Die Bürgerschaft hat am 26.01.2012 beschlossen: „Der Bürgermeister wird gebeten, einen Bericht zu erstellen, in dem die zu erwartenden positiven und negativen Auswirkungen einer festen Fehmarn-Belt-Querung (FFBQ) für Lübeck möglichst tabellarisch gegenüber gestellt sind. Der Bericht ist der Bürgerschaft vorzulegen.“
Die Vielfalt der unterschiedlichen Akteure in diesem Prozess hat es erschwert, ein umfangreiches Bild der verschiedenen Erwartungshaltungen der Beteiligten an der Debatte rund um die FBQ zusammenzustellen.
Insoweit greift der Bericht auf vorhandene Publikationen und Strategien der einzelnen Akteure zurück.
Im Rahmen der Fragen rund um die feste Fehmarnbeltquerung und die erforderlich werdenden Hinterlandanbindungen gibt es verschiedene Gesprächsrunden und Organisationen, die sich des Themas angenommen haben, darunter auch die IHK.
Einen besonderen Stellenwert gewinnt die FFBQ im Rahmen der Metropolregion Hamburg. Ein großes Anliegen der Metropolregion wie auch der betroffenen Kreise Lauenburg, Ostholstein, Storman, Segeberg und der Hansestadt Lübeck ist es, entsprechende Impulse für ein stetes Wirtschaftswachstum in der Region zu generieren.
Bereits seit 2008 arbeiten im Rahmen der „Kooperation an der Fehmarnbeltachse“ die Kreise Herzogtum Lauenburg, Ostholstein, Segeberg und Storman sowie die Hansestadt Lübeck zusammen mit den regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaften und der IHK daran, sich die durch die FFBQ ergebenden Chancen für ein regionalwirtschaftliches Wachstum zu erschließen. Grundlage der Zusammenarbeit ist das Regionale Entwicklungskonzept in Folge einer festen Fehmarn-Belt-Querung (REK) aus dem Jahr 2010. Unlängst wurde die Kooperation auf Hamburg ausgedehnt.
Vor dem Hintergrund der laufenden Planungen für die FFBQ haben die beteiligten Gemeinden in 2015 einen Leitfaden „ Gewerbegebiete von überörtlicher Bedeutung an den Landesentwicklungsachsen in den Kreisen Herzogtum Lauenburg, Ostholstein, Segeberg, Storman und der Hansestadt Lübeck „ erarbeitet. (Vgl. 2015/ VO/02625)
Hierzu wurden für die an den Achsen BAB A1, A 20, A 21 und A 24 gelegenen Kreise und die Hansestadt Lübeck 14 Standorte bzw. Suchräume benannt, in denen zukünftig ein Schwerpunkt der gewerblichen Entwicklung in der Region liegen soll. Der Leitfaden soll zudem eine Grundlage für die anstehende Neuaufstellung des Regionalplanes bilden
Dargestellt wurden die Areale in der Hansestadt Lübeck und den Nachbarkreisen.
Aufgelistet wurden Sonderstandorte von überregionaler Bedeutung und sich überörtlich auswirkende Gewerbegebiete an einer Landesentwicklungsachse oder im Bereich zentraler Orte und Gemeinden mit planerischer Gewerbefunktion und /oder im Bereich von Siedlungsachsen an einer Landesentwicklungsachse mit Nähe zu einem BAB-Anschluss.
(Die Standorte bzw. Suchräume enthalten keine konkreten Flächenfestlegungen)
Hierzu gehören
In Lübeck
- Roggenhorst
- Teerhofsinsel
- Genin Süd / Niemark und
- Flughafen
Im Kreis Stormarn
- Hammoor
- Siek-Jacobsrade
- Stapelfeld-Braak
- Barsbüttel
Im Kreis Ostholstein an der A 1:
- Gremersdorf/ Oldenburg i.H.
- Fehmarn / Puttgarden
- Neustadt / Sierksdorf
- Mönkhagen/Stockelsdorf/Lübeck
Im Kreisherzogtum Lauenburg
- Suchraum Knotenpunkt BAB A24 / B 404 im Bereich Kasseburg/Kuddewörde
Im Kreis Segeberg
Generell sieht die Hansestadt Lübeck große Chancen auf die Ansiedlungen neuer weiterer Unternehmen im Stadtgebiet und hat durch die Planungen zu Lübeck 2030 die Voraussetzungen dafür geschaffen. Gerade im Bereich der Logistikunternehmen steht – bei entsprechender Ausweisung geeigneter Flächen – eine Stärkung des Clusters Logistik zu erwarten.
Weiterhin werden durch die FFBQ der Tourismus in Lübeck und Umgebung aber voraus. auch der Arbeitsmarkt profitieren.
Auch bei der künftigen Hafenentwicklung sind Auswirkungen durch eine feste Fehmarn-Belt-Querung zu erwarten. Die Lübeck Port Authority ist dabei einen neuen Hafenentwicklungsplan aufzustellen. Im Rahmen der Erstellung des neuen Hafenentwicklungsplans mit einem Zeithorizont 2030 sollen auch die Auswirkungen der FFBQ berücksichtigt werden.
In diesem Zusammenhang werden mehrere Gutachten erstellt, die je nach Thematik sehr unterschiedlich mögliche Auswirkungen der FFBQ darstellen. Die Aufnahme aller die FFBQ betreffenden Ergebnisse aus diesen Gutachten an dieser Stelle ist aufgrund der Komplexität der Themen nicht sinnvoll und auch nicht notwendig, da sie in eigenen Berichten zu den Ergebnissen des Hafenentwicklungsplans der Bürgerschaft bereits vorgestellt sind bzw. noch bis zur Sommerpause vorgestellt werden.
So wurden die Kurzfassungen der Ergebnisse des Gutachtens 1 "Tendenzen der logistischen und technischen Entwicklung im Ostseeverkehr und ihr Einfluss auf die Gestaltung der Anlagen in den Lübecker Häfen" und des Gutachtens 2 "Terminalkapazitäten und Kapazitätsauslastung der Lübecker Häfen" aus dem Jahr 2015 der Bürgerschaft am 24.09.2015 mit der Vorlage Nr. VO/2015/02673 vorgestellt.
Bis zur Sommerpause sollen die Kurzfassungen der Ergebnisse der Gutachten 3 bis 7, die sich zurzeit noch in der Endredaktion befinden, der Bürgerschaft vorgelegt werden.
Sie beschäftigen sich mit folgenden Themen:
- Fortschreibung und Plausibilitätsprüfung der Seeverkehrsprognose für den Bundesverkehrswegeplan,
- Marktanalyse Papier- und Rohholzumschlag im Lübecker Hafen,
- Wachstumspotenzial schienengebundener Verkehre,
- Wachstums- und Entwicklungspotenziale bestehender und neuer Geschäftsfelder und
- Potenzialanalyse für ein Logistikzentrum Lübeck.
Nach der Sommerpause soll auch noch über ein nachträglich beauftragtes Gutachten zur Abschätzung der Entwicklung des auf den Seehafen Lübeck bezogenen Reiseverkehrs auf Basis der sogenannten Verkehrsverflechtungsprognose 2030 für den Bundesverkehrswegeplan berichtet werden.
Die Fachbereiche 2 – Wirtschaft und Soziales und 5 – Planen und Bauen haben bereits in 2006 eine Matrix zu den zu erwartenden Vor- und Nachteilen einer festen FFBQ vorgelegt, die jetzt ergänzt wird.
Auswirkungen auf | Chancen | Risiken | Notwendige Maßnahmen Hansestadt Lübeck |
Stellung der Region in Europa | Zusammenwachsen der Regionen im Ostseeraum, insbesondere der Metropolregionen Kopenhagen und Hamburg, Ausbau und Verbesserung der nachbarlichen Beziehungen mit Dänemark und Schweden. Erhöhung des Verständnisses für kulturelle Besonderheiten, Identifikationssymbol für die Region. | | Kontinuierliche Begleitung der Austausches zwischen den Ländern, z.B. durch Interreg Projekte; Initiierung von grenzüberschreitenden Studiengängen. |
Wirtschaft allgemein | Deutschland ist bereits größter Handelspartner Schwedens und Dänemarks, daher bietet die FFBQ große Chancen für Lübeck und die Region für ein kräftiges Wirtschaftswachstum und mehr Internationalität durch Zusammenwachsen eines großen gemeinsamen leistungsstarken Wirtschaftsraums. | | Ausbau und Fortentwicklung der Wertschöpfungsketten, vor allem technologieorientierte Ansätze, Vernetzung und Entwicklung der regionalen Cluster. |
Ansiedlung von gewerblichen Unternehmen | Verstärkte Ansiedlung im Bereich der Metropolregion durch Unternehmen im Bereich Transport und Logistik, produzierendes Gewerbe, Clusterbetriebe. Dienstleistungsbetriebe. | Erhöhte Transitverkehre. | Einziges Oberzentrum in direkter Lage zum Verkehrsknotenpunkt A1 / A 20 – daher Ausweisung von neuen großen zusammenhängenden Gewerbeflächen in guter Anbindung an verkehrswichtige Knotenpunkte. |
Hafenwirtschaft Lübeck | Bietet Chance für einen Ausbau des Lübecker Hafens als Knotenpunkt in der südlichen Ostsee insbes. als Gateway für Baltikum und Russland. | Es kann zu Verlagerung von Warenströmen auf die FFBQ kommen, mit Einbußen im Ladungsaufkommen; in einer Größenordnung von etwa 10 % wird gerechnet. | Ausbau der Verflechtungen mit großen Logistikern, Wertschöpfungspotenziale ausnutzen, Hafenentwicklungsplan (HEP) im Verfahren mit Auswirkungen und im Szenarium FFBQ mit funktionstüchtiger Hinterlandanbindung. |
Schwerpunkt Cluster Logistik | Logistik kann ein starkes Wachstum generieren. | | Chance auf Ausrichtung des Clusters Logistik insbes. durch log-regio und Profilierung des Standortes Lübeck. |
Arbeitsmarkt während der Bauphase | Zeitlich befristete Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen in den Bereichen Bauarbeiten, Transport und Logistik, Handwerk und weitere Dienstleistungen. Ggf. auch Schaffung einen grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes. | | Einstellen der Unternehmen auf neue Herausforderungen, aber auch auf Chancen der betrieblichen Entwicklung. |
Arbeitsmarkt nach der Bauphase | Bei entspr. Ansiedlung von Unternehmen spürbare Beschäftigungseffekte; Insbes. im Bereich Transport und Logistik. | | |
Tourismus | Durch kürzere und schnellere Wege Steigerung der Gästezahlen in Lübeck, Erschließung des dänischen Hinterlandes. Langfristige Verbesserung des Markt-potentials Verstärkte Tourismusströme Erhöhte Gästezahlen Tagestourismus, Stop-Over-Tourismus, Kurzurlaub | | Bereits mit neuer Tourismus Strategie 2020 in Angriff genommen ; Stärkung der Themen Kultur, Shopping, Städtetrip Forcierung der Fremdsprachenausbildung in Gastronomie und Handel LTM gibt 2016 aus dem PPP Modell „Lübeck International“ Mittel in Höhe von € 40.000 in den Markt Dänemark (dieselbe Summe jeweils geplant für 2017 und 2018) · LTM ist im Rahmen der Mitgliedschaft im Ostsee-Holstein-Tourismus e.V. (OHT) in das dort entstehende Netzwerk im Kontext FFBQ eingebunden · LTM unterstütz die FH Westküste in ihrer Forschungstätigkeit zum Thema FFBQ (Auswirkungen auf den Tourismus und den Sektor Geschäftsreisetourismus /MICE) · LTM nimmt regelmäßig am Austausch im Rahmen der Fehmarnbeltdays teil. |
Verkehrswege | Verkürzung von Reisezeiten durch Ausbau und Modernisierung von Verkehrswegen. | Belastung von Wohngebieten durch erhöhten Güterverkehr (insbesondere an Bahnstrecken) Notwendigkeit zum Umbau von höhengleichen Bahnübergängen mit Kostenbeteiligung der Kommunen. Auswirkungen auf den Güterverkehr durch Erhöhung der Schließzeiten am Bahnübergang Teerhofsinsel. | Investitionen in Straße, Schiene ; hier insbes. Beseitigung des Engpasses Bahnknoten Lübeck ( Stresstest Hbf-Hansestadt Lübeck) Schiene – Ausbau des schnelleren Schienenverkehrs. |
Private Verkehre | Durchaus erhöhte Tourismuszahlen | Mit steigenden Verkehrszahlen ist zu rechnen. | |
Siedlungsentwicklung | Ggf. auch Nachzug von Arbeitskräften mit zusätzlichem Bedarf an Wohnraum „Wachsende Stadt“ | Verstärkte Zersiedelung durch zusätzliche Ausweisung von Wohnungsbaugebieten. | Wohnungsbauentwicklung in integrierten Lagen fördern. |
Umwelt/Natur | | Auswirkungen nicht nur durch erhöhtes Verkehrsaufkommen, sondern auch im Hinblick auf zusätzlichen Flächenbedarf für die erforderlichen Baumaßnahmen im Bereich der Stadt. | |