Heterogenität ist ein schillernder Begriff. Mit ihm wird zum einen auf die Tatsache reagiert, dass SchülerInnen unterschiedlich sind. Gemeint sind damit nicht nur soziale Differenzkategorien wie Geschlecht, Milieu oder Ethnizität, sondern auch unterschiedliche Begabungen oder Einschränkungen. Einhergehend mit der Rede von der Heterogenität der SchülerInnenschaft finden sich Forderungen nach der positiven Anerkennung sowie entsprechende didaktische Innovationen, die sich an reformpädagogischen Konzepten der Individualisierung orientieren. In dieser Sichtweise wird Heterogenität einseitig zu einem positiv besetzten Topos, sodass von einer „Heterogenitätsorientierung“ gesprochen werden kann. Diese allerdings übersieht, dass Heterogenität nicht ohne sein Pendant, die Homogenität zu verstehen ist. Mit Heterogenität wird aber auch auf die Reproduktion sozialer Ungleichheit im Schulsystem hingewiesen.
Darüber hinaus erweist sich der Begriff Heterogenität bislang als theoretisch unklar und empirisch kaum anwendbar. Die Konzepte von Heterogenität reichen von ‚natürlichen Unterschieden‘ über ‚soziale Vererbung in unterschiedlichen Milieus bis hin zu konstruktivistischen Ansätzen‘, die auf den sozialen Charakter von Differenzkategorien hinweisen. Diese drei verschieden Perspektiven werden in dem Vortrag theoretisch aufgegriffen und entfaltet.
Jürgen Budde ist in Minden in Westfalen geboren. Er studierte Behindertenpädagogik an der Uni-versität Bremen und Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg. Von 2002-2004 war er Stipendiat im Forschungsprojekt „Doing Gender im heutigen Schulalltag“. In Hamburg wurde er als wissenschaftlicher Mitarbeiter 2005 mit einer Arbeit zu „Männlichkeit im gymnasialen Alltag“ summa cum laude promoviert. Nach Stationen an den Universitäten Halle und Hildesheim sowie Gastlehrtätigkeiten in Russland, Österreich und der Schweiz ist er seit 2012 Professor für die Theorie der Bildung, des Lehrens und Lernens an der Europa-Universität Flensburg im Institut für Erziehungswissenschaften.+++