Vorlage - VO/2014/02019  

Betreff: Bebauung Gründungsviertel
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senator/in Annette Borns
Federführend:4.491 - Archäologie und Denkmalpflege Bearbeiter/-in: Hunecke, Irmgard
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege zur Kenntnisnahme
10.11.2014 
08. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Hauptausschuss zur Kenntnisnahme
25.11.2014 
21. Sitzung des Hauptausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Entscheidung
27.11.2014 
11. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck 2013 - 2018 zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Anlage 1 - Bebauung Gründungsviertel
Anlage 2 - Bebauung Gründungsviertel
Anlage 3 - Bebauung Gründungsviertel
Anlage 4 - Bebauung Gründungsviertel

Antrag der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck am 26

Beschlussvorschlag

Antrag der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck am 26.06.2014.

 

Der Bürgermeister wird aufgefordert, zur Bürgerschaftssitzung im September 2014 einen schriftlichen Bericht vorzulegen, der die Bauteile auflistet, die von Gebäuden bzw. Fassaden aus dem Gründungsviertel stammen und sich in Depots der Denkmalpflege und der Lübecker Museen befinden (z.B. durch Sicherstellung nach dem Luftangriff vom März 1942). Darüber hinaus ist zu berichten, ob grundsätzlich die Möglichkeit besteht, derartige Bauteile im Zuge der Neuentwicklung des Gründungsviertels Bauherren zum Wiedereinbau am historischen Ursprungsort anzubieten.

 

 

Beim Luftangriff auf Lübeck am 29

Begründung

Beim Luftangriff auf Lübeck am 29. März 1942 wurde ungefähr 20% der Lübecker Innenstadt zerstört. Etwa 1.500 Gebäude wurden vollständig zerstört, weitere 2.200 Gebäude wurden schwer beschädigt und in dessen Folge teilweise abgerissen. Die aus dem Kriegsschutt geborgenen Fragmente stammen aus dem gesamten Gebiet der Innenstadt.

 

Naturstein-Fragmente wurden aus dem Kriegsschutt geborgen und im St. Annen-Museum eingelagert.

Diese wurden 2000 beim Umbau des St. Annen-Museums auf 89 Paletten in das Lager der Denkmalpflege in der Medenbreite eingelagert. Ein Restbestand blieb im St. Annen-Museum.

Bei den archäologischen Grabungen im Gründungsviertel wurden weitere Fragmente geborgen und eingelagert.

 

 

Im Lager des Bereichs Archäologie und Denkmalpflege in der Medenbreite sind -  transportbedingt in zufälliger Anordnung - überwiegend Bruchstücke von Naturstein-Bauteilen auf Paletten gelagert. Die Anzahl der klein- und großteiligen Bruchstücke beträgt etwa 500 Stück.

Bei den archäologischen Grabungen im Gründungsviertel wurden von der Abteilung Archäologie etwa 10 Steinfragmente geborgen und eingelagert. Ein einziger gestalteter Stein davon lässt sich einem Türportal in der Fischstraße 25 zuordnen. Ein Großteil der Bruchstücke stammt von einfach gestalteten unspezifischen Bauteilen wie Fenstergewänden, Gesimsprofilen, Postamenten, Säulen oder Pilastern. Eine Zuordnung der übrigen Fragmente zu spezifischen Bauteilen ist im jetzigen Lagerzustand nicht möglich.

 

Im St. Annen-Museum sind an verschiedenen Standorten neben Fragmenten aus Naturstein u.a. auch Terrakotten gelagert (insgesamt etwa 500 Stück). Weiterhin ist eine große Anzahl von Formsteinen aus Backstein eingelagert.

 

 

Um eine Zuordnung der Bauteile vornehmen zu können, müssten die Fragmente systematisch erfasst werden.

Die räumlich beengte Lagersituation lässt eine Bestandsaufnahme vor Ort nicht zu. Es wäre notwendig, die eingelagerten Bestände an einem geeigneten Ort zusammenzuführen. Alle Fragmente müssten maßlich und fotografisch erfasst werden. Eine kompetente Bestandserfassung ist nur durch entsprechend fachlich qualifizierte Bearbeiter, z.B. Kunsthistoriker und Steinrestauratoren, möglich. Aufgrund des hohen Gewichtes der einzelnen Fragmente wären außerdem Hilfskräfte und technisches Gerät notwendig.

 

Der bauliche Zustand des Gründungsviertels vor der Zerstörung 1942 ist in großen Teilen fotografisch und archivalisch erfasst. Um die eingelagerten Fragmente verorten zu können, ist eine Auswertung dieser umfangreichen Quellen ebenfalls durch Fachleute notwendig.

 

Es handelt sich überwiegend um kleinteilige Fragmente von Bauteilen. Deren Wiedereinbau in Form von Spolien müsste im gesamten Gestaltungskontext der Neubebauung des Gründungsviertels beurteilt werden.

Große Portale oder zusammengehörende Teile konnten bisher nicht identifiziert werden. Ein solches Portal ist im St. Annen Museum gelagert, es gehört nachweislich nicht ins Gründerviertel.

Die Abteilung Denkmalpflege hält eine Rekonstruktion ganzer Fassadengestaltungen der ehemaligen Gebäude anhand der vorliegenden einzelnen Bruchstücke fachlich nicht für sinnvoll und auch nicht für möglich.

 

Nach Sichtung der Stichproben würde es voraussichtlich nur bei wenigen Teilen eine konkrete Zuordnung geben können. Ein Wiederaufbau mit Einfügungen von Bruchstücken ist erst dann zu beurteilen, wenn die Erfassung erfolgte.

 

Der Rechtsstatus der geborgenen Museumsteile ist unklar.

 

Anders beurteilt wird ausschließlich die Rekonstruktion der Fassade Mengstraße 6. Diese ist am Standort Fischstraße 19 abgebrochen worden und unter Verwendung der alten Materialien nicht als Original restauriert, sondern lediglich nachempfunden worden. Sie wurde nach dem Krieg also nicht als mittelalterliches Original, sondern als typische Neuschaffung der Nachkriegszeit unter Denkmalschutz gestellt.

Die Diskussion zu dieser Sondersituation ist fachlich noch nicht abgeschlossen.

 

 

Anlage 1

Anlagen

 

Anlage 1               Fragmente auf 89 Paletten im Lager Medenbreite

Anlage 2               Von der Abteilung Archäologie geborgene Fragmente

              aus dem Gründungsviertel, Lager Schlutup

Anlage 3               Lager Naturstein-Fragmente und Terrakotten, St. Annen-Museum

Anlage 4               Beispiel der bestehenden Erfassung der Fragmente,

              Kartei Palette 83, Lager Medenbreite

 

 

Anlagen:  
  Nr. Status Name    
Anlage 1 1 öffentlich Anlage 1 - Bebauung Gründungsviertel (46 KB)    
Anlage 2 2 öffentlich Anlage 2 - Bebauung Gründungsviertel (76 KB)    
Anlage 3 3 öffentlich Anlage 3 - Bebauung Gründungsviertel (67 KB)    
Anlage 4 4 öffentlich Anlage 4 - Bebauung Gründungsviertel (57 KB)