16. Jahrhunderts in die Sammlung des St. Annen-Museums, wie es nur wenige im Mittelalter und in der frühen Neuzeit nördlich der Alpen gegeben hat. Kurzfristig konnte es mit Mitteln aus der testamentarisch verfügten Spende von Georg Bartsch in sechsstelliger Höhe für Lübeck ersteigert werden.
Das Bild zeigt ein Paar, welches in einer hügeligen und bewaldeten Landschaft mit einer Burg ein romantisches Plätzchen unter einem Baum gefunden hat. Hinter diesem lugt das Pferd hervor, mit dem sie wohl hin geritten sind. Fast wie eine Theaterkulisse wirkt die Szenerie, vor der der vornehm gekleidete Herr der modischen Dame augenscheinlich einen Ring als Symbol ihrer Verlobung übergibt. So werden die BesucherInnen Zeugen eines liebevollen und privaten Augenblicks. Weltliche Darstellungen wie diese sind bis heute beim Publikum sehr beliebt.
„Dieses Gemälde ist eine besondere Bereicherung für das St. Annen-Museum“, so die Leiterin und Mittelalterexpertin Dagmar Täube, „weil es sich um eine sehr seltene gemalte Minneszene in dieser Größe (59,4 x 39 cm) handelt“. Es wurde unter der Zuschreibung „The Master of the Lockinge Courtship Panel“ bei Sotheby‘s in London ersteigert und wird seitens des Kemmer-Kenners Christoph Emmendörfer als ein eigenhändiges Werk des Lübecker Malers Hans Kemmer angesehen.
Der versatzartige Bildaufbau, wie auch die Farbgebung und die Figurentypen sind sehr typisch für die Werkstatt Lucas Cranachs, in der auch Hans Kemmer Gesellenjahre verbracht hat. Harmonisch aufeinander abgestimmt, vermitteln die Rot-, Blau-, Gelb- und Grüntöne eine romantische und fröhliche Stimmung. Die feine Malerei spricht für eine gehobene Qualität, der Zustand ist gut.
„Da das St. Annen-Museum als einziges über besonders viele Malereien dieses Künstlers verfügt, ist das Bild eine hervorragende Ergänzung der Sammlung. Außerdem wird es gegenüber der üppigen Sammlung an Schnitzaltären, die kleine, aber sehr qualitätvolle Malerei-Sammlung hervorragend ergänzen und dazu beitragen, die mittelalterliche Kunst im St. Annen-Museum weiter qualitativ aufzuwerten“, so Dagmar Täube.
Das Werk ist ab sofort in der Ausstellung im St. Annen-Museum zu sehen.