Vorlage - VO/2017/04727  

Betreff: Anfrage des AM Carl Howe (GAL) Straßenbenennungen
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsstelle der Fraktion grün+alternativ+links (GAL) Bearbeiter/-in: Mentz, Katja
Beratungsfolge:
Hauptausschuss zur Entscheidung
14.03.2017 
59. Sitzung des Hauptausschusses zurückgestellt   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag

Wie steht Kultursenatorin Kathrin Weiher dazu, dass in Lübeck eine Straße nach Hans Pfitzner benannt ist, einem ideologischen Wegbereiter des Nationalsozialismus, der sich aktiv für die Ausbürgerung Thomas Manns eingesetzt hat?

 


Begründung

Die Diskussion um belastete Straßennamen in unserer Stadt ist noch nicht abgeschlossen. Die Fraktionen konnten sich noch nicht auf konkrete Handlungsempfehlungen einigen.

 

Ganz unabhängig von diesem – sich wohl noch hinziehenden - Prozess sprechen wir jetzt Frau Weiher als Kultursenatorin der Thomas-Mann-Stadt an. Eine der drei Straßen mit Umbenennungsempfehlung (Wiener Kategoriensystem) ist die Pfitzner-Straße.

 

Der Fall des Komponisten Hans Pfitzner ist makaber. Lange nach dem Ende der Naziherrschaft (um das Jahr 1960) wurde hier eine Straße nach dem zeitlebens bekennenden Hitlerfan und glühenden Antisemiten benannt. Es scheint den Stadtoberen damals nicht bekannt gewesen zu sein oder es hat sie schlicht nicht beeindruckt, wie verharmlosend* dieser Mensch nach dem Krieg über die KZs sprach: „In den KZ-Lagern mögen schreckliche Dinge geschehen sein, wie sie in solchen Umwälzungsperioden immer vorkommen, als vereinzelte Fälle von Seiten subalterner Rohlinge, am wenigsten aber unter den deutschen Menschen“

Die Äußerungen dieses Herrn zum „Weltjudentum“ sind so finster, dass man sie kaum zitieren mag. Darum hier nur ein kleiner Ausschnitt, ebenfalls aus der Nachkriegszeit: „Das jüdische Rassenproblem  wird noch einmal aufgegriffen, wobei man sich Hitlers erinnern wird und ihn anders sehen, als jetzt, wo man dem gescheiterten Besalzar den Eselstritt versetzt“.  Ähnlich hatte sich Adolf Eichmann im argentinischen Exil geäußert.

 

Hans Pfitzner und seine Münchener Freunde waren zudem propagandistische Wegbereiter der Ausbürgerung Thomas Manns. In einer Hetzschrift, die 1933 kurz nach der Machtübernahme der Nazis erschienen ist, warfen sie ihm vor, mit seiner Sicht auf Richard Wagner „tiefstes deutsches Gefühl zu beleidigen“. Thomas Mann, zu dieser Zeit schon im Ausland, hat die Aktion vorausschauend als seine „nationale Exkommunikation“ betitelt.

 


Anlagen