Vom 17. November bis zum 13. Dezember 2023 zeigt die Stadtbibliothek Lübeck die Wanderausstellung „Landesväter- Weimar in den Regionen“. Die Ausstellung widmet sich dem Föderalismus in der Weimarer Republik. Sie stellt zum einem die Landesgeschichte der jeweiligen Region vor, konzentriert sich aber auch auf entscheidende politische Akteure der Weimarer Jahre. Ziel ist, die heute weitestgehend unbekannten Befürworter und Verteidiger, aber auch die Kritiker der Republik ins Gedächtnis zu rufen.
Die öffentliche Wahrnehmung und Erinnerung an die Weimarer Republik blickte lange Zeit vor allem auf das Scheitern der ersten deutschen Demokratie. Dies hat sich zunehmend geändert, heute werden die Möglichkeiten des Aufbruchs 1918/19 deutlich ausgewogener beurteilt. Weiterhin liegt jedoch der Fokus auf den Ereignissen auf Reichsebene und auf der Hauptstadt Berlin – die Erinnerung an regionale Geschehnisse und Personen bleibt derweil häufig rudimentär.
Das Projekt "Weimar in den Regionen" zielt darauf ab, die Biographien landespolitischer Akteure stärker ins Bewusstsein zu rufen. Wer waren die rund 200 Männer, die zwischen 1918 und 1933 als Ministerpräsidenten der Länder, in den Provinzen des Landes Preußens als Oberpräsidenten und Landeshauptmänner das Geschehen prägten? Waren die föderalen Akteure ein Bollwerk der Demokratie? Wie viele waren im Gegenteil eingefleischte Feinde der neuen Ordnung? Wie prägten sie in ihrem Einflussbereich die Weimarer Jahre?
Anhand von Biogrammen und repräsentativen Episoden blickt das Projekt auf Vorgeschichte und Wirkungsmöglichkeiten regionaler Entscheidungsträger, aber auch auf ihr Nachleben über 1933 hinaus. Die Ausstellung, in Form einer Medienstation, kann zu den Öffnungszeiten der Bibliothek angeschaut werden!
Thematisch passend zur Ausstellung wird Dr. Marc Bartuschka, Referent der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte, am Montag, 11. Dezember 2023, um 17 Uhr einen Vortrag unter dem Titel „Zwischen Revolution und Verlust der Selbstständigkeit – Lübeck in der Weimarer Republik“ in der Stadtbibliothek Lübeck halten.
Der Auftakt der Zwischenkriegszeit Lübecks verläuft spektakulär. Die am 5. November 1918 beginnende Revolution siegt in der Hansestadt praktisch gewaltfrei. Binnen wenigen Tagen einigen sich der bürgerlich dominierte Senat mit dem revolutionären Arbeiter- und Soldatenrat auf eine Kooperation. Dies macht den Weg frei für eine Demokratisierung der Bürgerschaft und des Senats – ein Auftakt, der große Hoffnungen weckt. Tatsächlich sind die folgenden Jahre Lübecks zwar nicht frei von harten politischen Meinungskämpfen, doch weitaus gewaltärmer als in vielen anderen Teilen der jungen Republik. Politisch wie gesellschaftlich scheinen neue Zeiten angebrochen zu sein. Fast 15 Jahre später bringt jedoch erneut der Druck der Straße einen Umbruch. Diesmal sind es die aufmarschierenden Horden der Braunhemden, die mit Rückendeckung aus Berlin das Ende der Demokratie in Lübeck wie im ganzen Land einläuten. Wenige Jahre darauf folgt das Ende von Lübecks zuletzt bestenfalls noch nomineller Eigenständigkeit als Gliedstaat Deutschlands.
Die Zeitspanne 1918 bis 1933 erscheint kurz in der Lübecker Stadtgeschichte, doch waren es ebenso dramatische wie einschneidende Jahre. Sie in ihrer Widersprüchlichkeit, mit ihren Chancen wie ihren Fehlern zu umreißen und einige zentrale Akteure der Zwischenkriegszeit vorzustellen, ist auch aus heutiger Sicht noch aufschlussreich. Der Vortrag lädt die Zuhörenden zu einem Blick in die Zwischenkriegsjahre in Lübeck ein, gestattet aber auch den Blick auf andere Regionen der Weimarer Republik.
Der Eintritt zur Ausstellung und zum Vortrag ist frei. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
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