschaft finden sich besonders häufig auf dem Grün- land oder im Wald.
- Die Landschaft verändert sich stärker und schneller als in anderen Regionen.
- Die Wahrnehmung der Dörfer der Region ist relativ gering.
- Regionale Denkmale und historische Gebäude (außerhalb der Altstadt) sind
  nicht besonders bekannt.
- Die Zusammenarbeit der beiden Teilregionen Lübeck und
  Nordwestmecklenburg (NWM) ist verbesserungswürdig; insbesondere gibt es
  Potenziale bei der Vermarktung regionaler Produkte und kultureller
  Angebote.

Die umfassende schriftliche Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse kann unter http://www.unv.luebeck.de/naturschutz/erholung_naturerleben/regiobranding.html abgerufen werden.

2.2 Die wichtigsten Ergebnisse aus den Beteiligungen der Akteure und BürgerInnen in der Praxis

- Mithilfe des Votums von über 1.000 BürgerInnen wurde eine Karte erstellt, auf
  der Orte der Region eingetragen sind, von denen die Befragten glauben, dass
  sie dort glücklich sind bzw. sein können. Schwerpunkte dieser
  sogenannten Glücksorte  (s. Anlage 3) liegen z.B. am Brodtener und am
  Dummersdorfer Ufer, am gesamten Ostseestrand, in Schlutup, an der Wakenitz, rund
  um die Innenstadt Lübecks und in den Dörfern nahe des Elbe-Lübeck-Kanals

- Die Wünsche vieler Akteure der Region für die örtliche Kulturlandschaft beziehen
  sich auf fehlende bzw. unzureichende Wander- und Radwege,
  auf Verkehrskonzepte für den ländlichen Raum, auf den schlechten Bauzustand der
  Schlösser und Herrenhäuser in NWM, auf eine grenzüberschreitende
  Berichterstattung der Presse und  auf ein mangelndes Marketing für die
  Kulturlandschaften

- In einem Video wurden 2016 die landschaftlichen Besonderheiten und der Fortschrift
  des Forschungsprojekts für Lübeck und NWM dargestellt. Das Video kann unter
  http://unv.luebeck.de/naturschutz/erholung_naturerleben/regiobranding.html angesehen
  werden.

 

3.      Bisherige Folgerungen aus den Ergebnissen
Die wissenschaftlichen Ergebnisse wurden und werden weiter verarbeitet und in für die Praxis anwendbare Formate gebracht.

Folgende Bausteine eines Innovationsplans (Entwurf) sind bereits entstanden:

3.1 Stärken-Schwächen-Analyse der Region
Die wichtigsten Stärken der Region sind:
- Hohe Vielfalt der Landschaft (Wasser, Grenze, Wald, Heide, Sümpfe, Grasland)
- Gute landwirtschaftliche Böden vor allem in NWM
- historischer Stadtkern Lübeck, aber auch Guts- und Herrenhäuser
- Lübeck als Einkaufsstadt
- Viele Natur- und Freizeitorte
- Gesunde Umgebung
- Hohe Lebenszufriedenheit
- Viele kulturelle und Bildungs-Angebote

Die wichtigsten Schwächen der Region sind:
- Negativer menschlicher Einfluss auf die Landschaftsvielfalt
- Geringe landschaftliche Vielfalt in NWM
- Ländlicher Raum mit Entwicklungsschwächen
- Leerstände in Kleinstädten in NWM
- Schlechte Straßenverkehrsinfrastruktur
- Hohe Verkehrsbelastung in manchen Dörfer der HL
- Geringe Zusammenarbeit zwischen HL und NWM
- Geringe Angebote für Jugendliche

Die komplette Sammlung der Stärken und Schwächen finden Sie unter http://unv.luebeck.de/naturschutz/erholung naturerleben/regiobranding.html


3.2 Kulturlandschaftsstrategie
Aus dem Fazit der wissenschaftlichen Untersuchungen ergeben sich folgende Aussagen über die Art, wie Menschen in der Region leben möchten:

- Offen für Vielfalt, Dynamik und Glück
- Bewahren und Erneuern
- Gesund und lustvoll Genießen
- Erleben und spielerisch Lernen
- In aktiven Gemeinschaften leben in Stadt und Dörfer
- Grenzen überwinden - physisch und im Kopf

Die daraus gefolgerte Kulturlandschaftsstrategie besteht aus 8 Punkten:

2030
1. ist die Vielfalt der Landschaft zwischen Küste und Stadt erhalten und wird dauerhaft
    gefördert
2. sind Lübeck und Umgebung als „großes“ und als „kleines“ Dorf weiter entwickelt
3. sind „Glücksorte“ von Boltenhagen bis Krummesse für die Naherholung und den
    nachhaltigen Tourismus bekannt gemacht, - soweit möglich - vermarktet und
    aufgewertet
4. ist die große Freiheit der weiten Blicke - von den 7 Türmen mit Blick in alle
    Richtungen – bekannt gemacht und erhalten
5. ist die Lübecker Hafenlandschaft - zwischen „Alt“ und „Neu“ -  für die Naherholung
    und den nachhaltigen Tourismus bekannt gemacht und - soweit möglich - vermarktet
6. ist bzw. sind Geschichte(n) am Grünen Band zwischen Lübeck und Klützer Winkel
    erlebbar
7. ist die Landschaft unter den Stichworten „Gesund und Genussvoll“ als
     Handlungsraum und Treffpunkt für die Menschen vor Ort entwickelt
8.  ist die Landschaft mit erlebnisreicher Bildung erfolgreich verknüpft

Die ausführliche Strategie finden Sie unter http://unv.luebeck.de/naturschutz/erholung_naturerleben/regiobranding.html.
 

3.3   Markenbildung und Storytelling als Marketing-Instrument
In Zusammenarbeit mit der LTM GmbH und dem Tourismus- und Heimatverein Dassow haben die Akteure des Kernteams sich darauf verständigt, keine eigene Marke für die Kulturlandschaften der Region zu installieren, sondern die bestehenden Marken in Lübeck und Nordwestmecklenburg um den Aspekt der Kulturlandschaften zu erweitern. Die Vision für die Region soll Eingang in eine Marketing-Story finden. Unter einer Marketing- Story versteht man in diesem Fall eine Geschichte, in der die Vision der Region einprägsam vermittelt wird. Eine Geschichte für die Region um Lübeck wird in Kürze in schriftlicher Form auf http://unv.luebeck.de/naturschutz/erholung_naturerleben/regiobranding.html erscheinen und als kurzer Imagefilm eingesetzt werden.

3.4 Modellprojekte
Praktische Folgerungen aus der Stärken-Schwächen-Analyse, der Vision und der Strategie sollen im Rahmen von wenigen Modellprojekten realisiert werden. Diese werden im Jahr 2018 umgesetzt und durch die beteiligten Wissenschaftler auf ihre Nachhaltigkeit, ihren angestrebten Erfolg und auf ihre Übertragbarkeit auf andere Regionen bewertet.

Zurzeit sind folgende Modellprojekte geplant:

1. Digitale Kulturlandschaftstour
    Bildungsbausteine für die Region, z.B. neuer digitaler Erholungsführer mit APP für
    Smartphone

2. Küste grenzenlos erleben
    Bildungsportal im Museum für Natur und Umwelt Lübeck und Naturerlebnis zwischen Priwall und Nordwestmecklenburg

3. Dorfprojekt „Städter aufs Land“
    Die Stadtbevölkerung ist eingeladen, das dörfliche Miteinander kennenzulernen und aktiv an Gemeinschaftsprojekten teilzunehmen. Es entstehen kulturelle Landmarken in Form von Kunstwerken am Elbe-Lübeck-Kanal

4. Essbare Stadt inkl. Bürgeraktion
    Interkultureller Treff an der Trave bei Moisling auf den Flächen des Vereins Hanse-Obst e.V.

3.5 Innovationsplan
Alle Ergebnisse und Folgerungen des Projekts sowie weitere Projektideen finden Eingang in einen Innovationsplan, der ebenfalls 2018 erstellt wird und anschließend den politischen Gremien der Region vorgelegt wird.
 

4.   Was ist bis zum 28.Februar 2019 (Endzeitpunkt des Projekts) noch geplant
- Austausch mit anderen Innovationsgruppen in Deutschland am 4.-5.12.2017
- Umsetzung der Modellprojekte und Evaluation
- Mindestens ein weiteres großes Akteurstreffen in der Region
- Erstellung des Innovationsplans für das gesamte Projekt und für die einzelnen
  Fokusregionen
- Dauerhafte Installation eines Umweltbildungsnetzwerkes in Lübeck
- Aussagen zur Verstetigung des Projekts Regiobranding in Bezug auf die Kommunikation
  der Akteure und die mittel- bis langfristige Projektumsetzung
- Abschlussveranstaltung
 

Anhang
 

Weitere Details zum Projekt Regiobranding
Jede Kulturlandschaft - so auch in Lübeck - hat individuelle Qualitäten und erzählt mit ihren prägenden Landschaftselementen und Nutzungen eine eigene Geschichte. Damit trägt Kulturlandschaft zur Lebensqualität bei und hat wesentlichen Einfluss auf das Image unserer Region. Auch in der Region Lübeck sind die Potenziale der Landschaften, die zur regionalen Identität beitragen können, noch lange nicht ausgeschöpft.
In der Anlage 1 sind die 3 Fokusregionen in der Metropolregion Hamburg, in der Anlage 2 die Umgrenzung der Fokusregion Lübeck – Nordwestmecklenburg dargestellt.

Das Projekt „Regiobranding“ hat sich folgende Aufgaben gestellt:
-  die Landschaftsqualitäten der Region Lübeck/Nordwestmecklenburg und anderswo in
   der Metropolregion HH als Kapital in Wert zu setzen
- die Bevölkerung der Region für diese Werte zu sensibilisieren und damit auch ein
   besseres Gleichgewicht der ländlichen Räume zu den städtischen Zentren
   herzustellen
- nachhaltige Landnutzungen zu fördern
- den kommunikativen Austausch zwischen Wissenschaftlern der Universitäten und den
   Akteuren aus der Praxis in einer sogenannten Innovationsgruppe zu optimieren
- zu prüfen, ob die einzelnen Landschaften der Fokusregion sich als Marke etablieren
   können und
- Storytelling als Marketing-Instrument zu prüfen und ggf. einzuführen

An dem Projekt nehmen 8 Verbundpartner aus Wissenschaft und Praxis teil. Die wissenschaftliche Federführung des Projektes liegt bei der Leibniz-Universität Hannover. Zu den einzelnen wissenschaftlichen Partnern gehören das Institut für Umweltplanung, das Geodätische Institut, das Archäologische Institut, das Institut für Entwerfen und Städtebau der Uni Hannover sowie das Niedersächsische Institut für Wirtschaftsförderung e.V. (inzwischen stattdessen die Universität Greifswald) und das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein mit Fokus auf den Kreis Steinburg.

Als Praxispartner aus der Metropolregion Hamburg nehmen die Hansestadt Lübeck, der Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer, der Kreis Steinburg und der Landkreis Ludwigslust-Parchim sowie als assoziierte Partnerin das Museum für Natur und Umwelt in Lübeck an dem Projekt teil.

Für die gelungene Kommunikation zwischen Wissenschaft und Praxis in der Innovationsgruppe setzt das Büro mensch und region, Birgit Böhm, Hannover ein.

Was ist bisher in Lübeck und Nordwestmecklenburg geschehen?
- Aufbau eines Akteursnetzes aus ca. 250 in der Region tätigen Personen, Institutionen und
  Organisationen
- Sammlung, Erhebung und Auswertung zahlreicher regionaler Daten, unter anderem auch
  zu den kulturellen Eigenarten der Region
- Durchführung der Forschungsarbeiten zu den Themen Archäologie, Siedlungsentwicklung,
  Landbedeckung
- Durchführung einer Haushaltsbefragung und zahlreicher Interviews mit Einzelpersonen
  sowie Werkstattgespräche zwischen Wissenschaftlern und Akteuren vor Ort
- Beteiligung von Schulklassen und Touristen
- Durchführung einer Statuskonferenz „Kulturlandschaftswerte und ihre Rolle für zukünftige
  Lebensqualität“ am 20.7.2016 in Hamburg
- Installierung eines Kernteams als regionale Steuerungsgruppe mit VertreterInnen der
  Hansestadt Lübeck, des Landschaftspflegevereins Dummersdorfer Ufer, der LTM, des
  Heimat- und Tourismusvereins Dassow, der Wegefreunde Klützer Winkel, der Initiative
  Lübecker Süden e.V. und interessierten Einzelpersonen; das Kernteam hat  20
  Sitzungen seit 2014 durchgeführt.
- Durchführung von 3 großen Akteurstreffen in Lübeck
- Erstellung einer Glücksortekarte für Lübeck und Umgebung
- Erstellung von Kommunikationsmaterialien wie Flyer, Newsletter, Videos etc.
 

 

Ansprechpartnerin für die Regiobranding-Fokusregion Lübeck und Nordwestmecklenburg:

Dr. Ursula Kühn
Hansestadt Lübeck Der Bürgermeister

3.390 - Bereich Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz (UNV) Abteilung Natur, Klima, Immissionen

Kronsforder Allee 2-6

23560 Lübeck

www.unv.luebeck.de

Tel. persönlich (0451) 122-3923 Fax: (0451) 122-3990

E-Mail persönlich: ursula.kuehn@luebeck.de

 

 

 


Anlagen

Anlage 1 – Karte MRH Fokusregion

Anlage 2 – Karte Flyer Fokusregion

Anlage 3 - Glückspunktekarte

 

 

Anlagen:  
  Nr. Status Name    
Anlage 1 1 öffentlich Karte_MRH_Fokusregionen_05-2015-001 (1818 KB)    
Anlage 2 2 öffentlich Fokusregion_Mai_2015_Flyerkarte (588 KB)    
Anlage 3 3 öffentlich Glückspunktekarte_A2_21_09_2016 (3701 KB)