Der Tagesordnungspunkt wurde vorgezogen und vor TOP 2 beraten. Es spricht Fr. Markmann, Fachberaterin für Kulturelle Bildung in Lübeck, Lehrerin für Kunst und Geschichte am Katharineum zu Lübeck.
Die Fachberater:innen für Kulturelle Bildung an den Schulen in Schleswig-Holstein fungieren als Schnittstelle zwischen den außerschulischen Lernorten, Schulen und Kulturakteuren (www.kfkb-sh.de). Wichtige Aufgabe der Fachberater:innenn sei, das kulturelle Leben an Schulen auszubauen, indem sie sich für die nachhaltige Etablierung von Projekten und Methoden kultureller Bildung in Schulen engagieren. Grundsätzlich funktioniere der niedrigeschwellige Zugang zu Kunst und Kultur über kulturelle Bildungsprojekte zwischen öffentlichen oder privaten Kultureinrichtungen und Schulen gut. Im Mittelpunkt der Arbeit in Lübeck stehe die Zusammenarbeit mit den Lübecker Museen, dem Kulturbüro Lübeck, dem Europ. Hansemuseum und den Gedenkstätten der Opfer des Nationalsozialismus. Eine sehr enge und intensive Zusammenarbeit gebe es bspw. mit dem Willy-Brandt-Haus Lübeck, der Kunsthalle St. Annen und dem Museum Behnhaus Drägerhaus.
Seit einem Jahr fördere die Haukohl-Stiftung eine Kooperation zwischen dem Museum Behnhaus Drägerhaus und dem Katharineum zu Lübeck. Das Museum und das Katharineum sollen sich gegenseitig bei der Erfüllung ihres Bildungsauftrages und ihrer pädagogischen Ziele unterstützen. Das Museum Behnhaus Drägerhaus informiere das benachbarte Gymnasium stets frühzeitig über seine geplanten Ausstellungen, Angebote und Projekte und die Michael-Haukohl-Stiftung ermögliche sowohl den Schüler:innen als auch den Lehrkräften den kostenfreien Besuch der Sammlung. Es wäre wünschenswert derartige Kooperationen auf weitere außerschulische Lernorte auszudehnen. Mit den Nordischen Filmtagen Lübeck sei eine Zusammenarbeit im Aufbau. Hier sei der Aufbau eines Lehrer:innennetzwerkes verschiedenster Schularten (Grundschulen, Förderschulen und alle weiterführenden Schulen) in Planung.
Fachberater:innen seien vor allem Netzwerker:innen sowie Berater:innen für Kulturelle Bildung in ihren Regionen und nicht nur landesweit miteinander vernetzt. So bestehen projektartige Zusammenarbeiten mit der Metropolregion Hamburg, der Gedenkstätte Sandbostel in Niedersachsen, dem Grenzhus Schlagsdorf und der Fachstelle für Kulturelle Bildung in Mecklenburg-Vorpommern.
Beispielhafte Projekte seien folgende: Entwicklung der KulturKiste (kostenfreie digitale Angebote für Schulen), gefördert vom Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur; „Dein Wort in mir“ im Rahmen der Projektfinanzierung von „Schule trifft Kultur“ und des Festjahres „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“.
AM Schedel bedankt sich für den Bericht. Eine Kollegin der Haukohl-Stiftung habe darüber geklagt, dass Lübecker Gymnasien aufgrund des Schulpensums wenig Zeit hätten, die Museen mit ihren Schulklassen zu besuchen. Dieses Problem müsse von den Fachberater:innen gelöst werden. Fr. Markmann merkt an, dass dieses Versäumnis auch an der Schulorganisation liegen könne. Für jede Jahrgangsstufe müssen solche kulturellen Bildungsprojekte ins Fachcurriculum eingearbeitet werden. Ein nicht unwesentlicher Knackpunkt seien auch die Kosten.
AM Schedel weist auf das Schulprogramm „denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz hin. Solche Projekte sollen ständig fortgeführt werden.
Fr. Markmann wiest darauf hin, dass dieses Projekt ans Schneeballsystem gekoppelt und deshalb diese Bildungsarbeit schwer zu institutionalisieren sei. Man müsse immer wieder neue Schulen für das Projekt bewegen.
AM Grabitz hebt die privilegierte Lage des Katharineums hinsichtlich Erreichbarkeit von Kultureinrichtungen in der Altstadt hervor. Für dezentral gelegene Schulen seien solche Schulfahrten aufgrund der Ticketpreise kostenintensiv. Sie fragt, ob hierfür eine Antragstellung bei der Haukohl-Stiftung möglich sei. Fr. Markmann antwortet, dass die Einwerbung von Finanzierungsmitteln ein generelles Problem sei. Es sei abhängig vom Engagement einzelner Lehrer:innen und ihrer Bereitschaft, diesen Mehraufwand zu leisten. Daher versuchen Fachberater:innen auch, solche engagierten Lehrer:innen miteinander zu vernetzen. Die Haukohl-Stiftung unterstütze den Museumsbesuch bereits in einem sehr hohen Maß durch Förderprogramme wie „Schüler führen Schüler“, „Wege zur Kultur“ und die Finanzierung von Einzelprojekten.
AM Grabitz fragt, wie diese Hürden abgebaut werden könnten. Fr. Markmann antwortet, indem Schulen ein Budget zur Verfügung gestellt werde. Bspw. seien in Rostock Busfahrten zu Museen generell kostenfrei. Außerdem müsse der Museumsbesuch fest ins Fachcurriculum integriert werden. Der ganzjährige freie Eintritt in alle außerschulischen Lernorten müsse als unabdingbar betrachtet werden, um diese Lernorte nachhaltig in den Unterricht zu integrieren. Dieser darf dann nicht nur für Jugendliche bis 18 Jahre gelten, sondern für alle Schüler:innen. An allen Gesamtschulen mit Oberstufen, die Gymnasien mit dem zukünftigen G9-Jahrgängen und alle Fachgymnasien haben eine hohe Anzahl an Schüler:innen, die älter als 18 Jahre sind.
Fr. Sen Frank weist darauf hin, dass ein Museumsbesuch durch Schulen bzw. Schulklassen prinzipiell nicht an finanziellen Mitteln scheitere. Für solche Zwecke gebe es den Lübecker Bildungsfonds. In der Vergangenheit habe es bereits einen Austausch mit Fr. Markmann u. a. auch über die Mühen und Hemmnisse der Einwerbung von Finanzierungsmitteln gegeben. Dabei stellte sich heraus, dass eher das Einsammeln von Eintrittsgeldern und die Vermittlung zum Bildungsfonds für Lehrkräfte zusätzlichen Aufwand und damit eine Hürde bildeten.
AV Stolzenberg fragt zum aktuellen Sachstand einer Kooperation mit den Nordischen Filmtagen Lübeck. Fr. Sen. Frank verweist auf die von Hr. Hailer auf der letzten Ausschusssitzung dargelegten Konzeptidee der NFLplus, um das Medium Film wieder in das Bewusstsein junger Menschen zu rücken. Angefragte und zugesagte Kooperationen liegen vor. Für dieses Projekt sei ein Antrag bei der Possehl-Stiftung gestellt worden. Eine Mitteilung über die Entscheidung der Possehl-Stiftung werde für Ende August erwartet. Es sei verabredet, zum Ergebnis im Kulturausschuss, im Jugendhilfeausschuss sowie im Ausschuss für Schule und Sport zu berichten.
AV Stolzenberg bedankt sich für den vorgetragenen Bericht.