Auszug - Mündlicher Bericht (5.660): Konzeptioneller Ansatz bei der Planung von Kinderspielplätzen  

Sitzung des Bauausschusses
TOP: Ö 4.2.4
Gremium: Bauausschuss Beschlussart: (offen)
Datum: Mo, 18.09.2017 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 16:00 - 20:40 Anlass: Sitzung
Raum: Foyer der Bauverwaltung
Ort: Mühlendamm 12, Lübeck
 
Wortprotokoll

Herr Schott erläutert die unten stehenden Ausführungen zum konzeptionellen Ansatz bei der Planung von Kinderspielplätzen, basierend auf eine Anfrage von Frau Czerwinski im Rahmen des Forums der Frauenbürgerschaft.

 

 

Anfrage aus der Bauausschusssitzung am 19.06.2017 – TOP 5.2.11

Inwieweit besteht seitens der Bauverwaltung ein konzeptioneller Ansatz bei der Planung oder Überplanung von Kinderspielplätzen und wie schaut dieser aus? – mit der Aufforderung an die Verwaltung, ihre konzeptionelle Vorgehensweise - mit Angaben, welche Kriterien mit eingebunden werden - einmal im Bauausschuss vorzustellen.

 

Welche der Themen aus dem Antrag "Forum Frauen-Bürgerschaft“ werden bereits bei der Planung der Spielplatzgestaltung berücksichtigt und welche Punkte aus welchen Gründen nicht?

 

 

Konzeptioneller Ansatz:

Bei der Neuanlage von Wohngebieten

 

DIN-gerechte Versorgung und Bau:

Entfernung von vorhandenen oder neu auszuweisenden Spielplätzen max. ca. 300 m bzw. ca. 500 m für Ballspielplätze

Art der Bebauung, EFH und DH mit nutzbarem Grundstück erfordern weniger KSP als Geschosswohnungen

Voraussichtlicher Anteil an Kindern an zukünftigen Bewohnern geht in die Überlegungen zur Größe und Anbindung ein.

Vernetzung mit Grünzügen wird angestrebt, da zusätzliche Spielmöglichkeiten entstehen und naturnahes Spiel wichtig ist.

Die gute Erreichbarkeit ist ebenso wichtig wie die sichere Zuwegung für Kinder, die möglichst auch alleine und ab einem Alter von sechs Jahren unbegleitet zum Spielplatz kommen sollen.

Die Kinderspielplätze sollen eine gewisse Größe aufweisen, damit nicht nur Spielgeräte Platz finden sondern auch eine angemessene Grünfläche mit Bäumen zur Verfügung steht.

 

Bei Überplanungen im Bestand gilt zunächst die im KSP-Bericht von 2010 aufgestellte Liste der Spielplätze mit Umgestaltungsbedarf, die im Juli 2011 durch Beschluss der Bürgerschaft zur Leitlinie bei der zukünftigen Entwicklung der städtischen Kinderspielplätze wurde.

 

Reagieren auf aktuelle Abnutzungen und / oder Vandalismusschäden ist erforderlich und hat unmittelbaren Einfluss auf die Prioritätenbildung.

 

Flexible Abarbeitung der Liste findet in enger Rückkopplung der aktuellen Erfahrungen des Außendienstes und der Anregungen und Beschwerden aus der Bevölkerung. Jährliche Überprüfung der Prioritäten durch die Planungsabteilung.

 

Knappheit der Finanzmittel lässt nur punktuelle Verbesserungen zu, die wir versuchen, über die Stadtteile zu streuen.

 

(Der KSP-Bericht war auf zehn Jahre ausgelegt, jährlich sollten fünfhunderttausend Euro in Grundüberholungen fließen, tatsächlich sind im Mittel dreihunderttausend Euro verfügbar.)

 

Begehung mit Mitarbeitern aus der Planung und der Unterhaltung zum Abgleich der Prioritäten wird von Fall zu Fall durchgeführt. Anhand der Nutzungsspuren auf den Plätzen und ergänzend und wichtig auch in der Umgebung ergibt sich ein Bild über den aktuellen Bedarf.

 

Gegebenenfalls werden statistische Daten der Kinderzahlen herangezogen, wenn Nutzungsspuren nicht klar ersichtlich sein sollten.

 

Beteiligung von Erwachsenen

Die Beteiligung von Kindern und Jugendliche ist durch die Schleswig-Holsteinische Gemeindeordnung vorgeschrieben, eine Beteiligung der Erwachsenen nicht.

 

Die personellen und finanziellen Ressourcen sind sehr knapp, für eine eigene Beteiligung der Erwachsenen war bisher kein Spielraum, da es ja vorrangig um Kinderspielplätze geht.

 

Die eigenen Mitarbeiter und die beauftragten Büros haben überwiegend selbst Kinder und kennen aus eigener Anschauung das „Leben auf Kinderspielplätzen“. Anregungen aus der Bevölkerung nehmen wir in jedem Falle aber gerne entgegen.

 

Bei den aktuellen Umgestaltungen im Rahmen der Sozialen Stadt und des Drägerparks als zentralem Spielplatz werden z. B. auch Picknicktische eingebaut, mit denen ein längerer Aufenthalt der begleitenden Erwachsenen erleichtert wird.

 

Sitzgruppen

Wir planen seit Jahren Sitzgruppen auf Spielplätzen mit ein.

 

Wir achten dabei sehr auf die bisher feststellbare Nutzung auf den Spielplätzen.

 

Hier gibt es vor allem in der Nähe von Nahversorgungsbetrieben eine Klientel an Alkoholabhängigen, die diese Sitzgruppen nur zu gerne vom frühen Morgen an belagern und eine Nutzung durch Kinder begleitende Erwachsene unmöglich machen. Auch gibt es KSP, die feiernde Jugendliche magisch anziehen und denen wir nicht noch nette Aufenthaltsflächen für spätabendliche Saufgelage anbieten wollen.

 

Spielplätze in die Nähe von Toiletten und Einkaufsmöglichkeiten legen

Im Bestand gibt es meistens keine Standortalternativen, meist liegen die Spielplätze am Rand der Wohnsiedlungen. Außerdem gilt das oben bei Sitzgelegenheiten schon Beschriebene.

 

In der Nähe von Einkaufsmöglichkeiten wird immer Fahrzeugverkehr erzeugt, der für Kinderspielplätze zu einem Sicherheitsrisiko führt.

 

Die Einbindung von KSP in Grünzüge wird vom Bereich Stadtgrün und Verkehr wegen der zusätzlichen Spielanreize bevorzugt, und von der DIN empfohlen.

 

Infotafeln / Pinwände als Orte der Kommunikation

Frei zugängliche Infotafeln sind extrem vandalismus- und graffiti -gefährdet. Wer überwacht den Inhalt und das Ablaufdatum? Gerade bei großen Spielplätzen ist dies ein schwieriger Punkt.

 

Auf dem Spielplatz Ellerbrook und der Katharinenwiese haben wir eine Infotafel aufgestellt, diese wurden aber ständig verschmiert.

 

Gemeinschaftsplätze

Vorrangig beim Ausbau der Bezirksspielplätze und der KSP mit überlokaler Bedeutung versuchen wir auch den Erwachsenen gerecht zu werden. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang u.a. der Meesenplatz, der Grünzug in Buntekuh, die Humboldtwiese in der Dornbreite, der Drägerpark, die Katharinenwiese in Israelsdorf.

 

Wenn wir alle Kinderspielplätze auch für Erwachsene mit einer gewissen Attraktivität aufrüsten sollen, sind die finanziellen und personellen Ressourcen nicht ausreichend. Diese Verlagerung würde zu einer weiteren Verlangsamung in der Abarbeitung der Umgestaltung aller Spielplätze werden. Finanzmittel, die bisher ausschließlich für Kinder vorgesehen sind, würden sozusagen umgeschichtet.

 

Die Erneuerung der großen Wasserspielplätze wie Drägerpark und Kaisertor in den Wallanlagen kostet wegen der zu erneuernden technischen Installationen deutlich mehr als im Bericht von 2010 geschätzt.

 

Unter diesen Rahmenbedingungen ist kaum Spielraum für eine über die Grundüberholung hinausgehende Aufbesserung der Kinderspielplätze.

 

Der Bauausschuss nimmt Kenntnis.