Veröffentlicht am 29.10.2013

Vortrag über jüdische Firmen und Unternehmen in Lübeck

Veranstaltung im Vortragssaal des Naturkundemuseums anlässlich der Pogromnacht 1938

1938 endete nach der Pogromnacht vom 9. zum 10. November das jüdische Wirtschaftsleben in Lübeck. Schon mit Beginn des nationalsozialistischen Gewaltregimes 1933 setzte die Ausgrenzung der Juden ein und nahm nach den Nürnberger Gesetzen 1935 an Schärfe zu. Bereits 1936 wurden Lübecker Geschäfte und Betriebe jüdischer Inhaber „arisiert“. Nach dem Novemberpogrom 1938 gab es dann in der Hansestadt kein jüdisches Unternehmen und Gewerbe mehr.

Anlässlich des 75. Jahrestages der Gewalttätigkeiten und Hetzjagden gegen die Juden wird Albrecht Schreiber einen Überblick über den jüdischen Anteil an der Lübecker Wirtschaft zwischen 1920 und 1938 geben. Der Vortrag am Dienstag, 5. November 2013, Beginn um 18.30 Uhr im Vortragssaal Museum für Natur und Umwelt (Eingang Treppe zu den Domtürmen) stellt zugleich die Vorankündigung einer Veröffentlichung des Archivs in 2014 dar. Dessen Titel lautet: „Hirschfeld, Asch und Blumenthal. Jüdische Firmen und jüdische Wirtschaftsunternehmen in Lübeck 1920 bis 1938“.

Veranstalter des Abends sind das Archiv der Hansestadt Lübeck und der Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde.

Das Buch „Hirschfeld, Asch und Blumenthal - Jüdische Firmen und jüdisches Wirtschaftsleben in Lübeck 1920 -1938“ von Albrecht Schreiber, Lübeck 2014, erscheint in der Publikationsreihe der „Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, herausgegeben vom Archiv der Hansestadt.

Zum Inhalt: Mediziner, Textilhändler, Schneider, Schuhmacher, Viehhändler, Rechtsanwälte und Fabrikdirektoren - Lübecker jüdischen Glaubens waren in diesen und vielen anderen Berufszweigen tätig und damit vor 1933 ein selbstverständlicher Teil des Wirtschaftslebens der Hansestadt. In ihren Geschäften und Betrieben kaufte man tagtäglich ein, die jüdischen Geschäftsleute und Dienstleister waren Geschäfts- und Gesprächspartner, ihre Familien in die lübeckische Gesellschaft integriert.

Zahl und Bedeutung der jüdischen Wirtschaftsbetriebe sind heute kaum noch bekannt. Das seit 1933 unter Druck und Zwang herbeigeführte Ende dieser jüdischen Firmen, Praxen und Gewerbetriebe ist bisher nicht umfassend erforscht und dargestellt worden.

Der Lübecker Journalist und auf dem Gebiet der jüdischen und jüngeren Stadtgeschichte vielfältig ausgewiesene Autor Albrecht Schreiber ist diesen Themen detailliert nachgegangen.

Ausgehend von zwischen 1920 und 1938 erschienenen Zeitungsanzeigen von 75 jüdischen Inserenten im „Lübecker General-Anzeiger“ (heute: Lübecker Nachrichten) sowie im sozialdemokratischen „Lübecker Volksboten“ hat Albrecht Schreiber die Geschichte dieser Firmen, Betriebe etc. sowie ihrer Inhaber und Betreiber erforscht. Dazu waren auch die zahlreichen Quellen im Archiv der Hansestadt Lübeck, im Landesarchiv Schleswig-Holstein sowie im Staatsarchiv Hamburg heranzuziehen und auszuwerten (z.B. Handelsregister- und Polizeiakten).

Die Veröffentlichung stellt dar, wie sich der nationalsozialistische Staat mit Hilfe willfähriger Lübecker Behörden und mit propagandistischer Unterstützung der Presse an der Entrechtung, Ausbeutung und Ausgrenzung der Lübecker Juden bis zu ihrem gewaltsamen Ende beteiligt hat. Schließlich erfährt der Leser, wie es den Lübecker Juden, die in dem Buch genannt werden, ergangen ist, und ob und in welcher Weise die wenigen Überlebenden des Holocaust Wiedergutmachungsleistungen und Entschädigungen erhalten haben.

Das Buch „Hirschfeld, Asch und Blumenthal“ wird voraussichtlich im ersten Halbjahr 2014 erscheinen. Neben zahlreichen Abbildungen der Inserate jüdischer Betriebe wird die Archivveröffentlichung auch viele Fotos der beschriebenen Zeit enthalten. Das Vorwort hat Frank-Thomas Gaulin, langjähriges Mitglied der Lübecker Bürgerschaft, geschrieben. +++